Nestlé ist auch 2012 wieder stark gewachsen. Der Nahrungsmittelkonzern mit Sitz in Vevey wies am Donnerstag ein Umsatzplus von 10,2 Prozent aus. Insgesamt beliefen sich die Verkauferlöse auf 92,2 Mrd. Franken.
Stark entwickeln konnte Nestlé seine Geschäfte in den wirtschaftlich aufstrebenden Schwellenländern, wo ein immer grösser werdender Mittelstand sich Nestlé-Produkte leisten kann. Das Unternehmen berichtet in seinem Communiqué von zweistelligen Wachstumsraten in China, in Indonesien und in den aufstrebenden Märkten Afrikas.
Hervorragendes Geschäft mit Wasser
Prächtig entwickelt hat sich aber auch das Geschäft mit Trinkwasser: Der Umsatz von Nestlé Waters stieg organisch um 6,4 Prozent. Noch stärker fiel das Umsatzwachstum mit organisch 6,7 Prozent aus bei Nestlé Nutrition, der Sparte für Babynahrung und Gewichtssenkungsprodukte. Von weiterhin zweistelligen Wachstumsraten ist auch bei Nespresso die Rede - genaue Zahlen weist Nestlé für das Kaffeekapselgeschäft allerdings nicht aus.
Insgesamt wuchs Nestlé aus eigener Kraft um 5,9 Prozent (organisches Wachstum), wobei ein Umsatzplus von 2,8 Prozent auf höhere Preise zurückzuführen ist. Aus der Umrechnung in die Buchhaltungswährung Franken hat Nestlé ein Umsatzplus von 1,7 Prozent verbuchen können - nachdem die Jahre davor der starke Franken jeweils die ausgewiesene Umsätze gedämpft hatte. Akquisitionen führten zu einem Umsatzplus von 2,6 Prozent.
Profitabilität ausgebaut
Doch Nestlé konnte nicht nur seinen Absatz erheblich ausbauen - der Nahrungsmittelkonzern hat auch sein Gewinnmarge gesteigert. Unter anderem dank Einsparungen bei der Produktion und im Vertrieb hat Nestlé es geschafft, seine operative Ergebnismarge um 0,2 Prozentpunkte auf 15,2 Prozent zu erhöhen.
Das operative Ergebnis betrug 14,0 Mrd. Fr. und lag damit 11,8 Prozent über dem Wert des Vorjahres. Unter dem Strich verdiente Nestlé 10,6 Mrd. Fr. und damit 1,1 Mrd. Fr. oder rund 12 Prozent mehr als noch 2011.
Mit dem Ergebnis hat Nestlé das vergangene Jahr im Rahmen der Erwartungen der Branchenexperten abgeschlossen. Die von der Finanznachrichtenagentur AWP befragten Analysten hatten durchschnittlich mit einem Umsatz von 92,24 Mrd. Fr. und einem Reingewinn von 10,57 Mrd. Fr. gerechnet.
Mit 5,7 Prozent lag das organische Wachstum zwar innerhalb des von Nestlé formulierten Zielbandes von 5 bis 6 Prozent, jedoch unter den Erwartungen der Branchenanalysten. Dies dürfte laut Händlern dazu geführt haben, dass diverse Aktienbesitzer Gewinne mitnehmen wollten und ihre Nestlé-Papiere abgestossen haben. Insgeheim hatten die Investoren aber gehofft, dass die Absatzsteigerung aus eigener Kraft über den vom Nahrungsmittelkonzern selbst formulierten Zielen ausgefallen wäre.
Um 10.10 Uhr notierten die Nestlé-Titel 1,8 Prozent günstiger, derweil der stark von der Entwicklung der Nestlé-Papiere geprägte Swiss Market Index (SMI) praktisch auf dem Niveau des Vorabends lag. Nach Handelsbeginn hatten die Nestlé-Aktien zwischenzeitlich bis 2,6 Prozent an Wert eingebüsst.
In Analystenkreisen wird das Jahresergebnis von Nestlé allgemein als solide bezeichnet, eine Bank sprach in ihrem Kommentar von einem «appetitlichem Zahlensatz».
Hervorgehoben wurden neben den verfehlten Wachstumserwartungen, dass das Unternehmen selbst im problembehafteten Europa immer noch Umsatzzuwächse hatte verzeichnen können. Nestlé scheine offensichtlich mit den richtigen Produkten auf dem Markt präsent zu sein, um auch in einem schwierigen Umfeld bestehen zu können, hiess es.
Dividende wird erhöht
Von der Gewinnentwicklung bei Nestlé werden auch die Aktionäre profitieren: Die Dividende soll um 5,2 Prozent angehoben werden. Daneben können Nestlé-Aktionäre aber auch von einem steigenden Börsenwert des Unternehmens profitieren. 2012 ist Nestlés Aktienkurs um gut 10 Prozent angestiegen, seit Anfang dieses Jahr bis Mitte dieser Woche stieg der Wert der Nestlé Anteilscheine um knapp 8 Prozent.
Wachstum soll weitergehen
Fürs laufende Jahr rechnet Nestlé zwar mit einem weiterhin herausfordernden Geschäftsumfeld. Dieses aber biete dem Konzern die Möglichkeit, die Wettbewerbsvorteile auszuschöpfen und die Wachstumschancen zu nutzen, hiess es im Communiqué. Nestlé rechnet weiterhin mit einem organischen Wachstum des Umsatzes zwischen 5 und 6 Prozent und einer steigenden Marge.
Nestlé-Chef verdient knapp 10 Mio. Fr.
Paul Bulcke, der Konzernchef des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé, hat im vergangenen Jahr fast gleich viel verdient wie bereits im Jahr davor. Bar und in Form von Aktien erhielt er eine Vergütung von total 9,97 Mio. Franken.
2011 beliefen sich Salär und Boni auf 9,80 Mio. Franken. Der Grundlohn des Nestlé-Chefs - also quasi das fixe Gehalt - stieg von 2,0 auf 2,38 Mio. Franken und betrug damit knapp 24 Prozent, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht von Nestlé hervorgeht.
Bulcke bewegt sich mit seiner Entlöhnung zwar weit oben auf der Liste der bestverdienenden Manager der Schweiz - allerdings nicht ganz oben. So wies der Pharmakonzern Roche für seinen Chef ein Gehalt von insgesamt 11,3 Mio. Fr. aus, Konkurrent Novartis zahlte seinem Chef Joseph Jimenez gesamthaft 13,2 Mio. Franken.
Insgesamt wurde der Nestlé-Geschäftsleitung 2012 Löhne und Boni in Höhe von 43,9 Mio. Fr. ausbezahlt - nur unwesentlich mehr als im Jahr davor, als 43,5 Mio. Fr. auf die Konten und in die Aktiendepots der obersten Manager flossen.
Nestlé-Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck erhält für das Jahr 2012 insgesamt 6,97 Mio. Fr. und damit gleich viel wie 2011. Dem ganzen Verwaltungsrat wurden total 11,6 Mio. Fr. und damit geringfügig weniger als im Vorjahr ausbezahlt.