Obwohl es in der Schweiz noch kein Verbot für Anbindeställe gibt, spüren Bauern bei Neubauvorhaben Druck. Die Interessengemeinschaft (IG) Anbindestall will sich deshalb für eine Gleichstellung der Anbindeställe zu den Laufställen einsetzen. Mit Umfrage.
Kämpferische Töne wurden am Samstag im Landgasthof Sonne, auch bekannt unter dem Namen «Haus der Freiheit», in Ebnat-Kappel SG angeschlagen. Es ging um die Beibehaltung der Anbindeställe. Gastgeber war SVP-Präsident und Mitbesitzer der «Sonne», Toni Brunner. Angereist waren Hansruedi Scheuner, Präsident der IG Anbindestall Schweiz aus Oberlangenegg BE, und Patrick Monhart, IG Anbindestall Ostschweiz aus Wildensbuch ZH.
Gleichberechtigung gefordert
Scheuner stellte zwei Dinge klar: «Es geht uns nicht um das Ausspielen von Lauf- gegen Anbindeställe. Vielmehr müssen beide nebeneinander und gleichberechtigt Platz haben. Ganz wichtig ist, dass wir den praxisfernen Theoretikern in den Büros der Landwirtschaftsämter Paroli bieten und endlich auf unsere berechtigten Anliegen aufmerksam machen.»
Bei der IG Anbindestall herrscht die Befürchtung, dass früher oder später durch die Schweizer Politik das Anbindestall-Verbot in EU-Ländern (in Dänemark ab 2016) übernommen werden könnte. Auslöser für die IG-Gründung war, wie Scheuner erklärte, ein Leserbrief von Hansuli Huber vom Schweizer Tierschutz. «Dort war zu lesen, dass Subventionen inskünftig nur noch für Laufställe ausgerichtet werden sollten. Meine Intervention beim Berner Bauernverband brachte nichts.» Deshalb sei es an der Zeit, für alle Bauern, egal ob Anbinde- oder Laufstallbesitzer, gleich lange Spiesse zu fordern.
Hälfte der Bauern hat Anbindstall
Die Vereinsgründung auf schweizerischer Ebene stehe bevor: «Rund die Hälfte der Bauern haben einen Anbindestall. Wenn sich alle zusammentun, haben wir ein gewichtiges Wort mitzureden.»
Ähnliche Gründe für sein Engagement machte Patrick Monhart geltend. «Heute sind es die Pferde, die nur noch in Boxen gehalten werden dürfen, morgen dann vermutlich die Kühe und Rinder», so der Zürcher Bauer. «Es ist nicht Schweizer Art, sich von Leuten aus der ‹Teppichetage› den Weg zeigen zu lassen. Vielmehr sollte es der Souverän sein, der bestimmt, was im Land zu geschehen hat.»
Von zahlreichen Auseinandersetzungen mit Beamten berichtete auch Bauer Rolf Altherr aus Wattwil SG. «Man hat mir unverblümt gesagt, dass der Bau eines Anbindestalls für 33 Kühe nicht mehr in die heutige Zeit passe.» Seiner Ansicht nach haben die Bauern mit der Annahme des allerersten Subventionsfrankens einen grossen Fehler begangen. «Seither sind wir den Beamten auf allen Ebenen ausgeliefert.»