Das Erdmandelgras hat sich zu einem Unkraut mit hohem wirtschaftlichem Schadpotential entwickelt. Die neu gegründete Arbeitsgruppe „Nationale Koordination Erdmandelgras“ fasst laufende Aktivitäten national zusammen.
Mit der Arbeitsgruppe ist eine zentrale Anlaufstelle für Fragen rund um das Erdmandelgras ins Leben gerufen worden. So werde der Informationsfluss sichergestellt, die Aktivitäten in den einzelnen Regionen koordiniert und insgesamt eine nationale Übersicht erreicht, teilen die Konferenz der kantonalen Pflanzenschutzdienste (KPSD), die Konferenz der Landwirtschaftsämter (KOLAS) und der Schweizer Bauernverband (SBV) mit.
Ein invasiver Neophyt
Das Erdmandelgrras wurde vor Jahrzehnten über kontaminiertes Pflanzgut in die Schweiz eingeschleppt und hat sich zu einem Ungras mit hohem wirtschaftlichem Schadpotential für die gesamte Landwirtschaft entwickelt, weil es eine hohe Konkurrenz für unsere Kulturpflanzen darstellt. Seine Knöllchen werden über anhaftendes Bodenmaterial an Erntemaschinen oder Bodenbearbeitungsgeräten leicht verschleppt, und dadurch breitet es sich immer weiter aus.
Harte Blätter
Die harten, braunen Mandeln des Erdmandelgrases sehen Erdkrumen ähnlich. Sie treiben mehrfach aus und überleben mehrere Jahre. Die Knöllchen sind sehr klein (2 bis 15mm) und werden leicht über Maschinen verschleppt. Warme Witterung, Bewässerung und nährstoffreiche Böden beschleunigen Wachstum und Mandelgrösse. Die Bildung neuer Knöllchen beginnt ab Juni. Das Erdmandelgras unterscheidet sich deutlich von anderen Gräsern und kennzeichnet sich durch einen dreikantigen Stängel, eine V-förmige Blattmittelrinne und durch die hellgrüne Farbe. Die Blätter sind hart und schwer benetzbar. sum
Stark befallene Flächen können im schlimmsten Fall nicht mehr für den Ackerbau genutzt werden. Als invasiver Neophyt ist es auch eine Bedrohung für die Biodiversität. Das Erdmandelgras steht auf der Schwarzen Liste von Info Flora.
Verschleppung über Bodenbearbeitungsgeräte
Die Pflanze wieder von den Äckern zu bringen, braucht Zeit und Geld. Am ehesten gelingt die noch im Mais. Dort belaufen sich die Kosten für chemische und mechanische Massnahmen auf rund 700 Franken pro Hektare. Hinzu kommen die Arbeitsstunden für Ausreissen, Ausgraben und Kontrollen.
Bereits im Mai 2017 warnte Samuel Jenni, Leiter der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau, im «Schweizer Bauer» vor der Pflanze. «Hat das Unkraut einmal eine gewisse Verbreitung erreicht, ‹chlöpft› es. Wir haben im Seeland Schläge, auf denen keine Kartoffeln, kein Wurzelgemüse und keine Rüben mehr angebaut werden dürfen. Die Gefahr einer Verschleppung der Mandeln durch Bodenbearbeitungsgeräte ist zu gross. Ohne strikte Auflagen könnte das flächendeckende Ausmasse annehmen.»
Schweine müssen Erdmandeln genügend kauen
Die Forschungsanstalt Agroscope testet in den kommenden Monaten eine natürliche Bekämpfungsmethode – Wollschweine. In Zusammenarbeit mit dem Kanton Zug weiden von Oktober 2019 bis April 2020 erstmals Wollschweine auf einem von Erdmandelgras befallenen Feld im Kanton Zug. Im Herbst 2020 wird sich zeigen, ob der Einsatz der tierischen Unkrautbekämpfer Erfolg zeigt.
Eingesetzt werden die Wollschweine auf einem befallenen Acker von Landwirt Gregor Wyss. Er hofft, mit den Wollschweinen ein langfristig gutes Bekämpfungsresultat zu erhalten, da dieser Neophyt ihm viel Arbeit bereitet. Der Landwirt vermutet, dass die Erdmandeln bei der Humusverschiebung beim Strassenbau durch unsaubere Baumaschinen eingeschleppt wurden.
Die Schweine erhalten Wasser, zusätzliches Futter, Unterstände und werden betreut. «Das Erdmandelgras und die Wurzelknöllchen sind essbar. Die Wollschweine fressen das und wir werden sehen, ob sie die Mandeln genug kauen und verdauen, so dass diese zerstört sind und nicht mehr auskeimen im Frühling. Ziel ist es, die Neubildung von Knöllchen zu verhindern», sagt Roger Bisig, Leiter Landwirtschaftsamt des Kantons Zug. Bissig geht davon aus, dass das Erdmandelgras nicht vollständig ausgemerzt werden kann. Übrig bleiben sollen jedoch nur noch kleine Befallsherde. Die werden ausgegraben und fachgerecht entsorgt.
In die Tiefe graben
Weder Herbizide noch eine flache Bodenbearbeitung erfassen Erdmandeln in tieferen Bodenschichten. Sind Erdmandeln in tieferen Schichten vorhanden, sollte der Boden ab und zu tief bearbeitet werden, um überdauernde Erdmandeln aus der Tiefe an die Oberfläche zu befördern, wo sie besser bekämpft werden können. Sind keine Erdmandeln in tieferen Schichten vorhanden, darf der Boden nicht tief bearbeitet werden, weil sie sonst vergraben werden. Am besten kann die Tiefe der Erdmandel im Frühling nach dem Austreiben des Erdmandelgrases festgestellt werden. Mit einem Spaten wird entlang der weissen Hauptwurzel des Erdmandelgrases in die Tiefe gegraben, bis die Erdmandel zum Vorschein kommt. sum