Dem starken Franken und der schwachen Weltkonjunktur zum Trotz zeigt sich die Schweizer Wirtschaft standhaft. Das erwartete Wachstum im kommenden Jahr ist aber noch nicht stark genug, als dass die Schweizerischen Nationalbank (SNB) ihre Nullzins-Politik schon aufgeben könnte.
Die SNB und das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) haben beide ihre Wachstumsprognosen 2012 für die Schweizer Wirtschaft nach oben angepasst. Die SNB ging noch im Dezember vergangenen Jahres von einem Wachstum des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) 2012 von 0,5 Prozent aus.
Optimistischere Wachstumsprognosen
Am Donnerstag zeigte sie sich in ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung optimistischer: Es gebe vermehrt Anzeichen, dass sich die Wirtschaftslage in der Schweiz stabilisiere. Für 2012 erwartet die Nationalbank nun ein moderates Wirtschaftswachstum von gegen 1 Prozent.
Auch der Bund zeigt sich am Donnerstag in ihrer vierteljährlichen Prognose der konjunkturellen Entwicklung der Schweiz optimistischer für das kommende Jahr. Nachdem das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) bisher von einem BIP-Wachstum für 2012 von ebenfalls 0,5 Prozent ausging, erwarten die Experten nun mässige 0,8 Prozent Wachstum in der Schweiz.
Die Aussichten seien gut, dass die Konjunkturdelle in den nächsten Monaten überwunden werde und das Wachstum im allmählich Fahrt aufnehme, schrieb das Seco am Donnerstag. 2013 prognostiziert das Seco ein Wachstum von 1,8 Prozent. Auch Umfragen zum Geschäftsklima und die Konsumentenstimmung deuteten darauf hin, dass die konjunkturelle Talsohle erreicht sei. Damit zeigte sich die Schweizer Wirtschaft weiterhin robust, wenn auch insgesamt auf bescheidenem Niveau. Ende 2011 kühlte sich die Konjunktur merklich ab.
Mindestkurs bleibt bei 1,20 Franken
Die SNB hält wohl auch deshalb weiterhin an ihrer expansiven Geldpolitik fest. Für eine Erhöhung der Zinsen dürfte das Wachstum noch zu schwach sein. Ausserdem bleibt die Wirtschaft auf billiges Geld angewiesen. Die SNB belässt das Zielband für den massgebenden Dreimonats-Libor wie erwartet unverändert bei 0,0 bis 0,25 Prozent, wie sie am Donnerstag bekannt gab.
Gleichzeitig beteuerte die Nationalbank, den Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro «mit allen Konsequenzen» durchzusetzen. Die SNB ist dazu nach eigenen Angaben bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen. Zwar leiden exportorientierte Branchen noch immer unter dem starken Franken. Die Lage scheint indes nicht dramatisch genug, um eine Erhöhung des Mindestkurses zu rechtfertigen. Die SNB hält zwar fest, dass der Franken beim heutigen Kurs hoch bewertet sei. Dies stelle die Wirtschaft weiterhin vor grosse Herausforderungen.
Gleichzeitig zeige der Mindestkurs aber Wirkung. So habe sich die Wechselkursvolatilität verringert und den Unternehmen Planungssicherheit gegeben, so die SNB.
SNB sieht keine Inflationsrisiken
Weiter müssen nach Einschätzung der SNB-Ökonomen in der Schweiz keine Inflationsrisiken befürchtet werden. Die Inflationsprognose sei gegenüber Dezember sogar noch tiefer ausgefallen. Im Durchschnitt wird das Preisniveau gemäss den Berechnungen 2012 um 0,6 Prozent sinken. Für 2013 prognostiziert die SNB eine Teuerung von 0,3 Prozent, für 2014 eine von 0,6 Prozent.
Trotz den verhalten positiven Aussichten halten Seco und SNB fest, dass die Unsicherheiten hoch bleiben. So sei ungewiss, ob die Bewältigung der Schuldenkrise eine Entspannung der Lage bewirken werde, schreibt die SNB. Zudem gebe es im Schweizer Hypothekar- und Immobilienmarkt vermehrt Anzeichen von Ungleichgewichten. Dies berge erhebliche Risiken für die Finanzstabilität.