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Mit Nachfrage- und Trendorientierung zum Erfolg

Klaus Böhler nahm sich einem Trend einer urbanen Schicht an. Das Urdinkelgras und die Edamame stossen auf reges Interesse.

Reto Blunier |

 

 

Klaus Böhler nahm sich einem Trend einer urbanen Schicht an. Das Urdinkelgras und die Edamame stossen auf reges Interesse.

Schicke Einfamilienhäuser und mächtige Mehrfamilienhäuser säumen die Strassen von Seuzach, das in unmittelbarer Nähe zu Winterthur liegt. Das Wohnen in der Agglomerationsgemeinde ist beliebt, die Einwohnerzahl ist auf fast 7200 angestiegen. Von der Gemeindefläche werden noch 43 Prozent von der Landwirtschaft genutzt, 31 Prozent entfallen auf Siedlungsraum oder Strassen.

Ein kleiner Teil der Landwirtschaftsfläche, neun Hektaren, bewirtschaftet Klaus Böhler. Der gebürtige Aargauer übernahm den Betrieb seines Grossvaters im Jahr 2008. Zuvor war der ETH-Agronom als Nutztierberater beim FiBL und als Kontrolleur bei bio.inspecta tätig. «Ich suchte die Unabhängigkeit. Zudem war mir das Pendeln von Seuzach nach Frick zu weit», erklärt Böhler. Nun kann er auch mehr Zeit mit seiner Familie verbringen.

Anfrage von Tibits

Der Betrieb des 38-Jährigen ist Bio-Suisse-zertifiziert, zusätzlich produziert er nach Demeter-Richtlinien. Die erste Kultur auf Böhlers Land waren Kürbisse. Und diese sind noch heute sein wichtigstes Standbein. 2009 wurde er vom Familienunternehmen Tibits mit vegetarischen Restaurants in den Schweizer Grossstädten sowie dem Zürcher Trendlokal Hiltl kontaktiert. Er solle Urdinkelgras produzieren, damit dieses in den Restaurants zu Saft gepresst werden könne.

Dass Menschen Grassaft trinken, war zuvor sehr selten. Der regelmässige Anbau und die stetige Verfügbarkeit während sechs Monaten waren für den Machertyp eine willkommene Herausforderung. Böhler sieht aber noch einen weiteren Grund für sein Engagement. «Wir müssen die pflanzliche Produktion mehr fördern, um die Ernährungssicherheit zu erhöhen. Noch fliesst zu viel in tierische Mägen», betont er. 

Jede Woche neu ausäen

Heute, fünf Jahre nach Beginn, ist das Geschäft mit dem Urdinkel etabliert. Auf gut 50 Aren baut er dieses an, insbesondere in urbanen Regionen wie Zürich wird das Produkt rege nachgefragt. Wöchentlich verkauft er zwischen 10 und 30 Kilo in die ganze Schweiz. Bestellen können die Kunden die Ware mittels E-Mail. Das Päckchen à 500 Gramm kann auf dem Hof abgeholt werden oder wird über den Postweg geliefert. Kostenpunkt: 30 oder 45 Franken pro 500 Gramm. 

Böhler verkauft den Rohstoff, gepresst wird dieser von den Kunden selbst. Die Ausbeute mit speziellen Pressen kann bis zu 90 Prozent betragen. Der Saft, reich an Chlorophyll und Nahrungsfasern, ist erfrischend. «Die Inhaltsstoffe habe ich aber nicht wissenschaftlich analysieren lassen», fügt Böhler an. Denn je nach Wetter und Bodenverhältnissen unterscheiden sich diese. Um immer frische Ware liefern zu können, sät Böhler jede Woche neues Urdinkelgras aus. Das Saatgut produziert er selbst, Dünger wird keiner benötigt.

Um die Lieferfähigkeit über das gesamte Jahr zu garantieren, kultiviert er den Urdinkel im Winter in einem kleinem Gewächshaus. Nun experimentiert er bereits mit weiteren Gräsern. Gerste, Hafer, Weizen oder Emmer unterscheiden sich geschmacklich deutlich. Das Potenzial ist also bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Und: «Wir haben einen Betriebszweig aufgebaut, den wir zu 100 Prozent in den eigenen Händen halten», hält Böhler fest.

Trend aus Asien

Nebst den Kürbissen und den Gräsern wandte sich der Vordenker ab 2011 auch dem Anbau der Edamame (Sojabohnen) zu. Er schloss sich dem Trend an, der von Asien in die Schweiz schwappte. Zuvor wurde dieser kalorienarme Snack ausschliesslich importiert. Heute ist Böhler der einzige Produzent der Schweiz. Aber was sind Edamame überhaupt? «Wir ernten die Soja samt Hülse im grünen Stadium. Gegessen werden  nur die Bohnen beziehungsweise Kerne», führt er aus. Vor dem Kühlen werden sie blanchiert. Der Kunde muss die  Hülsen dann im Wasser erwärmen. Kaufen kann er sie grün oder tiegekühlt.

Bis es aber so weit war, musste Böhler einige Rückschläge in Kauf nehmen. Getreu seinem Motto «learning by doing» liess er sich nicht entmutigen. Im ersten Jahr erntete er noch von Hand, doch die Produktion war so zu teuer. 2012 wurde die Ernte maschinell durchgeführt, jedoch tauchten Probleme beim Einfrieren auf. 2013 musste er Schwierigkeiten beim Sortieren der Bohnen hinnehmen. Das Blanchieren und das Einfrieren übernimmt nun ein kleinerer Verarbeiter. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem. Er könnte also weitaus grössere Mengen an Edamame verkaufen.

Qualität vor Menge

Das Ziel sei jedoch nicht der Massenmarkt, sondern ein möglichst hoher Kundennutzen. «Diesen erreiche ich nur mit  meiner engen Verbundenheit zum Produkt bis zum Endverbraucher», so Böhler. Sein Ziel ist eine hohe Wertschöpfung auf dem Betrieb. «Die Qualität steht eindeutig vor der Menge», so sein Credo. Eine Vergrösserung des Betriebs ist für Böhler nicht prioritär. Um die Kunden zufriedenzustellen, sei die Servicequalität das Nonplusultra.

Mit seinen Produkten will er auch zeigen, dass Snacks und Getränke ohne grosse Verarbeitungsschritte mit einheimischen Rohstoffen produziert werden können. Was er bei einem Sieg mit dem Preisgeld machen würde, ist sich Böhler noch nicht sicher. Doch der Tüftler hat noch einige Ideen im Hinterkopf.

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