Experten orten positive Signale am internationalen Milchmarkt. Ein stabiles Angebot und geringe Lagermengen nehmen Druck von den Erlösen, heisst es in einer Analyse des ife-Instituts in Kiel (D).
In diesem Jahr habe es relativ lange gedauert, bis sich am Milchmarkt die übliche Preisbefestigung eingestellt habe, heisst es weiter.
Mehrere Faktoren
Bei dieser Preisbefestigung wirken sich mehrere Faktoren aus: Die Milcherzeugung unterliegt jahreszeitlichen Schwankungen mit einer saisonalen Spitze auf der nördlichen Hemisphäre im Zeitraum Mai/Juni und den niedrigsten Mengen im November und Dezember. Umgekehrt verhält es sich bei den Preisen, das heisst, dass ab Juni ein sinkendes Angebot üblicherweise zu steigenden Erlösen führt.
Das funktioniert aber nicht in jedem Jahr: Zyklische Schwankungen von Angebot und Nachfrage können sich durch erhöhte Bestände an lagerfähigen Milcherzeugnissen stark dämpfend auswirken, sodass auch bei sinkender Produktion nicht sofort höhere Preise erzielbar sind. Umgekehrt können sich auch Situationen ergeben, in denen bei rasch wachsender Nachfrage die Milcherlöse erst mit beträchtlicher Verzögerung unter den Druck einer schon wachsenden Erzeugung geraten. Spätestens seit 2007 weiss man, dass derart starke zyklische Schwankungen zu einer hohen Volatilität bei den Preisen führen können.
Wichtigste Indikatoren zeigen nach oben
"Die wichtigsten Indikatoren für die weitere Preisentwicklung am Milchmarkt zeigen jetzt wieder nach oben. Der Kieler Rohstoffwert für Milch ist im September auf 31,4 Cent/kg (34 Rp.) gestiegen, nachdem er im August unter die 30-Cent-Schwelle gerutscht war. Die Preise für Milchpulver haben einen wesentlichen Anteil daran, aber auch lose Butter ist teurer geworden, sodass auch bald mit höheren Preisen im deutschen Detailhandel zu rechnen ist", stellen Erhard Richarts und Holger D. Thiele vom ife-Institut in ihrer Analyse fest.
Am Spotmarkt werden gemäss den Experten inzwischen wieder Erlöse erzielt, die deutlich über den Rohmilchwert hinausgehen, nachdem sie längere Zeit deutlich zurückgeblieben waren. Auch die internationalen Märkte stützen diese Einschätzung. Die beiden Experten verweisen in diesem Zusammenhang auf das relativ stabile internationale Angebot, die geringen Lagermengen und die guten Exportchancen.
Weniger Angebot wegen sinkender Bestände
Ein wichtiger Faktor bei der Einschätzung der Marktentwicklung ist das Rohmilchangebot. Die bis November in der EU saisonal sinkenden Anlieferungen sind voraussichtlich, wenn überhaupt, nur noch von geringen Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr gekennzeichnet. Die vorliegenden Daten über Kuhbestände deuten laut ife-Institut nicht auf stärkere Expansion hin. Die Ausnahme in der EU ist Irland, wobei dort die Milcherzeugung nach wie vor von heftigen saisonalen Schwankungen gekennzeichnet ist, was sich dort allerdings in den kommenden Monaten in einem schnellen Rückgang der Milchmengen auswirken dürfte.
In anderen für die Belieferung des Weltmarktes wichtigen Ländern wird ebenso wenig mit einer stärkeren Expansion des Angebotes gerechnet. In den USA stagniert die Produktion seit Anfang 2019 auf dem Vorjahresniveau. Niedrigere Kuhbestände und eine schwierige Futterversorgung lassen so bald noch keine Rückkehr zu expansiven Tendenzen erwarten.
Geringe Lagerbestände
In Neuseeland starteten die Farmer im Juni, dem Beginn des neuen Milchjahres 2019/20, zwar mit einem Plus von 14% gegenüber dem Vorjahr, in absoluten Zahlen waren das aber nur 28'000 t mehr Milch. Im Juli betrug das Plus 4,6% und im August waren es gerade noch 0,8% mehr. In Australien erwartet man einen weiteren Rückgang der Milcherzeugung, nachdem schon die Saison 2018/19 am 30. Juni mit einem Minus von 5,7% zu Ende gegangen war. Im Juli 2019 wurden um 8% weniger Rohmilch angeliefert.
Einen Einfluss auf die Markt- und Preisentwicklung hat auch die Lagerhaltung. In der EU sind die Interventionsbestände an Magermilchpulver teilweise vom Markt schon absorbiert worden. Soweit noch in privaten Lagern entsprechende Mengen vorhanden sind, dürften sie laut Einschätzung der ife-Experten bald aufgebraucht sein. Am Buttermarkt liess die temporäre Preisschwäche auf einen Bestandsaufbau schliessen, damit dürfte es aber bald vorbei sein. Zusammenfassend lässt sich somit feststellen, dass die Märkte zumindest bis Jahresende mit einem stagnierenden Angebot versorgt werden.