Mortellaro hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. 2011 zeigten gemäss den neuesten Erhebungen 29,1 Prozent aller Milchkühe Anzeichen der «Erdbeerkrankheit». Eine Ursache für die Ausbreitung sind die Laufställe.
2005 war Mortellaro bei den Klauenpflegern noch kaum bekannt. «Heute sprechen alle von einem Riesenproblem», betont Adrian Steiner, Professor an der Wiederkäuerklinik der Universität Bern und Ausbildner für Klauenpfleger. Mortellaro ist eine bakterielle Entzündung der Zehenhaut bei Rindern und auch bekannt unter dem Begriff Erdbeerkrankheit – und sie hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen.
29,1 Prozent aller Milchkühe zeigen Anzeichen
Diese Zunahme, die neben den Klauenpflegern auch viele Milchviehhalter bestätigen können, ist nun wissenschaftlich belegt. Die neuesten Zahlen aus der Schweiz, die im Rahmen einer Dissertation an der Uni Bern erhoben wurden, stammen von 2011. Demnach zeigten vor drei Jahren 29,1 Prozent aller Milchkühe Anzeichen von Mortellaro, also fast jede dritte Kuh. Zum Vergleich: 2005 wurden bei lediglich 5 Prozent aller Milchkühe Haut- und Zwischenklauenerkrankungen diagnostiziert.
Unter dem Begriff wurden neben Mortellaro auch andere Leiden zusammengefasst. Die Schweizer Bauern stehen nicht alleine da. In Holland geht man von einer Zunahme der Mortellaro-Erkrankungen von 14 auf 30 Prozent aller Milchkühe aus. Auch aus Österreich werden ähnliche Zahlen gemeldet. In den USA ist die Krankheitsrate noch deutlich höher.
Laufställe haben Ausbreitung begünstigt
Der Grund für die massive Zunahme von Mortellaro ist nicht restlos geklärt. Klar ist, dass die Verursacher, spiralförmige Bakterien, weit verbreitet sind. Schaden anrichten können sie aber erst, wenn das Klauenhorn vorgeschädigt, also aufgeweicht oder angefault, ist. «Kühe, die immer im Mist stehen und ständig feuchte Klauen haben, sind besonders gefährdet», so Steiner. «Ziemlich sicher hat der Trend zu immer mehr Laufställen die Ausbreitung der Krankheit begünstigt.»
Da immer mehr Betriebe betroffen sind, steigt das Risiko, dass die Bakterien von Menschen oder auch durch den Tierzukauf von Stall zu Stall verschleppt werden. Kritisch für eine Ansteckung sind auch die Alpung – und Viehschauen. «Obschon die Rinder dort nachweislich gesund sein müssen, haben wir an Ausstellungen Mortellaro nachweisen können», warnt Steiner. Dabei sei Vorsorgen die einzig sichere Möglichkeit: «Mortellaro kann man nicht mit Sicherheit heilen. Die Bakterien bleiben im Gewebe. Angesteckte Kühe können immer wieder erkranken und müssen schlimmstenfalls ausgemerzt werden.»