Klauenprobleme sind die zweithäufigste Abgangsursache bei den Milchkühen. Die Ursachen dieses Problems liegen vielerorts, wobei die Hauptursache im Management und nicht in der Genetik der Tiere liegt.
Schlechte Fütterung, schlechte Liegeboxen, zu stark verschmutzte Flächen und Stress sind Faktoren, die das Immunsystem der Tiere und das Hornwachstum der Klauen schwächen. Gerade die Infektionskrankheit Mortellaro (Erdbeerkrankheit), welche heute in 75 Prozent der Milchviehherde verbreitet ist und eine Selbstheilungsrate von 2 bis 4 Prozent aufweist, reagiert auf diese Faktoren enorm.
Intaktes Immunsystem
Untersuchungen in den USA zeigten, dass bei Tieren mit einem guten Immunsystem und Management, trotz bewusstem Auftragen von Mortellaro-Bakterien im Klauenbereich, die Krankheit nicht ausbrach.
Der 1980 in die USA ausgewanderte Klauenpfleger Karl Bürgi gibt sein Wissen in einem Vortrag und in zwei Klauenpflegekursen weiter. «Beim Auftreten von Mortellaro ist für eine reduzierte Ausbreitung eine rasche Intervention von grosser Wichtigkeit», so Bürgi. Eine erfolgreiche und effiziente Behandlung ist nur in den ersten Phasen möglich. Das heisst, bevor bei einer Kuh eine Lahmheit erkennbar wird. Für die Behandlung werden auf dem Markt viele Produkte angeboten. Wobei Bürgi nur wenige empfiehlt.
Bei Hochleistungskühe mindestens vier Mal kontrollieren
Bei stark von Mortellaro befallenen Viehbeständen sind unbedingt die Rinder während der Brunstphase auf Mortellaro zu prüfen. Weiter ist eine funktionelle Klauenpflege und ein korrekt eingerichtetes und angewendetes Klauenbad alle ein bis zwei Wochen unumgänglich. Bei der funktionellen Klauenpflege sind heute noch grosse Unterschiede feststellbar.
Gemäss Bürgi sollen die Klauen zweimal, bei Hochleistungskühe mindestens vier Mal im Jahr kontrolliert und geschnitten werden. Gerade in grossen Herden ist die Regelmässigkeit der Klauenkontrolle sehr wichtig. In kleineren Herden wie in der Schweiz üblich ist eine individuelle Klauenpflege angezeigt, welche sinnvollerweise im Herbst und im Frühling durchgeführt wird. Im Idealfall werden die Klauen der Kühe jeweils drei bis sechs Wochen vor Beginn der Laktation kontrolliert.
Klauenpfleger soll präventiv wirken
Das Risiko von Klauenproblemen ist in der Startphase erhöht. Neben dem Zeitplan ist für Bürgi wichtig, dass der Klauenpfleger die Klauen regelmässig anschaut und sie individuell schneidet. Das Ziel ist nicht, am Abend einen möglichst grossen Haufen Hornspäne zu haben.
Fachvortrag: Mortellaro-Bekämpfung in den USA
Leitung: Karl Bürgi, Wisconsin
Datum: 17. Februar 2016
Zeit: 20.00 Uhr
Ort: LBBZ Schluechthof, Cham
Leider wird noch heute bei 80% der gesunden Kühe zu viel und bei den kranken Kühen zu wenig geschnitten. Der Klauenpfleger solle nicht auf den Betrieb kommen, um die lahmen Kühe zu behandeln. Seine Aufgabe ist, die Herde präventiv vor Klauenproblemen zu schützen.
*Franziska Duss ist Lehrerin/Beraterin am Landwirtschaftlichen Bildungs-und Beratungszentrum Schluechthof in Cham
Krankheitsbild
Die Krankheitssymptome: Kühe stehen mit den erkrankten Klauen häufig im frischen Kot. Leichte bis schwere Lahmheit, pferdeartiges Entlasten des Beins. Sichtbar ist eine meist 2–4 cm grosse schmerzhafte Entzündung, mit einer haarlosen, scharf abgegrenzten «erdbeerroten» Läsion und überlangen Haaren am Rand im Klauenbereich. fd


