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Mit Erlebnishof Interesse an der Landwirtschaft wecken

Die Familie Herger erweiterte ihren Betrieb mit den Elementen Erlebniseinkauf und Begegnungsstätte. Der Erfolg ist überwältigend.

Reto Blunier |

 

 

Die Familie Herger erweiterte ihren Betrieb mit den Elementen Erlebniseinkauf und Begegnungsstätte. Der Erfolg ist überwältigend.

Altdorf UR kennen viele nur von der Durchfahrt her, sei es mit dem Auto oder dem Zug. Doch die Urner Kantonshauptstadt kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Bereits 400 v. Chr. siedelten sich die ersten Menschen an. Auch sie dürften von dem eher milden Klima und dem eindrücklichen Panorama beeindruckt gewesen sein. Heute leben 9000 Menschen in Altdorf, und 45 der 521 auf dem Gemeindegebiet beheimateten Unternehmen sind Landwirtschaftbetriebe.

Sinkender Milchpreis

Einer davon ist der Begegnungs- und Erlebnishof der Familie Herger. Mit ihrem Konzept des Eiergreifens, Erlebnisgartens und Hofladens stossen sie bei der nicht bäuerlichen Bevölkerung auf grosses Interesse.

Der Aufbau des zweiten Standbeins erfolgte aber Schritt um Schritt. Der Betrieb von Hergers umfasst eine Fläche von 10,9 ha. Im Jahr 2000 übernahm Franz Herger den Betrieb von seinen Eltern. Damals lag der Fokus nur auf der Milchproduktion. 2008 baute der Meisterlandwirt seinen Anbindestall in einen Laufstall um. «Just bei der Einweihung im Frühjahr 2009 ist der Milchpreis aber massiv gesunken. Da habe ich mir schon meine Gedanken gemacht», so Franz Herger. Die Herde der Familie umfasst heute rund 25 Kühe und 10 Rinder. Daneben betreibt sie noch Alpwirtschaft mit einem Milchlieferrecht von 150'000 Kilo.

Brückenbauer

«Die ersten Erfahrungen mit dem neuen Konzept sammelten wir mit der Stallvisite», erklärt Doris Herger. Ab dem Jahr 2010 wurden weitere Schritte vollzogen. Als Erstes wurde die Hofvorfahrt saniert. «Planung und Ausführung haben wir selbst in die Hand genommen. Wir haben sämtliche Schritte mit wenig finanziellen Mitteln realisiert», erklärt der 42-Jährige. Um sich inspirieren zu lassen, besuchten sie verschiedene Betriebe. Klar war aber, dass das neue Konzept nicht mehr Arbeitsaufwand generieren soll als bisher.

Bis 2012 wurden ein Partyraum, der Hofladen und der Begegnungsgarten gebaut. «Damit können wir Synergieeffekte nutzen», führt Franz Herger aus. Bei der Realisierung durften Hergers auf die tatkräftige Hilfe der Familie zählen. «Der Partyraum war eigentlich als Atelier vorgesehen», schmunzelt Doris Herger. Im Hofladen werden nebst dem eigenen Alpkäse Gemüse, Beeren und Kürbisse vom Garten und auch Produkte von anderen Betrieben und den Urner Bäuerinnen («Urner Hausgemachtes») angeboten.

Das angekratzte Bild der Landwirte in der Öffentlichkeit belastete die gelernte Schreinerin und Bäuerin. «Wir wollten das korrigieren. Denn die Landwirtschaft kann so viele schöne Bilder vermitteln», fährt die Bäuerin fort, die sich in ihrer Freizeit der Kunst zuwendet. «Unsere Nachbarn interessierten sich für unsere Arbeit. Das haben wir genutzt», hält sie fest. Die Familie nimmt also ein Art Brückenbauerfunktion ein.

Wertschätzung stärken

Die Diversifizierung des Betriebs hatte nebst der finanziellen auch eine gesellschaftliche Komponente. Hergers ist es wichtig, dass Kinder und ihre Eltern die Landwirtschaft als Ganzes erleben und spüren können. Beim Eröffnungsfest 2012 strömten über 2000 Personen auf Hergers Hof. Auf Werbung hat die Familie verzichtet. Dies geschah ausschliesslich über Mund-Propaganda. «Wir können ein hochwertiges Produkt mit einem Erlebniswert kombinieren. So können wir auch die Wertschätzung für Nahrungsmittel erhöhen und Interesse an der Landwirtschaft wecken», zeigen sie sich überzeugt.

Die Begegnungen mit den Besuchern seien sehr wertvoll. «Die Kunden schätzen unser Angebot sehr. Das positive Feedback motiviert uns zusätzlich. Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg», hält die 39-Jährige fest. Das Schönste sei aber, dass sie ihre Momente auf dem Hof mit anderen teilen kann. Die Zielgruppe des Erlebnis- und Begegnungshofs sind Kinder zwischen ein und zehn Jahren, deren Eltern und Grosseltern. Hergers werden so zu wichtigen Botschaftern der Landwirtschaft. Ihr Ziel sei es nicht, weiterzuwachsen. «Unsere Kundschaft soll weiterhin zu Fuss oder mit dem Velo auf den Hof gelangen», fährt Doris Herger fort.

Neue Standbeine florieren

Eine weitere Neuheit auf dem Hof ist das Eiergreifen. Bis vor wenigen Jahren wurden die rund 20 Hennen zur Eigenversorgung genutzt. Im Februar 2014 fand die Eröffnung des neuen Freilandgeheges für 90 Hühner und einen Hahn statt. Auch bei diesem Element wurden Erlebnis und Verkauf kombiniert. In eigens konstruierten Boxen legen die Hennen ihre Eier in Weizenspreu. Kinder können anschliessend die Eier suchen und greifen. «Wir haben so einen geringeren Arbeitsaufwand», hält Franz Herger fest.

Die Diversifizierung hat sich für die Bauernfamilie ausbezahlt. Wurden bis vor wenigen Jahren die Einnahmen über die Milch generiert, so liegt der Anteil heute noch bei 50 Prozent. Die Standbeine Garten, Partyraum (Hergers betreiben kein Catering), Eiergreifen und Hofladen führen die übrigen 50 Prozent bei.

Das Bewirtschaften eines Erlebnis- und Begegnungshofs benötigt nebst Investitionen, Koordinations- und Organisationstalent auch ein grosses persönliches Engagement. «Wir sind tolerant, aber auch transparent. Das Wichtigste ist aber Authentizität», macht Doris Herger deutlich. «Wir gehen einen Weg, den viele Landwirte auch beschreiten können», hält sie fest. Bei einem allfälligen Sieg am Agropreis würde das Preisgeld für die Amortisation des neuen Alp-Laufstalls eingesetzt.

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