Weissklee hat einen relativ konstanten Rohproteinanteil von gegen 25 Prozent. Dies macht ihn interessant als Protein- ausgleichsfutter.
In den letzten 20 Jahren haben sich die Sojaimporte für die Tierfütterung verzehnfacht. Der geringe Selbstversorgungsgrad beim Futterprotein ist aus ökologischer Sicht fragwürdig und deshalb für die Schweizer Tierproduktion ein massives Imageproblem. Während das Kostenumfeld in der konventionellen Produktion die Massnahmen dagegen leider ziemlich einschränken, sind die Erfolgsaussichten im Biolandbau grösser.
Jakob Rohrer, Daniel Nyfeler und Christoph Baumgartner vom BBZ Arenenberg TG haben sich des Themas angenommen und zusammen mit interessierten Landwirten, der Biomühle Lehmann und dem Verein Bio Ostschweiz ein entsprechendes Projekt lanciert. Am Mittwoch präsentierten sie in Siegershausen TG die ersten Erfahrungen.
Reinsaaten liefern Gehalt
Auf der Suche nach geeigneten Kulturen fiel die Wahl auf Weissklee. «Dieser liefert im Vergleich mit Eiweisserbsen, Soja oder Süsslupinen den höchsten Proteinertrag pro Hektare», weiss Baumgartner. Von allen Kleearten habe er zudem mit 22 bis 25 Prozent den höchsten Rohproteingehalt, was bei der Verwendung als Proteinausgleichsfutter von grosser Bedeutung ist. In ersten Versuchen wurden Weissklee-Reinsaaten mit der kleereichen Standardmischung SM310, einer Mattenklee-Reinsaat und einer vom BBZ Arenenberg eigens angefertigten Spezialmischung. Dabei zeigte sich, dass nur Weissklee-Reinsaaten einen genügend hohen und stabilen Proteingehalt erreichten. Leider lieferten diese aber auch den mit Abstand tiefsten TS-Ertrag.
Reinsaaten von Weissklee bergen laut Nyfeler einige Schwierigkeiten: Zum einen läuft Weissklee relativ langsam auf und ist deshalb anfällig auf Verunkrautung, was meist mehr als einen Unkrautschnitt erforderlich macht. Zum andern ist er aufgrund seines relativ flachen Wurzelwerkes auf frische bis feuchte Standorte angewiesen und braucht nach der Saat mitunter auch schon mal eine Bewässerung.
Kultur mit Stolpersteinen
Um diesen Schwierigkeiten beizukommen, wurde im Folgeversuch, den Landwirt Andreas Olbrecht Ende April dieses Jahres auf seinem Betrieb säte, auf drei Mischungen gesetzt: gross- und kleinblättriger Weissklee, Weissklee und Perserklee sowie Weissklee und Rotklee. Die Bestände zeigen derzeit teils beträchtliche Lücken, was sich auf die Frühjahrstrockenheit, den Schneckenfrass oder stellenweise ein zu grobscholliges Saatbett zurückführen lässt.
Geplant sind dieses Jahr zwei Ernten, nächstes Jahr deren fünf. Das auf einen TS-Gehalt von rund 40% angewelkte Erntegut wird in einer Grastrocknungsanlage in der Region zu Pellets verarbeitet.
«Diese Pellets eignen sich als Proteinausgleichsfutter auf silofreien Milchwirtschaftsbetrieben sowie für die proteinreiche Leistungsfütterung auf Silobetrieben», sagt Baumgartner. Aber auch im Hühnerfutter oder für Zuchtsauen liessen sie sich bestens einsetzen, ergänzt Albert Lehmann von der Mühle Lehmann. «Wir sind daran interessiert, in nächster Zeit möglichst viel Importsoja durch Weisskleepellets zu ersetzen» sagt er, überzeugt von den Erfolgschancen des Projekts.
Praxisbetriebe gesucht
Der Deckungsbeitrag einer zweijährigen Bio-Weisskleeanlage liegt gemäss Berechnungen des BBZ Arenenbergs bei rund 1500 Franken (ohne Direktzahlungen), vergleichbar mit einer zweijährigen Bio-Kunstwiese mit 120 dt TS-Ertrag. «Dabei gingen wir von einem TS-Ertrag von 70dt und einem Preis für die Würfel von 65 Fr./dt aus», so Rohrer. Dieser Preis sei allerdings noch verhandelbar, räumt Lehman ein.
Ob Weissklee-Trockenpellets sich in der Praxis durchsetzen, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Die Projektträgerschaft sucht Produzenten, die bereits diesen August auf ihrem Betrieb einen Weisskleebestand zu Pelletsherstellung anbauen möchten. Weitere Versuchsarbeiten und Erfahrungen sind dazu sicher nötig. Auch die Energiebilanz und der CO2-Fussabrucks der Weisskleewürfel wurde bisher noch nicht berechnet. «Dies ist jedoch geplant,» meint Rohrer. «Die Ideallösung wäre natürlich eine Trocknung mit erneuerbarer Energie, mit Holzschnitzel anstatt Erdgas».