Die Naturschutzorganisation «Pro Natura» kritisiert die Demonstration des Schweizer Bauernverbandes (SBV) gegen die Sparpläne des Bundes im Agrarbudget. Der SBV lenke von der falschen Ausrichtung der Agrarpolitik ab, heisst es in einer Mitteilung.
Die Sparvorschläge aus dem Bundeshaus böten einen willkommenen Anlass für die Bewirtschaftung von Empörung, so Pro Natura. Der Bauernverband tue dies fälschlicherweise auch auf Kosten der Natur. «Damit lenkt der SBV von seinem Versagen in der marktnahen Ausrichtung der Schweizer Landwirtschaft ab», heisst es.
Kernbotschaft irreführend
Für Pro Natura seien Kürzungen im Agrarbudget nicht vordringlich: «Die Kernbotschaft des Schweizer Bauernverbands, es würden gesellschaftliche Leistungen durch die Landwirtschaft erbracht, für die der Bund nun nicht zahlen wolle, ist allerdings irreführend.» Glyphosat in Nahrung, Böden und Urin, Beinahe-Kollaps des überdüngten Baldeggersees im Luzerner Seetal, übermässiger Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung, steigender Dünger-Einsatz und Kraftfutter-Import sowie schwindende Biodiversität im Kulturland: Das seien agrarpolitische Themen, die in den letzten Monaten die Schlagzeilen beherrscht haben. Marcel Liner, Pro Natura Landwirtschaftsexperte, sagt: «Es gibt immer noch gravierende ökologische Defizite in der Schweizer Landwirtschaft. Das heisst, die Gesellschaft bezahlt via Direktzahlungen eine stattliche Rechnung, erhält aber nicht die volle Gegenleistung.»
Angriff auf den Gewässerschutz
Besonders stossend findet Pro Natura, dass der SBV nicht zögert, in seinem Demonstrationsaufruf ausdrücklich Stimmung gegen den Gewässerschutz zu machen. Untersuchungen von Pro Natura in verschiedenen Kantonen zeigten, dass beim Ausbringen von Dünger entlang von Fliessgewässern, Hecken und Waldrändern die minimalen Abstandsvorschriften in sehr vielen Fällen verletzt werden. Liner: «Selbst die elementarsten Gewässerschutzbestimmungen werden heute in der landwirtschaftlichen Praxis oft nicht eingehalten. Der SBV führt seine Mitglieder aufs politische Glatteis, wenn er ausgerechnet gegen den in der Bevölkerung breit abgestützten Gewässerschutz polemisiert.»