Bei der Cultan-Düngung (Controlled uptake long term ammonium nutrition = kontrollierte Langzeitammoniumernährung) werden die Pflanzen mit Ammonium aus einem Düngerdepot ernährt und nicht wie oft üblich mit nitrathaltigen, breit gestreuten Düngemitteln.
Dabei wird das flüssige Ammoniumsulfat im Boden in der Nähe der Pflanzenwuzeln deponiert, je nach Kultur in einer Tiefe von rund fünf bis zehn Zentimetern. Ziel dabei ist, dass die Pflanzen entsprechend ihres Stickstoffbedarfs die ganze Kulturdauer über von diesem Depot zehren können. Der Flüssigdünger wird einmalig im Frühling mit speziellen Maschinen ausgebracht.
Vor- und Nachteile
Ein Pluspunkt: Ammonium wird im Gegensatz zu Nitrat, das bei der herkömmlichen Düngung dominiert, weniger ausgewaschen. Es gibt aber auch Nachteile: die grossen Herausforderungen sind die Logistik und das Ausbringen, da die Gehalte im Flüssigdünger tief sind und die auszubringenden Mengen darum gross.
Weiter kann der Flüssigdünger hierzulande nur bei einigen wenigen Anbietern bezogen werden. So handelt unter anderem die Hug Schotten Trans AG in Kesswil TG in Zusammenarbeit mit der Landi Aachtal oder die Peter Briner AG in Hagenbuch ZH damit.
Die Peter Brinter AG bringt die 39-prozentige Ammoniumsulfatlösung mit 8 Prozent Stickstoff (N) und 8,5 Prozent Schwefel (S) bei Getreide, Raps, Mais, Kartoffeln, Zuckerrüben, Wiesen und Weiden aus. Der Vertrieb des Produktes erfolgt franko Feld, dies beinhaltet eine fachgerechte Applikation in den Boden.
In diesem Video vom Bayrischen Fernsehen wird die Cultan-Düngung vorgestellt.
Weniger Verluste
Agroscope hat das Cultan-Verfahren in einem 12-jährigen Experiment und einem dreijährigen Feldversuch getestet. Ziel war es zu prüfen, ob Cultan zu einer geringeren Stickstoffauswaschung bei gleichbleibenden Erträgen im Ackerbau unter Schweizer Bedingungen beitragen kann. Als Vergleich diente eine Oberflächendüngung mit granuliertem Ammonsalpeter.
Die Versuche ergaben, dass die Stickstoffauswaschung über alle Jahre und Kulturen hinweg im Durchschnitt um 38 Prozent geringer war als bei der konventionellen, oberirdisch ausgebrachten Düngung. Cultan wirkte sich dabei nicht negativ auf die Erträge aus.
Das Verfahren ermöglicht also eine effizientere Nutzung des Düngerstickstoffs und bietet sich damit als ergänzende Massnahme insbesondere für Gebiete an, in denen die Stickstoffauswaschung ins Grundwasser reduziert werden muss oder die Stickstoffdüngung aus anderen Gründen limitiert ist.
Zeitpunkt anpassen
Die Versuche zeigten aber auch, dass der Zeitpunkt und die Tiefe der Cultan-Düngung an den Stoffwechsel der Kultur und die Bedingungen von Boden und Klima angepasst werden sollten. So war das Ammonium-Depot unter Winterweizen zu schnell erschöpft. Bei Raps und Zuckerrüben wiederum führte eine spätere Anwendung von Cultan im Vergleich zur früheren Düngung zu relativ höheren Erträgen.
Nachhaltiger Einsatz
Neben der verminderten Auswaschung von Nitrat könnte die Cultan-Düngung weitere wirtschaftliche und ökologische Vorteile haben. Die Versuche deuten darauf hin, dass Cultan dank hoher Stickstoffeffizienz auch mit geringeren Stickstoffmengen zuverlässige Erträge liefert. Die Düngerlösung für Cultan kann auch aus recyceltem Ammonium aus Abwässern, aber auch aus Gülle und Gärresten hergestellt werden.
In der Schweiz produzieren bereits einige Kläranlagen einen flüssigen Ammoniumsulfatdünger, der frei von Schwermetallen und anderen Schadstoffen ist. Damit könnte Cultan dazu beitragen, den Stickstoffkreislauf zu schliessen.
Nehmen wir die Herausforderung an wie das schliessen von regionalen Nährstoffkreisläufen und verbessern von Boden- und Produkteeigenschaften.
IG Cultan swiss
Martin Häberli
Bärfischenhaus 10
3204 Rosshäusern