Bei Jagisbach, einem Weiler, der zu Frauenkappelen BE gehört, führt ein unscheinbarer Weg an einem Bauernhof vorbei. Er schlängelt sich an Äckern entlang, durch kurze Waldstücke ins scheinbare Nirgendwo. Doch dann eröffnet sich einem plötzlich ein wunderschöner Blick über den Wohlensee und auf den Hof der Familie Garcia.
An diesem idyllischen und ruhigen Ort hat Flurina Garcia ihr Unternehmen aufgebaut, das sie «Time-out Wohlensee» nennt. Mit dieser Auszeit bietet sie Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen, aber auch Erwachsenen, eine Umgebung, in der sie wieder Vertrauen in sich selbst und in das Leben schöpfen können. Pferde spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Die etwas andere Schule
Flurina Garcia nimmt auch Kinder auf, die aufgrund ihrer Verhaltensauffälligkeit temporär aus der Schule ausgeschlossen wurden. Diese Kinder folgen dem Unterricht während dieser Auszeit weiter, nur eben auf dem Hof der Garcias. Denn die ausgebildete Lehrerin kennt nicht nur die Anforderungen des Lehrplans 21, sondern hat auch viele Jahre in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Ittigen BE unterrichtet.
Sie weiss also um die speziellen Bedürfnisse dieser Schüler. Neben dem Schulunterricht begleitet sie ihre Schützlinge mit einer Methode, die sich pferdegestütztes systemisches Coaching (PSC) nennt. Pferde spielen also bei «Time-out Wohlensee» eine entscheidende Rolle, um Kinder und Jugendliche wieder in einen normalen Alltag zurückzuführen. «Wenn es den Kontakt zu den Tieren nicht gäbe, könnte ich nie solche Erfolge verbuchen», zeigt sich Garcia überzeugt.
Ohne Pferde gehts nicht
Es sei die authentische und unvoreingenommene Art der Tiere, welche bei ihren Schülerinnen etwas auslöse. Viele Kinder hätten zwar vorerst Mühe, sich auf etwas Neues einzulassen. «Beim Erstkontakt mit den Pferden werden jedoch bereits erste Brücken geschaffen», erklärt Garcia. Dies öffne sie gegenüber neuen Erfahrungen.
So kann der Kontakt mit einem selbstsicheren Pferd auch bei Jugendlichen den Wunsch wecken, selbst eine solche Selbstsicherheit zu erlangen. Kinder, die viel Leid erfahren haben, würden eher ein sensibleres Pferd wählen, das die Rolle eines mitfühlenden Freundes einnehme. «Das Pferd dient uns als Spiegel unseres Befindens, unserer Ängste und unserer Wünsche», heisst es auf der Website.
Familie ist Teil der Lösung
Wenn sich ein Kind auf eine Leitstute bezieht, könnte dies auch Ausdruck dafür sein, dass etwas im Verhältnis mit der Mutter nicht stimmt oder dass vielleicht der Vater in der Familie fehlt. Garcia sucht die Ursache der Verhaltensauffälligkeit also nicht nur im Kind selbst. Die Schule versteht sie als Austragungsort eines Problems, dessen Kern meistens in der Familie liegt.
«Die Familie muss deshalb einmal pro Woche am PSC teilnehmen, damit man auch sieht, was zuhause geschieht, ob es Probleme in der Familie gibt und wie man diese lösen kann», erklärt Garcia. Sie versteht sich während dieses pferdegestützten Coachings aber nur als Begleiterin, die durch Fragen anregt und bewegt, nicht jedoch mit Antworten definiert. «Allein das bewusste Hinsehen, was in der Familie geschehen ist oder geschieht, kann Veränderungen auslösen», weiss Garcia.
Effizienter als Therapien
Schon allein die malerische Umgebung in einer schier unberührten Natur habe einen wohltuenden Effekt, würden viele Eltern anmerken. Kinder fühlen sich geborgen und werden von Tieren wie auch von Garcia wertgeschätzt. «Die positiven Erlebnisse, die ich immer wieder habe, zeigen mir, dass diese pferdegestützte Methode funktioniert», sagt die Coachin. Die aufkommende Liebe zu den Tieren habe schon vielen Jugendlichen den Anstoss für notwendige Veränderungen gegeben, erzählt sie weiter.
Anders als in der Psychiatrie, wo Patienten oft monate-, ja jahrelang sehr kostenintensiv behandelt würden, ohne dass Fortschritte erzielt würden, so Garcia. Finanzierungen für «Time-out Wohlensee» gibt es vom Kanton oder von den Krankenkassen aber keine. Dabei böte Flurina Garcia mit ihren Pferden eine Alternative, die nicht nur viel kostengünstiger, sondern nach ihren Angaben auch wesentlich effizienter ist.
Der Artikel zeigt, wie Flurina Garcia nicht nur Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten temporär aus der Schule aufnimmt, sondern auch eine pferdegestützte Methode namens "pferdegestütztes systemisches Coaching (PSC)" anwendet, um den Schülern zu helfen - dazu mehr auf https://trovas.ch/p Die authentische und unvoreingenommene Art der Pferde ermöglicht es den Schülern, erste Brücken zu neuen Erfahrungen zu schaffen.