Nicht nur in Kontinentaleuropa, auch im Vereinigten Königreich sorgen sich die Kartoffelanbauer aufgrund der anhaltend nassen Witterung um ihre Knollen. Der englische Bauernverband (NFU) forderte jetzt die künftige Regierung dazu auf, nach den Wahlen am 4. Juli Massnahmen zum Schutz und zur Förderung der britischen Kartoffelproduktion zu ergreifen.
Zu solchen Massnahmen zählt der NFU ein proaktives Management der Wasserläufe, um das Risiko von Überschwemmungen zu verringern. Weiter drängen die Farmer auf Zugang zu Wasser in trockenen Zeiten, um die Kartoffelpflanzen ausreichend bewässern zu können.
Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln
Angesichts zunehmender Resistenzen gegen Schädlinge und Krankheiten appelliert der NFU an die künftige Londoner Regierung, einen Plan für den Einsatz und die Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln vorzulegen.
Für notwendig halten die Farmer in England zudem Programme zur finanziellen Unterstützung des Kartoffelanbaus, um die Produktivität zu steigern und Anpassungen an den Klimawandel vornehmen zu können. Als Fördertatbestände nennt der NFU beispielhaft die Finanzierung neuer und bestehender Wasserreservoirs oder von Kühllagern. Gleichzeitig appellierte der englische Bauernverband an die Supermärkte, ihre Spezifikationen für Kartoffeln zu lockern, um sicherzustellen, dass keine Qualitätsware verschwendet wird.
Pflanzgutversorgung angespannt
Laut NFU-Angaben sind in den vergangenen zwei Jahren die Kosten für wichtige Betriebsmittel wie Düngemittel und Energie für die Lagerung der Kartoffeln «unhaltbar hoch» geblieben. Die Gesamtproduktionskosten sind demnach in diesem Produktionszweig in dieser Zeit um ganze 28% gestiegen.
Im Vereinigten Königreich sind heimische Kartoffeln das gesamte Jahr hinweg ein fester Bestandteil des Speiseplans und bilden die wichtigste Zutat für das Nationalgericht «Fish and Chips». Die Briten essen im Schnitt 33 Kilogramm Kartoffeln pro Person und Jahr.
Strukturwandel wurde beschleunigt
Der NFU wies darauf hin, dass die letzten Jahre mit extremen, unbeständigen Wetterbedingungen und steigenden Kosten den Strukturwandel im Kartoffelbau beschleunigt habe. Eine Reihe von Landwirten habe die Anbaufläche verkleinert, um die Verluste zu minimieren. Dies habe zu einer Verknappung des Angebots geführt.
Der NFU schätzt es zwar als unwahrscheinlich ein, dass es in diesem Jahr zu leeren Regalen in Supermärkten kommt. Gleichwohl sieht der Verband Handlungsbedarf dringenden Handlungsbedarf seitens der Politik.
Schwierig bleibt aus Sicht des englischen Bauernverbandes auch die Versorgung mit Pflanzkartoffeln. Er hält eine Wiederaufnahme des gegenseitigen Handels mit Pflanzkartoffeln zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich für notwendig. Dies würde dazu beitragen, die derzeitige Knappheit an Pflanzkartoffeln zu beheben.