Bayer legt im Ringen um den US-Saatgutriesen Monsanto nach. Der deutsche Pharma- und Chemiekonzern bietet nun 64 Milliarden Dollar für Monsanto und will die Amerikaner damit zum Einlenken bewegen. Bayer stockte das Angebot um drei Dollar auf 125 Dollar je Aktie auf.
«Bayer hat die feste Absicht, diese Transaktion abzuschliessen», sagte Unternehmenschef Werner Baumann. Sollte die Übernahme glücken, wäre sie die grösste in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Monsanto sagte zu, die neue Offerte zu prüfen.
Neue Gespräche geführt
«Bayer hat in den vergangenen Wochen vertrauliche Gespräche mit Monsanto geführt», erklärte das Unternehme am Donnerstag. Daraus hätten sich neue Informationen ergeben, die die Erhöhung rechtfertigten. Worum es dabei genau ging, erklärte Bayer nicht. Die neue Offerte liege um 40 Prozent über dem Kurs der Monsanto-Aktie am Tag bevor die Übernahmepläne von Bayer bekannt wurden.
Bayer zeigte sich überzeugt, dass der Zusammenschluss nicht an den Kartellbehörden scheitern werde, da sich beide Unternehmen bei Produkten und geografischer Präsenz ergänzten. Der Dax-Konzern bot Monsanto deshalb sogar eine sogenannte Aufhebungszahlung von 1,5 Milliarden US-Dollar an, falls die notwendigen Kartellfreigaben nicht erteilt werden sollten. Das neue Angebot sei Monsanto am 1. Juli mündlich und am 9. Juli auch schriftlich übermittelt worden, hiess es in der Bayer-Mitteilung.
Branche unter Fusionsdruck
Die Chemieindustrie befindet sich seit längerem in einem Konzentrationsprozess. Für die noch nicht abgeschlossene Übernahme des Basler Agrochemiekonzerns Syngenta will der chinesische Staatskonzern ChemChina umgerechnet 44,2 Milliarden Dollar auf den Tisch legen.
In den USA planen die Konkurrenten Dow Chemical und Dupont eine Mega-Fusion. Ihre Verschmelzung würde erst einmal den Branchenprimus BASF vom Thron stossen. Bayer seinerseits würde durch den Zusammenschluss mit Monsanto zur weltweiten Nummer eins im Agrarchemiegeschäft aufsteigen. Dennoch war der Deal von Anfang an umstritten: Monsanto steht in Europa seit Jahren wegen seiner gentechnisch veränderten Produkte in der Kritik.
Monsanto's Ruf ramponiert
Dem US-Hersteller von GV-Saatgut wird unter anderem ruppiges Verhalten im Umgang mit seinen Kunden vorgeworfen. Ausserdem vertreibt Monsanto den Unkrautvernichter Glyphosat. Dieser steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Monsanto vermarktet Glyphosat unter dem Namen Roundup. Vor kurzem hatte die EU-Kommission die Europa-Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters um bis zu 18 Monate verlängert.
Monsanto hatte im Mai die Offerte von Bayer zurückgewiesen, aber Gesprächsbereitschaft bekundet. Monsanto-Chef Hugh Grant hatte bei der Vorstellung der Quartalszahlen Ende Juni gesagt. Monsanto sei weiter offen für Gespräche mit Bayer, spreche aber auch mit «anderen» über alternative strategische Optionen. Am 1. Juli avisierte Bayer die Erhöhung, seit 9. Juli liegt die neue Offerte den Amerikanern vor, erklärte Bayer.
Spekulationen um BASF-Einstieg
Monsanto hatte erst vor kurzem Kreisen zufolge Gespräche mit dem Bayer-Konkurrenten BASF über eine Kombination der jeweiligen Agrarchemie-Sparten wieder aufgenommen. Die Amerikaner prüften verschiedene Transaktionen einschliesslich der Übernahme des BASF-Geschäfts mit Lösungen für die Agrarwirtschaft, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Weder Monsanto noch BASF wollten hierzu Stellung nehmen.
Die Monsanto-Aktie legte zeitweise um fünf Prozent auf 105,75 Dollar zu, pendelte sich dann aber bei 103,50 Dollar ein - weit entfernt von dem Übernahmeangebot. In den USA war zuletzt über eine Aufstockung bis auf 135 Dollar spekuliert worden. Die Bayer-Papiere fielen nachbörslich um knapp ein Prozent auf 92,10 Euro.