Die geplante Verschärfung des Tierschutzes in den Niederlanden bis 2040 könnte Landwirte mit Investitionen von bis zu 8,1 Milliarden Franken und jährlichen Zusatzkosten von bis zu 2,0 Milliarden Franken belasten.
Hanskamp
Die geplante Verschärfung des Tierschutzes in der niederländischen Landwirtschaft bis zum Jahr 2040 wird laut Berechnungen der Universität Wageningen voraussichtlich Investitionen in Milliardenhöhe erfordern.
Die Forscher beziffern den Investitionsbedarf der Viehhalter auf insgesamt 5,9 bis 8,4 Milliarden Euro, das entspricht rund 5,7 bis 8,1 Milliarden Franken. Dabei gehen sie davon aus, dass der Viehbestand um 20 % reduziert wird.
Zusätzlich rechnen die Wissenschaftler mit jährlichen Zusatzkosten von 1,3 bis 2,1 Milliarden Euro – also rund 1,25 bis 2,0 Milliarden Franken – in Form von laufenden Mehraufwendungen und entgangenen Nettoeinnahmen.
Tierwohlpakt als Grundlage
Die Berechnungen basieren auf einem Entwurf für eine Durchführungsverordnung (AMvB) der scheidenden Landwirtschaftsministerin Femke Wiersma. Diese stellt den ersten Schritt zur Umsetzung des im Juni geschlossenen «Pakts für tiergerechte Tierhaltung» dar. Beteiligt waren Vertreterinnen und Vertreter aus Landwirtschaft, Verarbeitung, Handel sowie der Tierschutzorganisation Dierenbescherming.
Ein Grossteil der erwarteten Mehrkosten entfällt auf Massnahmen, die mehr Platz pro Tier vorschreiben. Hinzu kommen ein erhöhter Arbeitsaufwand sowie steigende Finanzierungskosten, insbesondere durch Kreditzinsen.
Landwirte sind finanziell überfordert
Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass viele Landwirte diese Investitionen nicht aus eigener Kraft leisten könnten. Je nach Betriebszweig würden die Einkommensverluste stark variieren – von 8 % des durchschnittlichen Referenzeinkommens in der Geflügelhaltung bis zu 200 % in der Schweinemast.
Sollten die gesamten Kosten an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben werden, ergäbe sich laut Studie ein jährlicher Anstieg der Ausgaben für tierische Produkte um 52 bis 88 Euro, das entspricht etwa 50 bis 85 Franken – oder 2,7 % bis 4,5 % mehr pro Haushalt.
Ein solcher Preisanstieg wäre jedoch nur durchsetzbar, wenn vergleichbare Tierschutzmassnahmen auch auf EU-Ebene oder zumindest in Nordwesteuropa eingeführt würden. Nur dann hätten Konsumentinnen und Konsumenten keine günstigere Alternative, so die Argumentation der Forschenden.
Zwar sei in der Agrarstrategie von EU-Kommissar Christophe Hansen von einer Überprüfung der Tierschutzstandards sowie einer Ausweitung der Tierschutzkennzeichnung die Rede, doch sei bislang unklar, welche konkreten Massnahmen folgen werden.