Derzeit holt Lactalis von den französischen Milchviehbetrieben etwa 5,1 Mrd. Kilo Milch pro Jahr. Diese Menge würde somit um rund 450 Mio. Kilo verkleinert.
Höherpreisiges Segment ausbauen
Die Milchabnahme soll Lactalis zufolge über einen Zeitraum von sechs Jahren nach und nach zurückgefahren werden. In einem ersten Schritt sollen 320 Mio. Kilo weniger abgenommen werden. Davon entfallen 160 Mio. Kilo auf die östlichen und südlichen Gebiete der Pays de Loire. Dieses Ziel soll bis 2026 erreicht werden. Weitere 160 Mio. Kilo will Lactalis im Zusammenhang mit der Nichtverlängerung eines Vertrags mit einer Genossenschaft bis 2030 einsparen.
Die übrigen 130 Mio. Kilo Milch sollen in der zweiten Phase des Vorhabens wegfallen. Dabei will sich Lactalis an der Marktentwicklung orientieren, weitere Details gab der Konzern nicht bekannt. Ziel ist es laut Unternehmensangaben, die Abhängigkeit von der Volatilität der internationalen Märkte zu begrenzen und den Produzenten einen besseren Milchpreis zahlen zu können. Ausserdem soll der Anteil der in Frankreich verkauften höherpreisigen Produkte ausgebaut werden.
Erzeuger auf den Barrikaden
Beim französischen Fachverband der Milchproduzenten (FNPL) rief die Ankündigung von Lactalis scharfe Kritik hervor. Er sprach von einem «inakzeptalen» Rückzug, der eines Weltmarktführers weder würdig noch verständlich sei. Ausserdem sorgt sich der FNPL, ob die Milchannahme weiterhin flächendeckend sichergestellt bleibt. Auch brauche es deutlich längere Fristen, damit sich betroffene Milchbauern nach Alternativen umschauen könnten.
Unterstützung erhielten die Milcherzeuger von höchster Ebene. Der Präsident des französischen Bauernverbandes (FNSEA), Arnaud Rousseau, wies daraufhin, dass es sich bei den angestrebten 450 Mio. Kilo Milch immerhin um 2% der französischen Milchmenge handle. Nun müsse es Gespräche darüber geben, wie künftig die Milchabnahme erfolgen solle und welche Strukturen es dafür brauche.
Lactalis versicherte indes, «in den kommenden Wochen» mit den Produzentenorganisationen zusammenzuarbeiten. Dabei soll es auch um die Begleitung der betroffenen Landwirte gehen.