Nirgendwo auf der Welt steigt die Zahl der Wetter-katastrophen stärker als in Nordamerika. In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich dort die Anzahl der wetterbedingten Schaden-ereignisse nach Angaben des weltgrössten Rückversicherers Munich Re fast verfünffacht.
In Asien habe sie sich in diesem Zeitraum vervierfacht, in Europa verdoppelt. Dies erklärte der Leiter der Georisiko-Forschung, Peter Höppe, zur Vorstellung der entsprechenden Studie am Mittwoch in München. Für die Zunahme ist ihm zufolge auch der vom Menschen verursachte Klimawandel verantwortlich. Zudem siedelten in Risikogebieten wie Florida immer mehr Menschen.
Während mit dieser Entwicklung auch die Lasten für die Versicherungsbranche steigen, macht die Munich Re in Nordamerika gute Geschäfte. «Momentan halten wir die Marktpreise dort für auskömmlich, sogar für besser als in anderen Teilen der Welt», sagte Vorstandsmitglied Peter Röder, der für diesen Markt zuständig ist.
Prämienanpassung nach Dürre
Nach einer Dürrekatastrophe wie in den USA im Sommer werden laut Höppe die Prämien angepasst. Weil der Staat die Bauern bei der Versicherung unterstütze, und sie selbst bei totalem Ernteausfall einen Grossteil ihrer entgangenen Einnahmen ersetzt bekämen, sei dies für die Landwirte auch bei höheren Kosten lohnenswert.
Nordamerika ist der Studie zufolge von allen Arten von Wetterextremen betroffen: Tropen- und Winterstürme, Gewitter, Tornados, Waldbrände, Dürren und Überschwemmungen. Ein Grund dafür sei das Fehlen eines Gebirgszugs in Ost-West-Richtung, der kalte Luft im Norden von warmer Luft im Süden trennen könnte.
Hälfte der Schadensumme ist versichert
Zwischen 1980 und 2011 betrug der Gesamtschaden aus Wetterkatastrophen in Nordamerika, dem grössten Erst- und Rückversicherungsmarkt der Welt, 1,06 Billionen US-Dollar. Von diesen waren 510 Milliarden, also rund die Hälfte, versichert. Rund 30’000 Menschen kamen ums Leben. Die bislang teuerste Naturkatastrophe in Nordamerika war der Hurrikan Katrina im Jahr 2005.
Die Entwicklung in den nächsten 30 Jahre lasse sich schwer prognostizieren, sagte Höppe. Es sei davon auszugehen, dass die Hurrikane «nicht unbedingt mehr, aber intensiver» würden. Den Schwerpunkt der Schadenereignisse erwartet er in den nächsten zehn bis 20 Jahren in Asien, «bedingt durch das Bevölkerungswachstum und das starke Werte-Wachstum in China».


