An der Delegiertenversammlung wurde mit harten Bandagen gekämpft. Händler Peter Bürki etwa versuchte es mit Fundamentalopposition und kündigte Klagen an. Mehrheitlich wollte man sich aber zusammenraufen.
Die Stimmenzähler waren noch nicht gewählt, da kamen sie an der Delegiertenversammlung der Sortenorganisation Emmentaler Switzerland (ES) schon zum Einsatz. Kurz nach der Eröffnung stellte Käsehändler Peter Bürki seine ersten Anträge. Er verlangte, dass den Handelsfirmen Melchior Schürmann, von Mühlenen AG, Bodensee Käse AG und Milka Käse AG das Stimmrecht aberkannt wird. Dies, weil sie den Handelsstatus nicht verdienten. Weiter verlangte er, dass auch die ES-Vorstandsmitglieder nicht mitstimmen dürfen. Beide Anträge wurden abgelehnt.
Wenige kämpften dagegen
Dass Peter Bürki Fundamentalopposition machen wollte, wurde bei der Entlastung des Vorstandes klar. Bürki verlangte diese nicht zu erteilen. Schliesslich habe der Vorstand schlecht gearbeitet, der Emmentaler Absatz sei tief, die Branche zerstritten und der Vorstand diskriminiere einzelne Mitglieder. Auch mit diesem Anliegen blitzte Bürki ab.
Als es dann um die wirklich wichtigen Abstimmungen, nämlich um die Pflichtenheftanpassungen ging, wurde es nicht stiller um Bürki. Er kritisierte die Mengensteuerung, meinte, mit der Erhöhung des Mindestalters gebe man das junge Segment kampflos preis und kündigte an, zusammen mit seinem Grossaktionär und Abpacker in Italien das ausschliessliche Abpacken in der Schweiz mit allen Mitteln zu bekämpfen.
Mit Richard Gander von Lustenberger und Dürst wusste Bürki in vielen Punkten einen Verbündeten an seiner Seite. Anders als Bürki kämpft Gander für das Abpacken in der Schweiz, wehrt sich aber vehement gegen die Erhöhung des Mindestalters. «Wer soll dies finanzieren?», fragte er.
Es geht um Emmentaler
Seine Partikularinteressen stellte Ernst Oettli von der Gourmino AG zurück. «Wir packen im Ausland ab. Das obligatorische Abpacken in der Schweiz trifft uns daher stark. In der Hoffnung auf einen Richtungswechsel beim Emmentaler stimmen wir trotzdem zu», erklärte er. Er war sich aber auch bewusst, dass man nicht glauben dürfe, dass mit der Allgemeinverbindlichkeit alles gut sei. Die ES müsse jetzt mit viel Herzblut in die Hosen steigen, sonst drohe der Emmentaler zu scheitern. Er bat den ES-Vorstand, dafür zu sorgen, dass allen Händlern der Zugang zu Abpackmaschinen in der Schweiz gewährt werde, und appellierte an die brancheninternen Gegner der Pflichtenheftanpassungen, es nicht Klagen hageln zu lassen. Dieser Appell brachte ihm grossen Applaus ein.
Ähnlich sah es Walter Münger, Präsident der Emmentaler Milchproduzenten. «Jetzt müssen wir gemeinsam die schwere Last mit einer Kette ziehen. Um das zu schaffen, müssen nötigenfalls schwache Glieder ausgewechselt werden.»
Diskussion um Mengen
Präsident Jürg Simon versicherte, dass er nötigenfalls persönlich dafür sorgen werde, dass durch das Abpacken in der Schweiz keine Handelsfirma benachteiligt werde. Und so stimmten die Delegierten der Sammelradiusreduktion, dem Abpacken in der Schweiz und der Erhöhung des Mindestalters zu. Zudem erteilten sie dem Vorstand den Auftrag, weitere Massnahmen zu prüfen.
Somit erfüllt die ES alle Bedingungen, welche der Bundesrat zur Erteilung der Allgemeinverbindlichkeit stellte. Diese dürfte also erteilt und eine Mengensteuerung eingeführt werden. Leider sind auch hier die Streitereien vorprogrammiert. Die ES plant diese basierend auf den zugeteilten Referenzmengen zu Chartazeiten einzuführen. Sowohl Gander wie auch Bürki forderten klar, die Referenzmengen zu aktualisieren.
Jürg Simon bleibt
Wegen der Diskussionen um die Mengensteuerung gingen die statutarischen Geschäfte etwas unter. Die Jahresrechnung schloss mit einem Gewinn von einer guten halben Million Franken ab. Geschäftsführerin Franziska Borer erläuterte kurz die Marketingmassnahmen und stellte die neuen Gesichter in der Geschäftsstelle vor.
Traktandiert waren auch Gesamterneuerungswahlen. Andreas Huber demissionierte, und an seiner Stelle wurde Walter Münger in der Vorstand gewählt. Anders als vor einem Jahr angekündigt, stellte sich Präsident Jürg Simon wegen der schwierigen Situation und mangels Kandidaten für ein weiteres Jahr zur Wiederwahl. Dann aber sei Schluss, sagte er.
Auszeichnungen
Folgende Käsereien wurden ausgezeichnet: Gold: Berg-Käserei Oberei (Christian Aeschlimann und Hansruedi Gasser); Silber: Biosphäre-Bergkäserei Schüpfheim (Heinz Stalder); Bronze: Käserei Rohrenmoos (Marcel Züger); Käserei Winon (Meinrad Abt); Diplom: Käserei Eriswil-Hinterdorf (Roger Zenger); Käserei Grenzenberg (Andreas Schütz); Käserei Ursenbach (Fritz und Hans Lehmann); Käserei Gyrstock (Alois Michel; Käserei Meikirch (Peter Röthlisberger); Käserei Leimiswil (Hanspeter Müller); Käserei Längacker (Werner und André Kohler); Käserei Ergeten (Franz Schwarzentruber), Käserei Buttisholz (Erwin Schmid)