Unter dem Namen Rohnatur trocknet Karin Hunziker Gemüse und Früchte. Sie ist damit aktiv gegen Food Waste.
Karin Hunziker wohnt auf dem Hof ihrer Grosseltern im seeländischen Finsterhennen. Nachdem ihre Eltern ihr Leben nicht auf der Landwirtschaft aufbauten, fand Hunziker wieder zu den landwirtschaftlichen Wurzeln zurück. Die gelernte Detailhandelsfachfrau trocknet Früchte und Gemüse. Sie zaubert Gemüsechips aus Tomaten, mischt vielfarbige Gemüseflocken zu Suppenbeilagen und wagt sich auch an die Klassiker wie die «Öpfuringli» oder die «Bireschnitze» heran.
Mit diesen Trockenprodukten will Karin Hunziker dazu beitragen, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden. Und so holt sie sich bei den Bauern der Umgebung die Rohprodukte, welche aufgrund optischer Mängel nicht in den Verkauf gelangen. «Mir war es schon immer ein Anliegen, dass so wenig wie möglich verschwendet wird», betont Hunziker. Auf dieser Philosophie und mit viel Leidenschaft begann sie vor drei Jahren ein Netzwerk aufzubauen.
Kein Ausschuss
Der Hof der Familie Hunziker befindet sich am Eingang zum Grossen Moos. Ein Viertel des Schweizer Gemüses stammt aus diesem rund 63 Quadratkilometer grossen Gebiet zwischen Bieler-, Neuenburger- und Murtensee. Ein Teil dieses Gemüses landet aber gar nicht auf unseren Tischen. Hunziker hat schon mitansehen müssen, wie drei Tonnen Broccoli allein aufgrund optischer Mängel im Abfall landeten.
Berechnet wurde, dass in der Schweiz jährlich rund 330 kg Lebensmittel pro Kopf ungenutzt entsorgt werden. Mit ihren Trockenprodukten will Karin Hunziker etwas gegen diese Verschwendung tun. Die von der Norm abweichenden Süsskartoffeln beispielsweise bezieht sie aus dem nur 5 Kilometer entfernten Fräschels FR. Die Ausschussware nimmt sie dabei nicht etwa kostenlos entgegen. «Für mich ist es wichtig, dass alle davon profitieren, weshalb ich den Bauern auch einen fairen Preis bezahle», erläutert Hunziker.
Schonend trocknen
Karin Hunziker betont den Unterschied zwischen Dörren und Trocknen. Dort braucht es hohe Temperaturen, damit der Dörrprozess stattfinden kann. Beim Dörren gehen aber auch wertvolle Nährstoffe verloren. Beim Trocknen hingegen wird die Luft in den Schränken auf maximal 40 Grad erhitzt. Die so schonend produzierte und weiterhin eben nährstoffreiche Ware gilt dadurch immer noch als Rohkost. Daher nennt sie ihre Firma auch Rohnatur.
Zwischen 16 und 36 Stunden trocknen Früchte und Gemüse in diesen Schränken, um danach verpackt zu werden. Die Produkte vertreibt sie über zahlreiche Verkaufspunkte in der Region. Sie ist aber auch jeden Samstag in Bern am Märit dabei. «Sehr erfreulich sind auch die mittlerweile bereits vier Läden, welche die Waren im Offenverkauf anbieten und mir diese unverpackt abnehmen», erklärt Hunziker. Dass sie zurzeit dabei ist, die Produktionsfläche zu vergrössern, zeigt, dass Karin Hunziker eines der Zeichen der Zeit erkannt hat.