Der «Franc Paysan» ist eine neue Regionalwährung, die im September 2024 in der Westschweiz eingeführt wird. Mit dieser Regionalwährung sollen die Konsumentinnen und Konsumenten dazu animiert werden, vermehrt direkt bei Westschweizer Bauernhöfen einzukaufen. Ein Franc Paysan entspricht derzeit einem Schweizer Franken.
Der «Franc Paysan» kann ausschliesslich für den Kauf von lokal produzierten Lebensmitteln verwendet werden. Und nur die dem Verein «Le Franc Paysan» angeschlossenen Produzentinnen und Produzenten können den Franc Paysan in Schweizer Franken zurücktauschen. Ziel ist es, eine Gemeinschaft von Konsumenten, Landwirtinnen und lokalen Unternehmen aufzubauen, die sich für eine lokale und bäuerliche Landwirtschaft einsetzen.
Ähnlich wie Reka-Checks
Der Franc Paysan wurde vom gleichnamigen Verein ins Leben gerufen, der im Oktober 2023 gegründet wurde. Das Projekt startete als Pilotversuch am 10. September 2024 und soll bis März 2025 laufen. Auf der Internetseite des Vereins sind derzeit 61 Standorte in der Westschweiz aufgelistet, an denen mit dem Franc Paysan eingekauft werden kann (Stand: 21.02.2025). Die meisten Angebote gibt es im Kanton Waadt.
Der Franc Paysan funktioniert ähnlich wie die Reka-Checks. «Es sind Einkaufsgutscheine, die im Landwirtschaftssektor im Umlauf sind», erklärt Aurélien Roger, Präsident des Vereins Franc Paysan, in einem Beitrag des Schweizer Fernsehens (SRF).
Kann Kaufverhalten beeinflussen
Die Banknoten sind zu 1, 5, 20 und 50 Franken erhältlich und zeigen auf der Vorderseite lokale Produkte und auf der Rückseite die entsprechenden Landschaften. Jede Note enthält auch einen QR-Code, mit dem die Akzeptanzstellen gefunden werden können. Der Umrechnungskurs beträgt derzeit 1:1, d.h. für einen Schweizer Franken gibt es einen Franc Paysan.
Das Schema zeigt den Lebenszyklus des «Franc Paysan». Firmen kaufen die Währung zu 105 Prozent und generieren dadurch einen Mehrwert.
zvg
Der Verein strebt an, dass der Franc Paysan einen Wert von 80 Rappen erhält. Das würde bedeuten, dass man für 80 Franken einen «Hofladen-Gutschein» von 100 Franken erhält. «Das würde sich sofort auf das Kaufverhalten der Konsumenten auswirken», sagt Willy Bühlmann dem SRF. Der Obstbauer Willy Bühlmann aus Blonay VD sei der erste Produzent gewesen, der die Währung in Umlauf gebracht hat. Für die Konsumenten käme das einem Rabatt von 20 Prozent gleich, wenn sie in einem Hofladen mit dem Franc Paysan einkaufen. Denn zurzeit sei es noch etwas kompliziert, so Bühlmann.
Firmen machen mit
In Montreux erhalten die Mitarbeitenden der Firma Naturalps zusätzlich zum regulären Lohn einen Bonus in Form von Francs Paysan. Unternehmen können ihren Mitarbeitenden den Franc Paysan in Form von «Gutscheinen» als Lohnnebenleistung anbieten und so die Kaufkraft der Mitarbeitenden um rund 20% erhöhen, da diese von Sozialabgaben befreit sind. Auch auf diese Weise kann die Währung in Umlauf gebracht werden. Durch die lokale Währung soll die Kaufkraft der Konsumenten für lokale Agrarprodukte gesteigert werden.
Der Direktor des Unternehmens, Ludovic Simon, beobachte, dass viele Mitarbeitende die Idee unterstützen, die lokale Wirtschaft zu fördern. Da sie die erhaltenen «Bauern-Franken» nur in Hofläden einlösen können, kämen sie auch in Kontakt mit den regionalen Bäuerinnen und Bauern. Diesen wiederum wird mit dem Franc Paysan die Gelegenheit geboten, neue Stammkunden zu gewinnen.
Erfolg ist möglich
Die lokale Währung soll auch verhindern, dass finanzielle Mittel an Grossunternehmen und ins Ausland abfliessen. Nach nur wenigen Monaten zieht Vereinspräsident Aurélien Roger eine «sehr ermutigende» Bilanz. «Wir haben die Hälfte der vorgedruckten Franc Paysan» verkauft», sagt er gegenüber SRF. Bei den Produzenten sei eine grosse Begeisterung spürbar. Jede Woche kämen neue Produzentinnen dazu.
Ob sich die Währung durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Im SRF-Beitrag wird auf andere Westschweizer Regionalwährungen verwiesen («Farinet», «Le Léman»), die sich nicht haben behaupten können. Dass eine regionale Währung aber durchaus funktionieren kann, zeigt der süddeutsche «Chiemgauer». Der Chiemgauer feierte 2023 bereits sein 20-Jahr-Jubiläum und gilt als umsatzstärkste Regionalwährung im deutschsprachigen Raum. 400 Firmen sind beteiligt. Die Chiemgauer-Geldmenge beträgt 1 Million Euro (940'000 Franken).