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Negativzinsen dürften vorerst wohl ausbleiben

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte am Donnerstag nicht am Leitzins rütteln. Und auch mittelfristig erwarten Experten einen stabile Entwicklung – trotz Trumps Zöllen.

awp |

In einer Umfrage der Nachrichtenagentur AWP prognostizieren 18 von 19 befragten Ökonomen, dass der Leitzins auch nach der geldpolitischen Lagebeurteilung vom Donnerstag bei 0 Prozent liegen wird. Damit ist die vorherrschende Meinung so klar wie seit Langem nicht mehr.

Negativ ist negativ

Der Grund dafür dürfte die Wortwahl von SNB-Präsident Martin Schlegel an der letzten Lagebeurteilung vom Juni sein. Nach der damals sechsten Zinssenkung in Folge legte er die Latte für eine Senkung in den negativen Bereich sehr hoch. «Es ist uns bewusst, dass der Negativzins unerwünschte Nebenwirkungen haben kann und für viele Akteure in der Wirtschaft eine Herausforderung darstellt», so der SNB-Chef damals. Dies führte beim einen oder anderen Experten, der davor noch von Negativzinsen ausgegangen war, zu einem Umdenken.

Nun wird reihum die Problematik von Negativzinsen betont. «Negativzinsen kommen nicht ohne Nebenwirkungen und sind unpopulär», heisst es etwa von der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Denn nicht nur würden Sparer bestraft und werde der Immobilienboom weiter angeheizt. Auch der Anlagenotstand der Pensionskassen nähme zu, so die ZKB. «Das könnte sich langfristig auch negativ auf die Altersvorsorge auswirken.»

Trump ändert nichts

Die Zölle von US-Präsident Donald Trump haben laut dem Gros der Experten die Ausgangslage derweil nicht fundamental verändert. Denn zwar würden die Zölle das hiesige BIP-Wachstum belasten, negative Zinsen seien aber auf diese Entwicklung keine angemessene Reaktion, meinen die Experten der UBS.

Konkret würden die Folgen der Zölle durch eine kurzzeitige Abwertung des Franken kaum gemildert geschweige denn abgewendet, meint etwa die Valiant Bank. «Die zahlreichen Negativeffekte würden entsprechend klar überwiegen.» Die Migros Bank sieht das gleich: Negativzinsen würden kaum etwas bringen, aber «unerwünschten Kollateralschaden» verursachen.

Entwicklung der Inflation

Gegen eine Zinssenkung in den negativen Bereich spricht für viele Experten auch die die Entwicklung der Inflation. Sie zeigt seit dem negativen Wert im Mai auf tiefem Niveau aufwärts. Angesichts dessen gebe es auch keinen Grund für eine Abwärtsrevision der Inflationsprognosen der SNB, heisst es von der Bank Safra Sarasin. Ihrer Ansicht nach ist die aktuelle Geldpolitik expansiv genug und weitere Zinssenkungen entsprechend nicht nötig – auch wenn zuletzt sowohl die politischen als auch die wirtschaftlichen Nachrichten alles andere als günstig für die Schweiz gewesen seien.

Einziger Abweichler ist Oddo BHF. Hier wird mit einer Fortsetzung des Zinssenkungskurses gerechnet und entsprechend mit einer Rückkehr der Leitzinsen in den negativen Bereich. Dies sei nötig, um der Deflation entgegenzuwirken und die Aufwertung des Franken zu begrenzen.

Szenarien für Negativzinsen

Auch mittelfristig erwarten die allermeisten Experten, dass die SNB den Leitzins bei 0 Prozent belässt. Sie fragen sich gleichwohl, was passieren müsse, damit die SNB doch noch Negativzinsen einführt. Dafür bräuchte es wohl eine starke Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro, heisst es. Auslöser könnte beispielsweise eine Verschärfung der Haushaltsrisiken im Ausland sein.

«Unter Zugzwang käme die SNB auch, wenn die EZB bei einer markanten Kehrtwende des Fed ihre Zinspause aufhebt und die Zinsen massiv senkt», meint BAK Economics. Mit dem moderaten Zinspfad der US-Notenbank dürfte aber dieses Risiko zunächst vom Tisch sein. Auch ein Einbruch der Wirtschaft und die Rückkehr in eine Rezession mit rückläufigen Privatkonsumausgaben aufgrund steigender Arbeitslosigkeit könnte ein Argument für Negativzinsen liefern, ergänzt die Migrosbank.

Interventionen erste Wahl?

Sollte der Franken allerdings nur aufgrund von Übertreibungen oder «Safe-Haven»-Zuflüssen stark aufwerten, dürfte die SNB in den Augen der ZKB auf das bewährte Mittel der Devisenmarktinterventionen zurückgreifen.

Jedoch stehen hierbei andere Risiken im Raum – insbesondere, dass die Schweiz von den USA als Währungsmanipulatorin abgestempelt würde. «Und gerade der aktuelle Zollstreit mit den USA setzt für die SNB durchaus Anreize, sich möglichst ruhig zu verhalten», so die Bank Syz. Mit Zinsen unter Null neue Aufmerksamkeit zu erregen, wäre wohl für die Verhandlungen nicht hilfreich.

Zusammenfassend dürften also die hohen Hürden, die SNB-Präsident Martin Schlegel in den vergangenen Wochen immer wieder betonte, auch weiterhin einer Zinssenkung im Wege stehen. Und auch die Risiken der anderen Instrumente zeigen auf, wie schwierig das Parkett ist, auf dem sich die Währungshüter derzeit bewegen.

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