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Mit veganem Essen zum Millionär

Die Firma Planted produziert fleischähnliche Nahrungsmittel aus pflanzlichen Proteinen. Vor vier Jahren gegründet, zählt sie heute über 200 Mitarbeitende. Ein Mitgründer gehört mittlerweile zu den 100 reichsten, jungen Schweizer. Was steckt hinter dem Erfolg der Kemptthaler Firma?

Auch unser Nati-Goali Yann Sommer mag es, das Ersatzfleisch aus pflanzlichen Proteinen. «Mache die Welt ein klein wenig besser, Biss für Biss», lässt er auf der Homepage von Planted verlauten. Dass also auch die Problematik um den Klimawandel der Firma in den Lauf spielen könnte, scheint eines der Geheimnisse ihres Erfolgs zu sein.  

Der «Tages Anzeiger» hat das Unternehmen in Kemptthal ZH besucht und ist dabei auch der Frage nachgegangen, ob es da noch andere Geheimisse gibt. Kein Geheimnis hingegen macht Planted daraus, dass sie die meisten Rohstoffe für ihre Produkte importiert. 

Über 6’500 Verkaufsstellen

Ein veganes, wie eine Pouletbrust geformtes Filet aus Erbsenproteinen ist das neueste Produkt aus dem Labor der Firma. Die Frage ist berechtigt. Wenn man sich nur noch pflanzlich ernähren will, wieso muss die Nahrung dann die Form eines Schnitzels, einer Bratwurst oder eben einer Pouletbrust haben? Denn «es schmeckt nicht wie ein richtiges Hühnerfilet» erklärt ein Küchenchef dem «Tagesanzeiger».

Und doch ist die Firma Planted mit ihren Fleischalternativen sehr erfolgreich. Vor vier Jahren an der ETH gegründet, hat Planted heute über 200 Mitarbeitende, mit einem Durchschnittsalter von 32 Jahren. An über 6’500 Standorten gibt es die Planted-Produkte bereits zu kaufen. Und dies nicht nur in der Schweiz. Französische Supermarktketten haben die Produkte von Planted in ihr Sortiment aufgenommen. Und auch bei der Deutschen Bahn komme die vegane «Currywurst» aus der Schweiz dauerhaft auf die Speisekarte.

Attraktiv für Investoren

Planted bringt zwei bis drei Innovationen pro Jahr heraus. Den Produktenamen setzen sie dabei ein «planted» voran. So gibt es planted.chicken, planted.schnitzel oder planted.bratwurst. Es war ein Team von Studenten, die vor einigen Jahren in einem ETH-Labor an dieser Produktionsform getüftelt haben. 2019 wurde Planted dann gegründet.

Wie wertvoll die Firma bereits nach vier Jahren ist, lässt sich auch am Interesse der Investoren erkennen. Bei Investoren ist die Firma nämlich sehr beliebt. Ihr wurde so viel Risikokapital zugesichert, wie sonst keiner anderen Firma in Europa, die sich auf pflanzliche Alternativen zu Fleischprodukten spezialisiert hat. Im vergangenen Sommer hat das fleischalternative Konzept der Firma 70 Millionen Franken an Investitionsgelder in die Kasse gespült. Das Geld kommt teils aus den USA. Aber auch Yann Sommer hat investiert.

Den richtigen Zeitpunkt erwischt

Überraschend ist der Erfolg der Firma auch deshalb, weil es sich bei ihrer Produktionsmethode eigentlich nicht um eine revolutionäre Technologie handelt. Schon seit Jahrzehnten werden Proteine mit Wasser und Öl knetet, erhitzt und zu einem Teig geformt. Auch Fleischalternativen gibt es schon lange. Wieso also konnte die Firma in so kurzer Zeit so schnell wachsen?

Planted habe ihre Produkte im geeigneten Moment lanciert, heisst es im «Tagesanzeiger» weiter. Das Timing von Planted im Umfeld von Corona und der Klimakrise sei ideal gewesen, sagt Christine Brombach von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften . Planted spreche mit hippem Marketing eine junge urbane Zielgruppe an. Und der Markt für Fleischalternativen werde weiter wachsen, zeigt sich Brombach überzeugt.

Konsumentinnen und Konsumenten würden sich auch darauf sensibilisieren, dass sie mit dem, was sie essen etwas bewirken können. Das Zielpublikum von Planted sind also auch jene stillen Revolutionäre, die sich nicht an lauten Klima-Demonstrationen oder an wenig konstruktiven Klebeaktionen beteiligen wollen.

Ist das Luxus-Nahrungsmittel auch gesund?

Etwas anders sehe das Michael Siegrist, ein ETH-Mitarbeiter, der zum Konsumverhalten forscht. Es werde ein Nischenprodukt bleiben, meint er. «Planted muss den Preis massiv nach unten bringen und Innovationen präsentieren, um ausserhalb des urbanen Milieus eine Chance zu haben», sagt Siegrist.

Tatsächlich machen Fleischalternativen in der Schweiz zurzeit nur knapp drei Prozent des gesamten Fleischmarkts aus. Hinzu kommt, dass die Preise der Planted-Produkte etwa so hoch sind wie jene von Biofleisch. Die aktuelle Teuerung, also die Preisexplosion in verschiedenen Bereichen und die Preissensibilität der Konsumentinnen und Konsumenten dürften zurzeit einen möglichen weiteren Boom verhindern. Die Planted-Gründer forderten von der Politik aber auch, das konventionelle Fleisch teurer zu machen, beispielsweise durch eine Steuer.

Hoch verarbeitete Produkte

Vergessen geht bei solchen pflanzlichen Produkten, die dem Fleisch ähnlichsehen wollen, oft, dass es sich um hoch verarbeitete Produkte handelt. So werden beispielsweise auch Vitamin B12 und Eisen künstlich hinzugefügt, die natürlicherweise in Fleischprodukten vorkommen. Und von den gesunden Ballaststoffen, die in Erbsen reichlich enthalten sind, bleibt in der veganen «Bratwurst» kaum noch etwas übrig.

Auch gebe es noch keine langfristigen Studien darüber, ob diese veganen Produkte auch tatsächlich gesünder sind. Unbestritten bleibt aber, dass sie bezüglich der Klimafreundlichkeit dem Fleisch deutlich überlegen sind.

Mit grossem Profit etwas bewegen

Mitbegründer Pascal Bieri werde auf der Forbes-Liste der «100 jungen Reichsten der Schweiz», wo immer nur eine Person pro Firma gelistet wird, mit einem Vermögen zwischen 5 und 10 Millionen Franken aufgeführt. Er verstehe sie aber immer noch als Pionier. Die Technologie sei noch ganz am Anfang. «Wir stellen erst Nokia-Knochen her und noch keine Smartphones», bringt Bieri als Vergleich ein. Die Produkte würden in Zukunft geschmacklich und preislich immer attraktiver werden, zeigt er sich überzeugt

Dass die Planted-Gründer aber nicht nur am Profit interessiert sind, lässt sich aus ihren Aussagen rasch herauslesen. «Wenn wir in der Welt wirklich etwas bewegen wollen, kann es gar nicht schnell genug gehen», sagt Bieri.

So habe Planted bereits 1,3 Millionen Hühner vor der Schlachtung gerettet. Sie wagen dabei auch einen Vergleich mit Elon Musk, der mit dem elektrobetriebenen Tesla die Autowelt revolutioniert. «Es braucht jemanden mit einer Vision, der voranschreitet», sagt Bieri dem «Tagesanzeiger».

Kommentare (1)

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  • Feinschmecker | 20.09.2023
    Den kleinsten CO2 Fussabdruck hinterlässt jener, der das Erbsenprotein mit einem währschaften Erbsmus zu sich nimmt, ohne dass an diesem, vorgängig daran herumgebastelt werden müsste.
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