Pflanzen locken Helfer gegen Fressfeinde an, zum Beispiel indem sie Nektar ausserhalb der Blüten absondern. Dieses Gratisbuffet lockt räuberische Ameisen oder andere hilfreiche Insekten an - aber auch ungeladene Gäste. Zürcher Forscher haben sie identifiziert.
Die Ackerbohne (Vicia faba) besitzt dunkelviolette sogenannte Nektarien, die an den Nebenblättern sitzen. Diese sondern Nektartröpfchen ab, die zum Beispiel Ameisen oder parasitische Wespen anlocken. Sie dienen quasi als «Bodyguards» und fressen andere, pflanzenfressende Insekten oder legen ihre Eier in ihnen ab.
Grillen sind Diebe
Das Team um Consuelo De Moraes von der ETH Zürich hat nun untersucht, ob es auch Nektardiebe gibt, die den Pflanzen keine Hilfe leisten, und ob die Pflanzen Abwehrstoffe gegen sie produzieren. Über die Resultate berichten die Forscher nun in den «Proceedings B» der britischen Royal Society.
Die Biologen pflanzten Ackerbohnen auf einem Feld an und sammelten dort sämtliche Insekten, die sie fangen konnten. Im Labor untersuchten sie, welche den grössten Schaden an den Nektarien anrichteten. Es waren Grillen, in etwas geringerem Ausmass auch Heuschrecken und Raupen. Ohrwürmer und Käfer hingegen frassen die Nektarien nicht.
Abwehrstoffe
Das Überraschende daran ist nach Angaben der Forscher, dass Grillen eigentlich eher tote Biomasse und nicht lebende Pflanzen fressen. Die Grillen knabberten denn auch keine Blätter der Bohnenpflanzen an. Dem süssen Nektar konnten sie aber offenbar nicht widerstehen. Die Bohnen produzierten in allen Pflanzenteilen ausser den Samen die für Insekten giftige Aminosäure L-Dopa, insbesondere aber in und um die Nektarien. Dies deuten die Wissenschaftler als gezielte Abwehrstrategie gegen pflanzenfressende Insekten, die vom Nektar angelockt werden könnten.
Die Forscher schliessen aus ihrer Untersuchung, dass der Nektar-Klau für die Pflanzen kostspielig ist, sodass sie sogar in physiologisch «teure» Abwehrstoffe investieren. Sie müssen also einen optimalen Mittelweg zwischen Anlocken von Helfern und Abwehren von Feinden finden, was jeweils von der Häufigkeit dieser Tiergruppen abhängt.