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«Mindestgrenzschutz ist standortschädlich»

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Die Schweizer Hersteller von Zuckerwaren haben im vergangenen Jahr weniger Süssigkeiten hergestellt und verkauft. Im schwierigen Corona-Jahr 2020 verkauften sie für 321 Millionen Franken insgesamt gut 12 Prozent weniger Waren als im Vorjahr, wie der Dachverband Biscosuisse am Montag mitteilte.

 

Dabei betrug der Einbruch des Branchenumsatzes mehr als das Doppelte im Vergleich zur produzierten Menge, die mit fast 35’000 Tonnen um rund 4,9 Prozent zurück ging.

 

Zuckerfreie Ware nimmt ab

 

Besonders gelitten haben dabei die Hersteller von Kaugummis oder Marzipanprodukten. In dieser Warengruppe betrug der Umsatzrückgang ein Fünftel, gefolgt von Weichbonbons (-9,6%) und Hartbonbons (-6,0%). Diese gehören indes immer noch mit Abstand zu den beliebtesten Zuckerwaren und machten auch 2020 gut zwei Drittel der Gesamtproduktion von aus.

 

Eine positive Umsatzentwicklung registrierte Biscosuisse  bei den Gelée- und Gummibonbons (+32,3%) und den Dragées (+6,7%). Besser verkauften sich auch Swissmedic-registrierte Produkte (+2,0%). Der Anteil der zuckerfreien Artikel an der Gesamtproduktion sank von 57,6% im Vorjahr auf 51,0%. Die Verkaufsmenge der Gesamtproduktion ging um 4,9% zurück, wobei der Branchenumsatz überproportional um 12,1% sank, heisst es weiter. Der Exportanteil an der Gesamtproduktion erhöhte sich aufgrund des rückläufigen Inlandgeschäfts leicht auf 83,8 % (2019: 83,0 %). 2020 wurden 87 Länder mit Schweizer Zuckerwaren beliefert.

 

78% Importanteil

 

In der Schweiz setzte sich der Negativtrend fort. Sowohl die Verkaufsmengen wie auch der Umsatz lagen mit einem Rückgang von 9,5% bzw. 9,9% deutlich unter dem Vorjahresergebnis. «Seit 2013 ist der Inlandumsatz fast um 30% auf 72,6 Mio. Franken gesunken», schreibt Biscosuisse. Die Importe nahmen gegenüber dem Vorjahr mengenmässig um 0,6% und wertmässig um 0,5% leicht ab.

 

Der Importanteil beträgt 78,3%, im Vergleich zum Vorjahr nahm der Wert um 2,1% zu. Rund 40 Prozent der Importe stammen aus Deutschland . Durch den tieferen Inlandverbrauch sank der Pro-Kopf-Konsum um 3,4% auf neu 3,03 kg. Während die Verkaufsmenge um 4,0% sank, reduzierte sich der Umsatz überproportional um 12,7 % auf 248,4 Mio. Franken.  

 

Pandemie führte zu Umsatzrückgang

 

Der starke Umsatzrückgang führt der Verband auf die Corona-Pandemie zurück. «Bis diesbezüglich eine Erholung erfolgt, dürfte es noch eine Weile dauern und hängt massgeblich vom weiteren weltweiten Verlauf der Pandemie ab», heisst es in der Mitteilung fest. Die Zuckerwarenhersteller verweisen wie die Backwarenhersteller auf die aus ihrer Sicht zu hohen Rohstoffpreise in der Schweiz. Bereits Ende Januar warnten Chocosuisse und Biscosuisse einem «asymmetrischen Grenzschutz».

 

Nun warnt Biscosuisse vor der gesetzlichen Verankerung des Grenzschutzes für Zucker. 2019 wurde ein bis Ende 2021 befristeter Grenzschutz eingeführt. Grund dafür waren die Änderung der Zuckermarktordnung durch die EU von Ende September 2017. Zuckerquoten, Exportbeschränkungen und der Mindestpreis für Zuckerrüben wurden aufgehoben. Durch die bilateralen Abkommen (Doppelnull-Lösung) ist der Schweizer Zuckerpreis eng mit dem EU-Preis verbunden. Die Schweizer Zuckerwirtschaft ist so unter massivem Preis- und Importdruck geraten.

 

«Verantwortungslose Politik»

 

Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrates (WAK-N) will, dass Zuckerimporte weiterhin mit 70 Franken Zoll pro Tonne belegt werden. Bei den Herstellern von Bonbons, Guezli und Schoggi schrillen die Alarmglocken. Sie befürchten, dass ein «neues Rohstoffpreis-Handicap für Schweizer Hersteller gegenüber der ausländischen Konkurrenz eingeführt wird.

 

Die Absicht der Wirtschaftskommission des Nationalrats, die vom Bundesrat eingeführte befristete Massnahme eines Mindestgrenzschutzes im Landwirtschaftsgesetz unbefristet zu verankern, würde die Rahmenbedingungen und die Wettbewerbsfähigkeit des Produktionsstandorts Schweiz weiter verschlechtern, warnt Biscouisse denn auch. «Eine solche Politik wäre unverständlich, kontraproduktiv und letztlich verantwortungslos», heisst es weiter. Der Verband warnt vor einer standortschädlichen Politik.

 

Biscosuisse vereint unter anderem die industriellen Schweizer Hersteller von Zuckerwaren. Diese 13 Unternehmen beschäftigten den Angaben nach im letzten Jahr 938 Personen in der Schweiz.

Kommentare (4)

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  • Kösu | 15.03.2021
    Übernimmt die Lebensmittelindustrie nicht gegen 200^000 Tonnen Zucker pro Jahr? Wie hoch sind dann die Mehrkosten gegenüber ausländischen Konkurrenten?
  • Gesunder Menschenverstand | 15.03.2021
    Ich habe es bei meinen Lieblingsguetzli ausgerechnet:
    Kägi fret, 60gr Zucker pro Packung ergiebt:
    0.42 Rappen pro Packung.
    Das heisst der Biscosuisse sind die Schweizer Landwirte nicht einmal 0.42 Rappen pro Guetzlipack wert.
    Sehr bedenklich....
    • Beat Furrer | 15.03.2021
      Danke für deine Berechnung. Das rückt das ganze Problem und den ganzen Artikel in ein anderes Licht und die Aussage der Bicosuisse ("«Eine solche Politik wäre unverständlich, kontraproduktiv und letztlich verantwortungslos») ist völlig übertriebene Polemik.
      Es zeigt sich bei fast allen Problemen, ob Covid, CO2, Bioidiversität, Nitrat, .... dass Vergleiche ein sofortiges Aha-Erlebnis auslösen würden.
      Panikmacher und Moralisten meiden deshalb reale Vergleiche. Daran sind die Panikmacher erkennbar.
  • Gesunder Menschenverstand | 15.03.2021
    70 Fr pro Tonne=7 Rp pro 1 kg Zucker=0.7 Rp pro 100 Gramm
    Ein paar Gramm weniger Zucker in die Guetsli und die Rechnung geht wieder auf.
    Wenn die Schweizer Guetslihersteller wegen 0.7 Rp. pro 100gr Zucker jammern, ist ihnen nicht mehr zu helfen.

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