Das Interesse der Milchindustrie an den EU-Marktstützungsinstrumenten lässt weiter nach. Wie aus aktuellen Zahlen der EU-Beobachtungsstelle hervorgeht, wurden in der Woche zum 15. November 2015 erstmals seit drei Monaten überhaupt keine Mengen der öffentlichen Intervention angedient, weder Butter noch Magermilchpulver. Das European Milk Board macht weiterhin auf ihr Marktverantwortungsprogramm aufmerksam.
Seit dem 13. Juli wurden damit insgesamt 23'638 t Trockenmilch an die Europäische Kommission verkauft - eine vergleichsweise geringe Menge. Die Butterintervention kam ohnehin nie in Schwung. Auf niedrigem Niveau bewegte sich weiter die Nachfrage nach den Beihilfen zur privaten Lagerhaltung.
Butter wurde teurer
In der Berichtswoche wurden Anträge für EU-weit 633 t Streichfett, 1'399 t Milchpulver und 1'197 t Käse gestellt. Für deutsche Molkereien war dabei ausschliesslich die neugeschaffene Möglichkeit, Magermilchpulver für 365 Tage bezuschusst einzulagern, interessant: Nur hier wurde die Beihilfe in Anspruch genommen, nämlich für 768 t. Die Preise der wichtigsten Milchprodukte entwickelten sich überwiegend positiv.
Insbesondere Butter verteuerte sich kräftig, gegenüber der Vorwoche um 3,8% auf 307 Euro/100 kg (332 Fr.) im EU-Durchschnitt. Auch Emmentaler legte mit einem Plus von 3,1% auf 395 Euro/100 kg (428 Fr.) deutlich zu. Magermilchpulver notierte im EU-Mittel bei 179 Euro/100 kg (194 Fr.), Cheddar bei 301 Euro/100 kg (326 Fr.) und Gouda bei 252 Euro/100 kg (273 Fr.). Hier wurde jeweils ein geringfügiger Anstieg um 0,2 % bis 0,3 % registriert. Demgegenüber gaben Vollmilchpulver um 0,8 % auf 239 Euro/100 kg und Molkepulver um 3,2% auf 61Euro/100kg (66 Fr.) nach.
Geldspritze reicht nicht
Unterdessen bekräftigte der Vorstand des European Milk Board (EMB) am Rande des Agrarrats am vergangenen Montag Forderungen nach einer staatlichen Steuerung der Milchproduktion. „Europas Milcherzeuger sind am Ende. Die Überproduktion macht die Preise und uns Milchbauern kaputt“, klagte EMB-Präsident Romuald Schaber in Brüssel. Das Marktverantwortungsprogramm des EMB setze an der Wurzel des Problems an, nämlich der Überproduktion.
Die EU-Kommission und die europäischen Agrarminister sollten dieses Konzept ernsthaft prüfen anstatt Gelder in „halbherzige Hilfspakete“ zu stecken, so Schaber mit Blick auf die im September auf den Weg gebrachten 500 Mio. Euro für zusätzliche Beihilfen nicht nur an Milcherzeuger.
„Längst ist klar, dass es sich nicht um ein nationales Problem handelt oder um kleine Betriebe, die nicht wirtschaftlich arbeiten“, erklärte der EMB-Präsident. Er verwies auf Protestveranstaltungen, die von Mitgliedern am 12. November in mehreren EU-Ländern durchgeführt worden seien. Eine zentrale Forderung der EMB-Bauern sind kostendeckende Preise. Der Milchmarkt leide an strukturellen Defiziten, die nicht mit einer kleinen Geldspritze gelöst werden könnten.