Wer Eco-Drive fährt, kann Treibstoff sparen. Ab Herbst haben Bauern die Möglichkeit, sich in einem neuen Kurskonzept mit dem Thema vertraut zu machen. Christan Guler von Agridea sagt, was mit Eco-Drive drinliegt.
«Schweizer Bauer»: Hat die Landwirtschaft Potenzial zum Treibstoffsparen?
Christian Guler: Ja, davon bin ich überzeugt. In der Schweiz gibt es bereits Eco-Drive-Fahrkurse für Lenker von Personen-, Lastwagen und Baumaschinen. Die treibstoffsparende Fahrweise wird dort erfolgreich umgesetzt. Wir sind der Meinung, dass dies auch für die Landwirtschaft ein Thema ist. Dies umso mehr, da die Ressourceneffizienz in der Agrarpolitik immer wichtiger wird. Zudem ist die Energieeffizienz ein wichtiger Bestandteil der Energiestrategie 2050 des Bundes.
Welche Einsparmöglichkeiten sind mit der Eco-Drive-Fahrweise überhaupt möglich?
Versuche aus dem Ausland zeigen, dass der Treibstoffverbrauch mit der Eco-Drive-Fahrweise zwischen 20 bis 30 Prozent gesenkt werden kann. Da gehört aber nicht nur das ökonomische Fahrverhalten dazu. Entscheidend ist auch, wie die Geräte eingestellt sind, wie tief der Boden bearbeitet wird und dass die Ballastierung der Fahrzeuge den Bedürfnissen angepasst wird. Den Boden 5 cm weniger tief bearbeiten ergibt auch einen Spareffekt. Die Direktsaat hilft, einen Arbeitsgang einzusparen. Ebenso wichtig ist ein regelmässiger Fahrzeug- und Maschinenunterhalt.
Welches ist die einfachste Methode, um Treibstoff zu sparen?
Jeden Tag daran denken und sich dabei fragen: Fahre ich im optimalen Gang im optimalen Drehzahlbereich, oder gebe ich einfach Vollgas? Muss der Güllenmixer auch dann noch laufen, wenn die Gülle schon genug gerührt ist? Oder würde für das Heukreiseln anstelle eines 120-PS-Traktors ein 50-PS-Traktor genügen? Das ist natürlich etwas überspitzt formuliert, zeigt aber auch, dass wir in unserer täglichen Arbeit vieles selber bestimmen können. Wer täglich daran denkt, der macht Eco-Drive automatisch.
Der Strukturwandel in der Landwirtschaft führt dazu, dass Bauern Land kaufen, das nicht in unmittelbarer Nähe ihres Betriebs liegt. Diese Entwicklung fördert doch die Anzahl an landwirtschaftlichen Fahrten auf der Strasse und damit den Dieselverbrauch?
Das ist die Realität. Wenn Bauern den wirtschaftlichen Druck spüren und ihre Produktion ausdehnen, führt dies zu mehr Strassenfahrten und so zu einem höheren Dieselverbrauch. Das verhält sich diametral zum Bestreben, die Effizienz des eingesetzten Treibstoffs zu erhöhen. Würden die Vollkosten in solchen Situationen konsequent mit einbezogen, käme auch der wirtschaftliche Sinn eines solchen Entscheids zutage. Was bleibt mir für das Kilo Weizen am Ende übrig, das ich in 30 km Entfernung produziert habe? Wenn die Technikkosten hoch sind und die Energiekosten in Zukunft noch steigen, spielt das auf den Kilopreis des weit weg produzierten Weizens eben auch eine Rolle. Umso wichtiger werden dann auch Überlegungen, die auf überbetriebliche Zusammenarbeitsmöglichkeiten abzielen, welche die Bearbeitung zusätzlicher oder grösserer Flächeneinheiten in unmittelbarer Umgebung ermöglichen.
Im Herbst wird in der Schweiz der erste Eco-Drive-Fachkurs angeboten. Was können die Bauern und Lohnunternehmer erwarten?
Beim Eco-Drive-Fahrkurs wird der Schwerpunkt beim Einsparen des Treibstoffverbrauchs liegen. Der Kurs beinhaltet aber auch weitere Themen, die Einfluss auf den Spritverbrauch und das Energiesparen haben. So zum Beispiel den Reifendruck, die Gewichte und die Einstellung der Geräte bei der Bodenbearbeitung und vieles mehr. Der Kurs wird einen Tag dauern und beinhaltet einen Theorie- und einen Praxisteil, in dem die Teilnehmer zum Beispiel in einem Parcours ihr Fahrverhalten überprüfen können.
Was ist Ihre Rolle dabei?
Wir haben zusammen mit der Schule Grangeneuve und der Organisation Quality Alliance Eco-Drive ein Ausbildungskonzept entwickelt, das wir diese Woche nun landwirtschaftlichen Lehrern und Beratern vorgestellt haben. Letztlich sind es dann die Schulen, die den Kurs anbieten werden. Dieser Kurs kann auch den Gegebenheiten angepasst werden. In den Berggebieten sind eher die Futterernte und der Strassentransport wichtig, während die Bodenbearbeitung im Flachland zusätzlich zum Thema wird.
Fahren Sie selber Eco-Drive?
Seit ich mich mit diesem Thema befasse, achte ich beim Autofahren darauf, mit tiefen Tourenzahlen zu fahren und das Auto vor dem Halt ausrollen zu lassen. Dank der heutigen Fahrzeugelektronik werden auch in den Traktoren der aktuelle und der durchschnittliche Spritverbrauch angezeigt. Wenn man täglich Eco-Drive fährt und daran denkt, passiert das mit der Zeit automatisch. Mehr noch – mit der Anzeige entwickelt sich ein richtiggehendes Spiel: Kann ich den Verbrauch noch tiefer senken?
Es gab eine Zeit, da war das noch anders.
Früher lernte man noch etwas anderes: Vollgas geben, bis es oben anstellt, und dann erst in den nächsten Gang schalten. Das muss man heute nicht mehr. Die heutige Motorentechnik erlaubt problemlos ein tieftouriges Fahren.
Erster Eco-Drive-Fahrkurs
Um Bauern, Bäuerinnen und Mitarbeitenden von Lohnunternehmen Eco-Drive näherzubringen, haben das Landwirtschaftliche Institut des Kantons Freiburg (LIG), Agridea und Quality Alliance Eco-Drive (eine Organisation von Verkehrsverbänden) das neue Kurskonzept «Eco-Drive in der Landwirtschaft» entwickelt. Der Kurs gibt Tipps über kraftstoffsparendes Fahren und gibt Empfehlungen für eine energiesparende Erledigung von Arbeiten. Der erste Kurs wird am 12. September am LIG in Grangeneuve FR stattfinden. Ziel ist es, dass Landwirtschaftsschulen aus der ganzen Schweiz diesen Kurs ins Programm aufnehmen. Auf diesen Herbst ist zudem geplant, eine Internetseite mit praktischen Tipps und Hintergrundinformationen rund um das energiesparende Arbeiten aufzuschalten.