Die Schweizer Nahrungsmittelindustrie sieht trotz negativen Währungsumfelds Chancen im Export. An einer Tagung kritisierten Vertreter der Branche aber die «Swissness-Regulierung» und die Höhe der Rohstoffpreise in der Schweiz.
Während sich die Nahrungsmittelindustrie und der Verband in den letzten Jahren gut entwickelt hätten, habe es auch Misserfolge gegeben, etwa die «Swissness»-Regulierung. Dieses Fazit zog alt Ständerat Rolf Schweiger am Montag zum Abschluss seines Präsidiums bei der Föderation der Schweizerischen Nahrungsmittel-Industrien (fial).
«Monströse Komplexität»
Nach zehn Jahren übergab Schweiger das Amt am «Tag der Schweizer Nahrungsmittel-Industrie» in Bern an seine Nachfolgerin, die Waadtländer FDP-Nationalrätin Isabelle Moret.
Die «Swissness»-Regulierung bringe bei der Regelung der Herkunftsbezeichnung von Nahrungsmitteln eine «monströse Komplexität». Wo deshalb die «Swissness» nicht mehr ausgelobt werde, erfolge eine Verlagerung ins Ausland oder es werde auf ausländische Rohstoffe ausgewichen, prophezeite Schweiger.
Kampf für grössere Exporthilfen
Dieser Effekt würde nach seiner Einschätzung noch deutlich verstärkt, wenn Ausfuhrbeiträge gemäss «Schoggi-Gesetz» gekürzt oder sogar aufgegeben würden. Das Parlament hat zwar im Juni das Budget für diese Ausfuhrbeiträge von ursprünglich 70 Millionen auf 95 Millionen Franken erhöht.
Daniel Meyer, CEO der Schweizer Ländergesellschaft des Nahrungsmittelkonzerns Mondelez, bezifferte den Bedarf an der Tagung aber auf 140 Millionen. Für den Hersteller der in Bern produzierten Toblerone-Schokolade, die zu 97 Prozent exportiert werde, seien diese Zuschüsse unverzichtbar. Die Frankenstärke, aber auch die immensen Preisdifferenzen für die Rohstoffe wie Milch oder Zucker machten den Export zunehmend schwierig: Bei der Preisentwicklung sei Toblerone an einem Punkt angelangt, wo man sich fragen müsse, wie es mit der Produktion weitergehe.
Milchpulver koste im Ausland etwa nur ein Drittel, Zucker sei 30 Prozent billiger. Die Ausfuhrbeiträge seien daher eine «agrarpolitische Notwendigkeit».
Internationaler Druck
Weil das heutige System des Rohstoffpreisausgleichs immer mehr unter Druck komme, prüfe der Bund derzeit Alternativen, die mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) kompatibel seien. Das sagte der Delegierte des Bundesrats für Handelsverträge, Botschafter Christian Etter. Mondelez-Manager Meyer brachte unter anderem statt eines fixen Betrages einen Ausfuhrzuschuss von 85 Prozent an den exportierten Umsatzwerten ins Spiel. Eine weitere Möglichkeit seien separate Preise für den Export mit Rückvergütung für die Bauern via Direktzahlungen.
Insgesamt sieht die Nahrungsmittelbranche aber auch weiterhin Standortvorteile in der Schweiz. Dazu zählen die hohe Qualität und Sicherheit der Produkte, womit nicht zuletzt bei der wachsenden Mittelschicht in Schwellenländern gepunktet werden könne. Das Vertrauen in die ganze Wertschöpfungskette sei das zentrale Verkaufsargument, sagte etwa René Schwager von dem in China tätig gewordenen Milchvermarkter «Swissmooh».
Unterstützung von Berset
Bundesrat Alain Berset betonte in seiner Rede, beim neuen Lebensmittelrecht habe der Täuschungsschutz oberste Priorität. Es sei wichtig, das Verordnungsrecht mit der EU in Einklang zu bringen.
Das schaffe Rechtssicherheit für Schweizer Produzenten und Verkäufer. Und es erleichtere den Handel mit der EU. So müssten zum Beispiel nicht mehr spezifische Verpackungen oder Produkte für die Schweiz hergestellt werden.