Aus der Not machen viele Älpler eine Tugend. Sie werden zu Gastwirten, Hoteliers, Fremdenführern, Sportmanagern. Und kompensieren damit die tiefen Milch- und Zuchtviehpreise, schreibt die «SonntagsZeitung».
Noch vor 20 Jahren war es auf mancher Alp unmöglich, ein Stück Käse oder ein Glas Milch zu erhalten. Heute bieten Hunderte Betriebe Verpflegung und Übernachtungsmöglichkeiten an. Und sie verkaufen ihre frischen Produkte direkt auf der Alp.
«Mit der Liberalisierung in der Landwirtschaft hat auch der Unternehmergeist in der Landwirtschaft und damit auch in der Alpwirtschaft stark zugenommen», zitiert die «SonntagsZeitung» Martin Amgarten, alpwirtschaftlicher Berater des Kantons Obwalden. Die Produktion und die Vermarktung der Alpprodukte seien professioneller geworden, die Angebote vielfältiger. «Man orientiert sich am Markt, an den Kunden.»
Bereits gibt es in der ganzen Schweiz in 200 bis 250 Alphütten Übernachtungsmöglichkeiten. Ab dem Sommer 2017 werden sie von Schweiz Tourismus auf einer zentralen Buchungsplattform präsentiert. Gleichzeitig startet die Vermarktungsorganisation eine Werbekampagne mit dem Titel «Zurück zur Natur». Darin spielen Alpbetriebe eine zentrale Rolle. «Erlebnisse auf der Alp bergen ein grosses touristisches Potenzial», sagt Sprecher André Aschwanden. Sie seien nicht nur bei Schweizer Gästen begehrt, sondern auch bei Touristen aus Deutschland, Italien, Belgien, den Niederlanden und den USA.
Das Alpbeizli und die Übernachtungsgelegenheit gehören bei vielen Alpbetrieben schon fast zum guten Ton. Doch es finden sich auch originelle Angebote. Auf der Alp Flix oberhalb von Savognin GR können Gäste auf Pferden und Ponys ausreiten, in einer der fünf mongolischen Jurten übernachten und Glaces aus Schafsmilch verspeisen. Auf der Alp Morgeten oberhalb von Oberwil BE im Simmental baden Touristen bei jedem Wetter in einem 3000-Liter-Käsekessel im Freien oder spielen auf dem abschüssigen Gelände eine Partie Alpin-Crossgolf. Und wer schon immer von einer eigenen Kuh auf der Alp geträumt hat, für den geht der Traum an der Lenk BE in Erfüllung. Mit einem Besuch auf der Alp erhalten die Touristen ein Zertifikat mit Foto der gemieteten Kuh, ein Treffen mit der Kuh auf der Weide und fünf Kilo Alpkäse.