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Nach Bergsturz: Lötschentaler Galloways im Exil

Der Landwirt Hans-Peter Siegen musste nach der Zerstörung seines Hofes in Blatten VS eine schwere Entscheidung treffen: Ein Teil seiner Galloway-Herde wurde bereits verkauft, der Rest findet nun im Landwirtschaftszentrum Visp VS vorübergehend eine Bleibe.

clu |

«Sieben Tiere haben wir bereits weggebracht. Elf weitere werden bald abgeholt», erzählt Hans-Peter Siegen, der seinen Hof im Weiler Ried beim Bergsturz in Blatten im Mai 2025 verlor. Er betrieb zusammen mit seiner Frau Hermine einen der grössten Landwirtschaftsbetriebe des Lötschentals.

Seit 2003 hatten die Siegens einen Freilaufstall gebaut, und die Herde wuchs auf über 50 Tiere an. Die Familie setzte auf die schottische Rasse Galloway. «Manche dachten damals, wir spinnen», erzählte Siegen nun dem «Walliser Bote». Dieser berichtet über das Schicksal der Siegens anlässlich der Bekanntgabe des Walliser Staatsrates darüber, wie der Fahrplan für den Wiederaufbau Blattens aussehen soll. Aber dazu später.

Alles war begraben

Die Bergsturzkatastrophe vom 28. Mai 2025 hinterliess über 70 Hektaren Kulturland unter Schutt. Stallungen, Zufahrten und grüne Wiesen – alles war begraben. Die Hilfsbereitschaft liess jedoch nicht lange auf sich warten: Privatpersonen, Unternehmen und Institutionen spendeten mehr als 60 Millionen Franken, und Landwirte aus dem ganzen Wallis organisierten Transporte und Weideflächen für die evakuierten Tiere.

Auch die Galloway-Herde der Siegens fand so ein neues Plätzchen: Sie graste zunächst in der Umgebung von Gampel und Steg, im Sommer auf Alpwiesen bei der Lauchernalp. Auf die Fafleralp, deren Pacht Siegen besitzt, durften die Tiere dieses Jahr nicht, wie der «Walliser Bote» schreibt .

Auf die Fafleralp zurückkehren

«Wir schauen Schritt für Schritt nach vorne», sagt Siegen im Artikel. Der Verkauf von insgesamt 18 Tieren sei ein schmerzhafter Schritt. Für den Rest der Herde fand die Familie dank Unterstützung der Berufskollegen eine Zwischenlösung: Die verbliebenen 20 Rinder werden über die Wintermonate im Stall des Landwirtschaftszentrums Visp untergebracht, wo früher Eringerkühe standen.

Direktorin Karin Oesch erklärte auf Anfrage des «Walliser Bote»: «Wir haben Platz und können Hans-Peter Siegen die Tiere aufnehmen. Deshalb war diese Lösung naheliegend.» Im Frühjahr sollen die Tiere auf die Weiden und später auf die Fafleralp zurückkehren.

Ambitionierter Wiederaufbau

Anfang September präsentierte der Walliser Staatsrat zusammen mit Gemeindepräsident Matthias Bellwald und den Staatsräten Franziska Biner, Christophe Darbellay und Franz Ruppen den Fahrplan für den Wiederaufbau Blattens. Darüber berichtete der «Schweizer Bauer».

Rund 100 Millionen Franken werden für den Wiederaufbau veranschlagt, davon fast zehn Millionen für die Landwirtschaft. Hauptausgaben sind Brücken, Wege und Strassen, 1,5 Millionen Franken sollen als A-fonds-perdu-Beiträge in neue Ställe und landwirtschaftliche Bauten fliessen.

Für die acht zerstörten Betriebe in Blatten und die weiteren acht Bauern, die Futterflächen verloren, sollen die Wiederaufbauhilfen rasch wirksam werden. «Die Leute brauchen eine Perspektive», betonte Wirtschaftsminister Darbellay an der Medienkonferenz. Martin Bellwald vom Amt für Strukturverbesserung ergänzte: «Die Landwirtschaft ist orts- und landschaftsprägend für das Lötschental und muss unterstützt werden.» Die Direktzahlungen für 2025 seien gesichert, für 2026 und 2027 laufen Verhandlungen mit dem BLW und dem Fonds Suisse, um Einkommensverluste abzufedern.

Provisorien und neue Ställe

Die betroffenen Bauern müssen ihre Tiere im kommenden Winter in Übergangslösungen unterbringen. Milch- und Mutterkühe fanden bereits Platz in Visp, Schafe teilweise in älteren Ställen. Auch die Siegens hoffen, dass sie im Herbst 2026 ihre neuen Ställe beziehen können. «Wir warten auf die neue Gefahrenkarte», sagt Siegen gegenüber dem «Walliser Bote». Diese soll auch über die künftige Landwirtschaft im Lötschental entscheiden.

Eine weitere Herausforderung ist die Bewirtschaftungsarrondierung, die erst vor wenigen Jahren abgeschlossen wurde. Dank einer Genossenschaft konnten die extrem vielen kleinen Parzellen effizient bewirtschaftet werden. Die nächsten Generalversammlungen könnten jedoch Anpassungen bei den Pachtverträgen erfordern, um die Flächen nach dem Bergsturz neu zu verteilen.

Parlament bewilligt rasche Hilfe

Der Walliser Grosse Rat hat nun am Donnerstag, 11. September einem Solidaritätsbeitrag von 10 Millionen Franken für die Bevölkerung, Unternehmen und Vereine von Blatten zugestimmt. Die Gelder richten sich nach klaren Kriterien, etwa dem Wohnsitz oder dem Geschäftssitz zum Zeitpunkt der Katastrophe. Christophe Darbellay bezeichnete die Unterstützung als «starkes Signal» für Blatten, das Lötschental und die Berggemeinden. Bereits zuvor hatte der Bund über ein dringliches Gesetz 5 Millionen Franken Nothilfe bereitgestellt.

Kommentare (1)

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  • aYlNlfdX | 18.09.2025
    Dieser Kommentar wurde von der Redaktion entfernt.
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