Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sieht wegen der Krise in der Euro-Zone aussergewöhnlich hohe Risiken für die Schweizer Wirtschaft. Die Währungshüter drängen die Grossbanken UBS und vor allem die Credit Suisse zu einem weiteren Kapitalaufbau.
Beide Institute seien für eine dramatische Ausweitung der Euro-Krise unterkapitalisiert, teilte die Nationalbank am Donnerstag in Bern mit. CS und UBS hätten in den letzten Jahren zwar Fortschritte bei der Kapitalausstattung erzielt. Diese seien angesichts der hohen Risiken im heutigen Umfeld aber ungenügend.
Ratschläge an CS und UBS
In ihrem jüngsten Bericht zur Finanzstabilität rät die SNB der UBS, den Weg des Kapitalaufbaus fortzusetzen und an der restriktiven Dividendenpolitik festzuhalten. Die CS hingegen solle den Kapitalaufbau schon in diesem Jahr beschleunigen, fordert die Nationalbank. Dabei solle keine Option ausgeschlossen werden, auch nicht eine Kapitalerhöhung.
Geldschleusen bleiben weit offen
Am Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken will die SNB mit aller Konsequenz festhalten. Die Nationalbank ist weiterhin bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen, auch wenn die Bestände in letzter Zeit wieder deutlich gestiegen sind.
Auch beim momentanen Kurs bleibe der Franken hoch bewertet, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan. Eine weitere Aufwertung hätte schwerwiegende Folgen für die Preis- und Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz. Die Nationalbank wolle dies nicht zulassen und sei bereit, jederzeit weitere Massnahmen zu ergreifen.
Gegen Staatsfondes mit Beteiligungen im Ausland
Jordan liess durchblicken, dass er aber gegen die Einrichtung eines Staatsfonds als Mittel zur Beeinflussung des Frankenkurses zu anderen Währungen ist. Nur die notfalls unbeschränkten Devisenkäufe der SNB seien für einen Mindestkurs massgeblich.
Würde ein Schweizer Staatsfonds im Ausland in Staatsanleihen, Aktien, Immobilien, Rohstoffe oder Beteiligungen investieren, bliebe das Wechselkursrisiko bestehen, sagte Jordan. Das für die Schweizer Wirtschaft zentrale Währungsproblem würde somit nicht effektiv umgangen.
Leitzins bleibt bei Null
Erwartungsgemäss behält die SNB ihre ultra-lockere Geldpolitik bei. Das Zielband für den Dreimonats-Libor bleibt bei 0,0 bis 0,25 Prozent. Eine Erhöhung würde tendenziell zu weiterem Aufwertungsdruck auf den Franken führen.
2012 erwartet die SNB eine Inflationsrate von -0,5 Prozent. Für 2013 soll diese 0,3 Prozent und 2014 mit 0,6 Prozent betragen. Auf absehbare Zeit gebe es in der Schweiz keine Inflationsrisiken.
Grössere Unsicherheit bei der Konjunktur
Die Nationalbank geht von einer nur langsamen Erholung der Weltwirtschaft aus. Besonders in Europa entwickle sich die Konjunktur aufgrund der Finanz- und Schuldenkrise äusserst schwach. In der Schweiz kommt es laut SNB schon im laufenden Quartal zu einer deutlichen Verlangsamung der Wirtschaftsaktivität.
Nur dank dem überraschend starken Winterhalbjahr erwartet die Nationalbank für 2012 ein Wachstum der Schweizer Wirtschaft von rund 1,5 Prozent. Zuvor ging sie von einem Wachstum von gegen 1 Prozent aus. Die Risiken für die Schweizer Konjunktur blieben aber aussergewöhnlich hoch, warnt die SNB. Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung in der Eurozone habe nochmals zugenommen.
Falls die globale Konjunktur enttäusche oder die Turbulenzen an den Finanzmärkten sich verstärkten, würden in der Schweiz erneut Abwärtsrisiken für die Wirtschaft und die Preisstabilität entstehen.