Derzeit wissen Forscher von keinem Asteroiden, der direkt auf die Erde zurast. Aber wenn das einmal der Fall sein sollte, wollen sie vorbereitet sein. Deswegen ist jetzt eine Sonde gestartet, die in einen Asteroiden krachen soll – fast wie in einem Hollywood-Film.
Erstmals hat die US-Raumfahrtbehörde Nasa eine Sonde starten lassen, die absichtlich in einen Asteroiden krachen und dadurch dessen Flugbahn verändern soll.
Vor Asteroiden schützen
Das Fluggerät startete am Mittwochmorgen um halb acht Schweizer Zeit mithilfe einer «Falcon 9»-Rakete von der Vandenberg Space Force Base in Kalifornien aus. «Asteroid Dimorphos: Wir kriegen Dich», twitterte die Nasa kurz nach dem Start.
Kommenden Oktober soll die Sonde den Asteroiden Dimorphos treffen. Von der rund 330 Millionen Dollar teuren Mission «Dart» (Double Asteroid Redirection Test) erhofft sich die Nasa Erkenntnisse darüber, wie die Erde vor herannahenden Asteroiden geschützt werden könnte.
Durchmesser von rund 160 Metern
Dimorphos, eine Art Mond des Asteroiden Didymos mit einem Durchmesser von rund 160 Metern, stellt derzeit gemäss Nasa-Berechnungen keine Gefahr für die Erde dar – und die Mission ist so angelegt, dass der Asteroid auch nach dem Aufprall der Sonde, die nur eine Kamera an Bord hat, keine Gefahr darstellen soll.
Nach dem Aufprall soll die rund zwölfstündige Umlaufbahn von Dimorphos um mindestens 73 Sekunden und möglicherweise bis zu zehn Minuten kürzer dauern. 2024 soll die Esa-Mission «Hera» starten, um die Auswirkungen des Aufpralls genauer zu untersuchen.
27’000 Asteroiden in der Nähe der Erde
«Asteroiden sind kompliziert», sagte die an der Dart-Mission beteiligte Astronomin Nancy Chabot. «Sie sehen unterschiedlich aus, sie haben grosse Steine, sie haben felsige Stellen, sie haben glatte Stellen, sie haben merkwürdige Formen – all diese Sachen. Diesen echten Test an einem echten Asteroiden zu machen, dafür brauchen wir «Dart».»
All das sei ein erster Versuch, sagt Astronomin Chabot – denn für die möglicherweise eines Tages wirklich notwendige Verteidigung der Erde auf diese Weise brauche man viel Zeit und Vorlauf. «Wenn ein Asteroid die Erde bedrohen würde, würde man diese Technik viele Jahre im Voraus anwenden wollen, Jahrzehnte im Voraus. Man würde diesem Asteroiden einen kleinen Schubser geben, der zu einer grossen Veränderung hinsichtlich seiner zukünftigen Position führen würde, und dann wären der Asteroid und die Erde nicht mehr auf Kollisionskurs.»
Derzeit wissen Wissenschaftler von keinem Asteroiden, der in absehbarer Zeit direkt auf die Erde zurasen könnte – aber Forscher haben rund 27’000 Asteroiden in der Nähe unseres Planeten identifiziert, davon rund 10’000 mit einem Durchmesser von mehr als 140 Metern.