In Italien wird die diesjährige Weizenproduktion aufgrund der Dürre im Süden des Landes nach einer ersten Schätzung des mitgliedsstärksten Landwirtschaftsverbandes Coldiretti um 15 % kleiner ausfallen als 2021.
Der Verband geht zum Start der Druscharbeiten in den südlichen Regionen davon aus, dass die Weizenernte landesweit insgesamt etwa 6,5 Mio t erreichen wird. Die Anbaufläche beläuft sich dabei laut seinen Angaben auf 1,71 Mio ha, wovon 1,21 Mio ha auf Hartweizen und gut 500’000 ha auf Weichweizen entfallen.
Zahlen der Getreidehändler zufolge würde eine Erntemenge von 6,5 Mio t allerdings „nur“ ein Minus von gut 5 % zum Vorjahr bedeuten. Coldiretti beklagt, dass der negative Produktionstrend die Abhängigkeit vom Ausland verstärke. Italien weise bei vielen Rohstoffen einen Mangel auf. Nur 36 % des nachgefragten Weichweizens für Brot, Kekse und Kuchen und 62 % des Hartweizens für Nudeln werde im Inland produziert.
„Fast jedes zehnte Weizenfeld“ verlorengegangen
In den vergangenen zehn Jahren sei „fast jedes zehnte Weizenfeld“ verlorengegangen. Den amtlichen Schätzungen zufolge wurden in den Jahren 2017 bis 2021 im Mittel etwa 6,9 Mio t Weizen eingebracht. Bei den Ernten 2017 und 2018 war jeweils die Marke von 7 Mio t geknackt worden, 2016 sogar noch die von 8 Mio t.
Vor dem Hintergrund der schwächeren Ernteergebnisse fordert Coldiretti-Präsident Ettore Prandini staatliche Eingriffe. Dabei bedürfe es sowohl Sofortmassnahmen zur Minderung der hohen Energie- und Produktionskosten beziehungsweise Rettung von Unternehmen als auch struktureller Massnahmen zur Zukunft des Agrarsystems.
Regenwasserspeicherbecken bauen
Auch auf der EU-Ebene brauche es mehr Mut und Ressourcen, um die Ernährungssicherheit zu verbessern, indem die Abhängigkeit von Importen bei den wichtigsten Agrarerzeugnissen und Produktionsfaktoren verringert würden.
Prandini mahnte, es seien Investitionen erforderlich, um die Erträge beziehungsweise Produktion wieder zu steigern. Ihm zufolge sind in Italien unter anderem Regenwasserspeicherbecken zu bauen, um dann durch Beregnung möglichen Dürren entgegenzuwirken.
Gleichzeitig müsse aber auch die öffentliche Forschung mit dem Ziel technologischer Innovationen stärker unterstützt werden, auch um die biologische Vielfalt zu erhalten und dem Klimawandel vorzubeugen.


