Fleischersatzprodukte sind besser für die Umwelt als Fleisch. Auch für die Gesundheit hat der Ersatz von Fleisch durch Ersatzprodukte Vorteile. Allerdings drohen beim Verzicht auf Fleisch auch Mangelerscheinungen. Zu diesem Schluss kam die Schweizerische Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung in einem am Dienstag vorgelegten Bericht.
Supermärkte bieten eine zunehmende Auswahl von Lebensmitteln auf Pflanzenbasis an, vom Erbsensteak bis zur Sojamilch, wie die Schweizerische Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung (TA-Swiss) im Bericht festhielt. Solche Produkte sollen Milchprodukte und Fleisch ersetzen.
Damit werde auf die Wünsche einer Kundschaft eingegangen, die aus ökologischen, tierschützerischen oder gesundheitlichen Überlegungen keine oder weniger Produkte tierischen Ursprungs konsumieren will. Für den Bericht untersuchten Forschende der Universität Bern und der Forschungsanstalt Agroscope, ob diese Alternativ- oder Ersatzprodukte tatsächlich dazu in der Lage sind.
Tendenziell besser für die Umwelt
Bei Umweltaspekten schneidet die Herstellung von Fleischersatzprodukte dabei besser ab als die Erzeugung von Fleisch. Gemessen wurde die Umweltbelastung an CO2-Ausstoss, Wasser und Landverbrauch und Verlust von Biodiversität. «Weizen, Mais, Reis und Soja gelten in vielen Ländern als Grundnahrungsmittel. Hierzulande importieren wir viel davon als Kraftfutter, damit unsere Nutztiere mehr Fleisch ansetzen und mehr Milch geben», schrieben die Forschenden im Bericht.
Wenn in der Landwirtschaft weniger Tiere gehalten und mehr Pflanzen kultiviert werden, habe dies tendenziell positive Auswirkungen auf die Umwelt. So sei bei Weizen- oder Sojaschnitzeln das Treibhausgaspotenzial sechsmal geringer als bei Fleisch. Falafel komme sogar auf ein 15-mal kleineres Treibhausgaspotenzial.
Bei Ersatzprodukten für Milch ist die Bilanz allerdings durchzogen. So schneiden Sojadrinks zwar besser ab als Kuhmilch, bei anderen Produkten ist der Wasserverbrauch aber deutlich höher. Im Fall von Haferdrinks liegt der Wasserverbrauch um das Vierfache höher als bei Kuhmilch, bei Mandeldrinks sogar um das Dreissigfache.
Unübersichtlich für Konsumenten
Für die Gesundheit biete der Verzicht auf Fleisch gewisse Vorteile. So erhöhe insbesondere der Konsum von rotem Fleisch das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten, bestimmte Krebsarten und andere nicht übertragbare Krankheiten, hielt TA-Swiss im Bericht fest.
Welches «Fleisch» essen wir morgen? 🥩🥕🐖🔬
— Science et Cité (@ScienceEtCite) August 13, 2024
Diese Frage diskutieren wir am 🗓️ 11.9. am Monatsmarkts in Thun mit den Marktbesuchenden.
Mit dabei: Expertinnen von @Agroscope sowie der @UniBern – und die neue Studie der @taswiss zu #Ersatzprodukten.
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Das für die Funktionsfähigkeit des Nervensystems wie auch für verschiedene Stoffwechselvorgänge und für die Blutbildung wichtige Vitamin B12 ist hingegen nur in tierischen Produkten enthalten. Andere essentielle Mikronährstoffe wie etwa Eisen kann der menschliche Körper weniger gut aufnehmen, wenn sie pflanzlichen Ursprungs sind. Bei einer ausschliesslich pflanzenbasierten Ernährung drohen Mangelerscheinungen, wie es im Bericht heisst.
Da es immer mehr auf den ersten Blick ähnliche Produkte gebe, werde es für Konsumentinnen und Konsumenten schwieriger, Lebensmittel auszuwählen, die ihren körperlichen Bedürfnissen entsprechen, hiess es im TA-Swiss-Bericht. Die Forschenden plädieren daher für verständliche Angaben zu wichtigen Mikronährstoffen und idealerweise auch zu der mit der Produktion verbundenen Umweltbelastung auf den Produkten.
Höherer Selbstversorgungsgrad
Eine vorwiegend pflanzenbasierte Ernährung könnte zudem in der Theorie den Selbstversorgungsgrad der Schweiz mit Lebensmitteln steigern, wie es im Bericht hiess. So könnte mit dem Anbau von mehr Hülsenfrüchten, wie Erbsen und Sojabohnen, potenziell mehr als der gesamte Proteinbedarf der Schweiz gedeckt werden.
Wird der Selbstversorgungsgrad als Massstab genommen, ist es allerdings laut dem Bericht nicht zielführend, komplett auf Fleisch- und Milchproduktion zu verzichten. Rinderzucht und Milchwirtschaft machen Weideflächen indirekt als Nahrungsquellen nutzbar, die für den Ackerbau ungeeignet sind.
Fazit der Forschenden
- Fleischalternativen belasten die Umwelt weniger als Fleisch. Für Milchproduktalternativen fällt das Ergebnis differenzierter aus, vor allem wegen des hohen Wasserverbrauchs.
- Aus Ernährungssicht können Fleischalternativen allgemein empfohlen werden, sofern der Gehalt an bestimmten Mikronährstoffen wie Jod und B-Vitaminen ausgeglichen wird.
- Alternativen zu Milchprodukten sollten eher als Ergänzung betrachtet werden, da ihre Nährstoffgehalte häufig nicht gleichwertig sind.
- Eine grössere Transparenz in Bezug auf den Nährwert und die Umweltbelastung entlang der Wertschöpfungskette würde gezieltere Entscheidungen begünstigen, sowohl in der Produktion als auch auf Ebene des Konsums.
- Ein reiner Fokus auf die Imitierung des Originals ist nicht zielführend, da nur eine Minderheit der Konsumentinnen und Konsumenten dies wünscht.
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