Die Suisseporcs fordert Soforthilfe vom Bund. Präsident Ulrico Feitknecht verlangt, dass die Importzölle auf Futtermitteln in der Höhe von 50 bis 70 Mio. Franken für die Verbilligung von Soja verwendet werden.
«Schweizer Bauer»: Die Suisseporcs fordert finanzielle Soforthilfe vom Staat für die Schweineproduzenten. Wie kommen Sie zu der Forderung?
Ulrico Feitknecht: Die Sojapreise sind regelrecht explodiert. Das führt dazu, dass wir in der Schweinebranche einen massiven zusätzlichen Kostenblock haben. Es wird mit der aktuell produzierten Menge und dem Einkaufstourismus nicht möglich sein, diese höheren Kosten auf die Preise zu überwälzen. Die Kostenzunahme bei den Eiweissträgern bringt der Schweinebranche Zusatzkosten von 50 bis 60 Millionen Franken. Wir hatten aber bereits vorher einen Wertschöpfungsverlust von 120 bis 150 Millionen Franken durch das tiefe Preisniveau. Ohne Massnahmen ist die Zukunft der Schweizer Schweinebranche gefährdet. Unsere Strategie ist übrigens mit dem Schweizerischen Bauernverband und der Vereinigung Schweizerischer Futtermittelfabrikanten (VSF) abgesprochen.
Wie viel Geld fordern Sie?
Das Geld, welches die Branche bereits jetzt indirekt durch die Futtermittelzölle bezahlt, soll dafür eingesetzt werden. Mit den Zöllen, die heute in die allgemeine Bundeskasse gehen, sollen die Sojapreise verbilligt werden. Wir bräuchten schätzungsweise zwischen 50 und 70 Millionen Franken.
Würde damit nicht bloss der Schweinemarkt gestützt und die Überproduktion noch langsamer abgebaut?
Die Fleisch- und Milchpreise sind auch im Ausland nirgends in dem Ausmass gestiegen wie die Kosten. Und mit unserer Forderung sind wir nicht alleine. Das gleiche Phänomen beobachten wir auch in den USA, in Brasilien und Russland. In diesen Ländern hat der Staat eingegriffen und die Geflügel- und die Schweinebranche unterstützt.
Die Suisseporcs-Delegierten wollten keine Mengensteuerung mit dem Argument, man wolle keine Plan-, sondern Marktwirtschaft. Ist es nicht ein Widerspruch, jetzt trotzdem nach dem Staat zu rufen?
Im Prinzip haben die «Staaten» das Problem selber verursacht. Die USA wollen 40% der Maisfläche für Bioethanol verwenden. Das Gleiche passiert in Europa mit der Förderung von Getreide und Raps für Biogas. Jetzt fehlt der Mais, und deshalb stieg auch der Sojapreis massiv.
Die Schweizer Regierung ist ja aber nicht verantwortlich für die massive Subventionierung von Bio-Diesel...
...der Sojamarkt ist ein globaler Markt. Der Schweizer Sojamarkt hängt mit dem Weltmarkt zusammen. Deshalb ist eine Intervention des Bundes nichts anderes als die Korrektur falscher Staatseingriffe, auch wenn die Intervention nicht durch die Schweiz, sondern durch Brasilien oder die USA verursacht wurde. Mittelfristig überlegen wir uns, wie wir andere Eiweissträger erschliessen könnten. Eine Möglichkeit wäre, im Rahmen der Kohäsionsmilliarde mit der EU neue Sojaquellen in Südost-Europa zu erschiessen. Wir überlegen uns auch, wie wir mittelfristig wenigstens einen Teil des Eiweisses mit Eiweisserbsen, Lupinen, oder Ackerbohnen in der Schweiz produzieren könnten. Dies, damit wir die Abhängigkeit vom Ausland reduzieren können.
Nicht nur für die Mäster, sondern auch für die Züchter ist die Situation schwierig. Was sollen Sie erhalten?
Unsere Marktpartner haben bereits klar signalisiert, dass eine Preiserhöhung im Moment unrealistisch sei. Der Produktionsfortschritt muss durch eine Abnahme der Zuchttiere kompensiert werden, damit Angebot und Nachfrage wieder übereinstimmen. Mir macht es aber Sorgen, dass die Schweinebetriebe, welche investiert und zukunftsträchtige Strukturen haben, durch diesen Prozess gefährdet sind.