Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé investiert in den nächsten fünf Jahren 3,2 Milliarden Franken in die Senkung seiner CO2-Emissionen. Dadurch will das Unternehmen bis 2050 sein Netto-Null-Ziel erreichen.
Bereits bis 2030 will Nestlé zudem seinen CO2-Ausstoss auf die Hälfte reduzieren. Am Donnerstag veröffentlichte das Unternehmen erstmals einen detaillierten Aktionsplan, wie es diese Klimaziele erreichen will. «Die Bewältigung des Klimawandels kann nicht warten», wird Nestlé-Chef Mark Schneider im Communiqué zitiert.
Gefühl der Dringlichkeit
Er sei nicht gerade ein Early Adopter gewesen, wenn es um den Umgang mit dem Klimawandel gehe, schrieb Schneider zudem in einem Essay, der gleichentags auf dem Onlineportal des Business-Magazins «Fortune» hochgeschaltet wurde. «Am Anfang war ich Agnostiker und wollte mehr Beweise dafür sehen, dass die massiven Investitionen, die zur Bekämpfung der globalen Erwärmung erforderlich sind, wirklich notwendig sind», so der Nestlé-Chef.
Doch nun wisse man genug, um mit einem Gefühl der Dringlichkeit zu handeln. «Wirtschaftsführer können es sich nicht länger leisten, skeptisch und endlos geduldig zu sein und darauf zu warten, dass jede Theorie überprüft und jedes Klimamodell bewiesen wird.»
Nestlé
Strategisch wichtig
Die Stossrichtung sei klar und man könne als Chef nicht erwarten, dass die öffentliche Politik die Arbeit für einen erledige. Wer nun zögere statt handle, bedrohe sowohl den Planeten als auch das eigene Geschäft, so Schneider weiter.
Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke sagte in der Mitteilung, der Verwaltungsrat erachte Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels für strategisch wichtig: «Er unterstützt die Beschleunigung und Verstärkung dieser Anstrengungen, um den langfristigen Erfolg des Unternehmens zu sichern und zu einer nachhaltigen Zukunft für künftige Generationen beizutragen.»
Höhere Abnahmemengen und Preise
Von den erwarteten 3,2 Milliarden Franken an Investitionen werden laut der Mitteilung rund 1,2 Milliarden in die Einführung der regenerativen Landwirtschaft gesteckt. Nestlé arbeite bereits mit mehr als 500’000 Bauern und 150’000 Lieferanten zusammen, um sie bei der Anwendung von regenerativen Anbauverfahren zu unterstützen. Durch regenerative Landwirtschaft würden etwa die Bodengesundheit verbessert und Ökosysteme wiederhergestellt.
Das Unternehmen rechnet damit, bis 2030 mehr als 14 Millionen Tonnen seiner Zutaten aus solchen Landwirtschaftsbetrieben zu beziehen. Nestlé beteilige sich an den erforderlichen Investitionen der Bauern und erhöhe im Gegenzug die Abnahmemengen und zahle einen höheren Preis für die Produkte, heisst es weiter. Zudem weitet das Unternehmen sein Wiederaufforstungsprogramm aus und will über die nächsten zehn Jahre jährlich rund 20 Millionen Bäume anpflanzen.
Regenerative Landwirtschaft
Fast zwei Drittel der Emissionen von Nestlé stammten aus der Landwirtschaft, heisst es in der Mitteilung weiter. «Daher liegt es auf der Hand, dass die regenerative Landwirtschaft und die Wiederaufforstung Schwerpunkte auf unserem Weg zu Nett-Null-Emissionen bilden», wird der operationelle Chef von Nestlé, Magdi Batato, in der Mitteilung zitiert.
Strom aus erneuerbaren Energiequellen
Als weitere Massnahme will Nestlé aber auch bei seiner operativen Tätigkeit CO2 sparen. So soll künftig an sämtlichen 800 Standorten in 187 Ländern nur noch Strom aus erneuerbaren Energien verwendet werden. Bis Ende 2022 werde zudem der weltweite Fuhrpark auf umweltschonendere Fahrzeuge umgestellt. Geschäftsreisen würden reduziert und kompensiert und es würden Massnahmen zum Schutz von Gewässern und zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen in der Produktion getroffen.
Auch sein Produktportfolio wird Nestlé künftig durch pflanzliche Lebensmittel und Getränke weiter ausbauen und die Rezepturen anpassen. Zudem würden mehr «CO2-neutrale Marken» angeboten. Einige davon, darunter beispielsweise die Marke «Garden Gourmet», erreichen laut der Mitteilung bereits 2022 die CO2-Neutralität. Ebenso hätten sich Marken wie «Nespresso», «S. Pellegrino» oder «Perrier» bis 2022 zur Klimaneutralität verpflichtet. Weitere Marken sollen dasselbe Ziel bis 2025 erreichen, heisst es weiter.
Nestlé
Finanziert durch «Effizienzsteigerungen»
Als Richtwert dient dem Unternehmen der Treibhausgasausstoss von 2018, der sich laut der Mitteilung auf 92 Millionen Tonnen belief. Der Aktionsplan von Nestlé wurde laut dem Communiqué von der «Science-Based Targets Initiative» (SBTi) überprüft und gutgeheissen.
Die Investitionen von 3,2 Milliarden Franken sollen primär durch «operative und strukturelle Effizienzsteigerungen» finanziert werden, um die Initiative ergebnisneutral zu gestalten, heisst es weiter.