240 Wölfe streifen derzeit durch die Schweiz. Gegen die immer grösser werdende Population dieser Raubtiere sollen nun neue Hunderassen für den Schutz der Schafe zugelassen und eingesetzt werden. Die Kantone Graubünden und Wallis warten aber nicht auf eine neue Bundesregelung und gehen eigene Wege – auch wenn es dafür noch kein Geld gibt.
Regelmässig ist von Wolfrissen zu lesen. Und es gibt immer mehr Wölfe. Die Besorgnis unter Hirtinnen und Bergbauern ist gross. Um den Kleintieren den entsprechenden Schutz zu bieten fehle es auch an Schutzhunden, schreibt der «SonntagsBlick». Aktuell sind die beiden Rassen Montagne des Pyrénées und Pastore Abruzzese vom Bundesamt für Umwelt als offizielle Herdenschutzhunde-Rassen anerkannt. Die Zulassung neuer Hunderassen für den Herdenschutz solle nun diesen Mangel beheben.
«Der Wolf gefährdet die Alpwirtschaft»
Der «SonntagsBlick» zitiert eine Studie der nationalen Landwirtschaftszentrale Agridea von letztem Juli, die aufdecke, dass der Herdenschutz mit Hunden «prinzipiell gut» funktioniere. Komme es trotzdem zu Rissen, sei entweder das Gelände zu unwegsam oder der Hund versage.
In der Schweiz gäbe es aber auch schlicht zu wenige Hunde, führt von Erich von Siebenthal als einen weiteren Grund hinzu. «Der Wolf gefährdet die Alpwirtschaft», sagt der Berner SVP-Nationalrat und Präsident des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbandes (SAV).
Zwei Hunderassen sind zu wenig
Der Bund reguliert zurzeit das Schutzhundewesen. Anerkannt werden momentan nur zwei Hunderassen: die Montagne des Pyrenöes und Pastore abruzzese. Bereits vor drei Jahren gab es im Nationalrat einen Versuch diese Einschränkung aufzuheben. SP-Nationalrätin und Pro-Natura-Präsidentin Ursula Schneider Schüttel scheiterte damals aber am Widerstand der Regierung.
Viele Bauern stören sich daran, dass es heute so lange dauert, bis ein Hund offiziell für den Herdenschutz eingesetzt werden kann. Die Prozesse seien schwerfällig, die Abklärungen und Wartezeiten seien lange, schreibt der «SonntagsBlick». Das führt dazu, dass Bauer auf Direktzahlungen verzichten und Hunde aus dem Ausland importieren. Diese erweisen sich aber oft als ungeeignet. Dies scheint also keine Lösung zu sein.
Lockerung der Regelung scheint aufgegleist
In Bundesbern scheint jetzt aber Bewegung in die Sache zu kommen. Offiziell gibt es dazu zwar noch keine Bestätigung. Die Sprecherin des Bundesamtes für Umwelt sagte jedoch dem «SonntagsBlick», dass bezüglich der Erweiterung der Hunderassen für den Herdenschutz von den Kantonen verschiedenen Anträge eingegangen seien. Diese würden nun im Zusammenhang mit der Anpassung der Jagdverordnung geprüft.
Auch von Siebenthal würde damit rechnen, dass die Einschränkung der Hunderassen mit dem neuen Jagdgesetz gelockert würde. «Wir brauchen auf den Alpen mehr Schutzhunde», betont von Siebenthal.
Tamara Wülser
Graubünden und Wallis gehen vor
Obschon der Bund die Problematik erkannt hätte, warten einzelne Kantone aber nicht darauf, dass sich in Bundesbern etwas tut. Sie reagieren eigenständig auf die Mangelsituation. So setzt der Kanton Graubünden auch anatolische Hirtenhunde ein. Da deren Zulassung jedoch nicht bundesweit geregelt ist, gibt es vom Bund dafür auch keine finanzielle Unterstützung.
Auch das Wallis zeigt sich eigeninitiativ. Letzte Woche stellte die Regierung ein eigenes Prüfungs- und Legitimierungsprogramm vor, um den Mangel an Herdenschutzhunden zu beheben (der «Schweizer Bauer» hat darüber berichtet). So werden für diesen Sommer nicht offizielle als Herdenschutzhunde zugelassene Vierbeiner eingesetzt. Unter den 43 Hunden befinden sich auch Bernhardiner, Kangal- oder Transmontano-Hirtenhunde. Alle Hunde haben die entsprechenden Tests bestanden.
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