Der Raps blüht. Rüben, viele Kartoffeln und der erste Mais sind im Boden. Dabei hat der April eben erst begonnen.
2013 wollte der Frühling nicht kommen. Dieses Jahr bricht er alle Rekorde. Erna Hirschi von Meteotest bilanziert: «Nach dem milden Winter glänzte auch der März mit Sonne, wenig Regen und einem Wärmeüberschuss von knapp 2°C gegenüber dem langjährigen Mittel.»
Raps mit grossem Vorsprung
Das hat Auswirkungen auf die Entwicklung der Kulturen. «In frühen Lagen blüht der Raps. Normalerweise ist die Vollblüte im Mai», hat Rebekka Wyss vom Landwirtschaftlichen Institut in Grangeneuve FR beobachtet. Eine frühe Blüte habe Vorteile: «Sie reduziert das Risiko für Glanzkäferschäden.» Die Unterschiede von Region zu Region seien allerdings gross.
Martina Ruh vom Wallierhof in Riedholz SO spricht den unterschiedlichen Stand der Kulturen ebenfalls an. In frühen Lagen schätzt sie den Vegetationsvorsprung beim Raps auf drei bis vier Wochen im Vergleich zu 2013: «Die Rüben und viele Kartoffeln sind im Boden, die ersten Bauern säen den Mais.»
Bereits Gerste verkürzt
Ähnlich sieht es im Kanton Thurgau aus. «Der grösste Teil der Kartoffeln ist gepflanzt», weiss Paul Wirth, Ackerbauberater am Arenenberg TG, «obschon die Böden oben ausgetrocknet waren, hatte es in der Tiefe genug Feuchtigkeit.» Die Getreidekulturen seien ebenfalls deutlich weiter entwickelt als andere Jahre: «Ich kann mich nicht erinnern, die Gerste schon einmal wie dieses Jahr am 2. April verkürzt zu haben.»
Jürg Maurer, Leiter der Fachstelle für Obst und Beeren am Inforama in Koppigen BE, freut sich ob dem schönen Wetter: «Perfektere Bedingungen während der Blüte kann man fast nicht haben.» Derzeit blühen viele Apfelsorten – rund zehn Tage früher als im Zehnjahresschnitt und fast vier Wochen früher als 2013: «Je früher die Blüte stattfindet, desto kleiner ist das Feuerbrandrisiko, weil die Temperatursumme für die Entwicklung der Bakterien nicht erreicht ist.» Für eine Entwarnung sei es aber zu früh. Auch Frost oder Hagel könnten die Ernte noch vermiesen.
Bodenfrost in Muldenlagen
Hirschi rechnet tatsächlich damit, dass es in Muldenlagen morgen früh Bodenfrost gibt: «Die Temperaturen sinken gegen 0°C.» Für die Kartoffeln ist das laut Wirth kein Problem, die Rübenkeimlinge seien ebenfalls robust: «In so feinen Saatbetten wie dieses Jahr werden sie nicht von gefrierenden Schollen zerquetscht.» 0°C hält auch Maurer für unproblematisch: «Erst bei Minusgraden könnten Obst oder Beeren Schaden nehmen.»
Ob der frühe Frühling im Kanton Graubünden auch zu einem frühen Alpaufzug führen wird, kann Curdin Foppa, Alpwirtschaftsberater am Plantahof, noch nicht sagen: «Dafür ist das Wetter in der zweiten Hälfte April und im Mai entscheidend.»