Der deutsche Chemiekonzern Bayer will den US-Agrarchemie-Riesen Monsanto für 62 Milliarden US-Dollar (61,4 Mrd. Fr.) übernehmen. Das Unternehmen legte am Montag ein offizielles Angebot vor. Demnach bietet Bayer je Monsanto-Aktie 122 US-Dollar in bar.
«Bayer will durch die Übernahme von Monsanto ein weltweit führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft werden», erklärte der deutsche Konzern. Bereits vergangene Woche hatte der Aspirin-Hersteller erklärt, mit Monsanto über eine Übernahme zu sprechen.
Weltgrösster Agrarchemie-Hersteller
Sollte der Deal klappen, wäre er nach Daten des Finanzdienstleisters Thomson Reuters mit Abstand die grösste Transaktion, bei der ein deutscher Konzern ein ausländisches Unternehmen oder Teile davon übernimmt. Bayer würde durch den Zusammenschluss zum weltgrössten Agrarchemie-Hersteller aufsteigen. Der Umsatz würde auf rund 60 Milliarden Euro (bisher: 46,3 Mrd) zulegen, die Zahl der Mitarbeiter auf fast 140'000 (bisher: knapp 117'000) klettern.
«Wir sind seit langem von Monsanto beeindruckt», begründete Baumann den Schritt. Nicht zuletzt die führende Rolle der Amerikaner in der Biotechnologie und beim «digital farming» - der Nutzung digitaler Techniken für die Landwirtschaft - mache Monsanto attraktiv. Bereits nach drei Jahren rechne Bayer durch den Zusammenschluss mit Einsparungen von rund 1,5 Milliarden Dollar.
Bayer erwartet positive Antwort
Dafür will Bayer tief in die Tasche greifen. Der Konzern bietet je Monsanto-Aktie 122 US-Dollar in bar - insgesamt etwa 55,2 Milliarden Euro. Inklusive der Unternehmensschulden summiert sich das Angebot auf 62 Milliarden Dollar.
Die Offerte entspricht einem Aufschlag um 37 Prozent auf den Schlusskurs der Monsanto-Aktie vor dem Bekanntwerden der ersten Übernahme-Spekulationen. Zur Finanzierung setzt Bayer auch auf eine Kapitalerhöhung. Bayer erwarte eine positive Antwort von Monsanto, sagte Baumann. Ob der deutsche Konzern gegebenenfalls auch eine feindliche Übernahme machen würde, kommentierte er nicht.
Konzerne sind auch in der Schweiz präsent
Zu möglichen Auswirkungen auf die Arbeitsplätze wollte sich Baumann nicht äussern. In der Schweiz verfügt Bayer über vier Standorte mit knapp 1200 Mitarbeitenden. Gut die Hälfte davon arbeiten in Basel, die übrigen in Muttenz BL, Zürich und Zollikofen BE. Auch Monsanto ist in der Schweiz präsent. Der US-Konzern plant, im Rahmen seines weltweiten Restrukturierungsprogramms im waadtländischen Morges 75 der 144 Stellen zu streichen.
Der weltweite Markt für Pflanzenschutzmittel und Saatgut wird mit Syngenta, Monsanto, Bayer, DuPont Pioneer, Dow Chemical und BASF nur von einer guten handvoll Firmen kontrolliert. Monsanto und Bayer würden zusammen für ein breites Angebot im Pflanzenschutz und Saatgut stehen. Der Zukauf könnte aber vor allem in den USA auf kartellrechtliche Hürden stossen.
Monsanto hat schlechtes Image
Bei einer Übernahme der Amerikaner muss sich der neue Bayer-Chef Baumann aber noch auf ganz andere Kritik einstellen: Kein anderer Konzern der Branche hat ein derart schlechtes Image wie Monsanto. Der Saatgutriese steht immer wieder wegen seiner aggressiven Geschäftspraktiken und seiner gentechnisch veränderten Produkte in der Kritik. Monsanto ist zudem der Entwickler des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein.
Aktionäre nicht überzeugt
Bei den Aktionären rief Bayers Kaufangebot zunächst reichlich Stirnrunzeln hervor. Viele Experten empfinden den Kaufpreis als zu hoch. Entsprechend ging es für die Bayer-Titel weiter bergab: Sie sanken vorübergehend bis auf 86,30 Euro - den niedrigsten Stand seit Oktober 2013.
Im vergangenen Jahr noch war Monsanto der Angreifer gewesen und hatte den Basler Konzern Syngenta übernehmen wollen. Syngenta wehrte sich vehement, Monsanto gab im August auf. Jetzt wird Syngenta für 43 Milliarden Dollar - mit seinem Einverständnis - vom chinesischen Chemieriesen ChemChina übernommen.