Der Neuenburgersee ist mit 218 Quadratkilometer der grösste Schweizer See der vollständig innerhalb der Landesgrenzen liegt. Drei Kantone teilen sich diesen See: Neuenburg, Freiburg und Waadt. Um die Fischerei zu koordinieren, gibt es eine «Interkantonale Kommission für die Fischerei auf dem Neuenburgersee».
Aufgrund der von den Kormoranen angerichteten Schäden und um den Rückgang der Fischfänge auszugleichen, hat diese Kommission Mitte Juni entschieden, die finanzielle Soforthilfe für die Fischerei auf dem Neunburgersee um drei Jahre zu verlängern (2025-2027). Um diesen handwerklichen Beruf und das damit verbundene Kulturerbe zu schützen, können Fischerinnen und Fischer mit einem Betrag von 10'000 Franken pro Person und Jahr rechnen, wie die Kommission in einer Medienmitteilung informiert.
Felchenfänge gehen stetig zurück
Im Jahr 2023 erreichten die Erträge aus der Fischerei im Neuenburgersee 127 Tonnen gefangenen Fisch (alle Arten). Dies bedeutet einen leichten Anstieg gegenüber den Erträgen von 2022 (116 Tonnen), heisst es in der Mitteilung weiter. Unerreichbar bleibt der Ertrag von 2016 mit 369 Tonnen.
Felche machen einen grossen Teil des Fischfangs im Neuenburgersee aus.
zvg
Der Grossteil der Erträge beruht vor allem auf zwei Arten, nämlich Barsch (2023: 53 Tonnen) und Palée- und Bondelle-Felchen (2023: 30 Tonnen). Die Felchenfänge gehen jedoch seit 2016 stetig zurück und erreichten in den letzten Jahren sehr niedrige Quoten. Die Quote betrug in den drei letzten Jahren im Schnitt 26 Tonnen gegenüber einem Durchschnitt von 135 Tonnen pro Jahr zwischen 2014 und 2016, informiert die Kommission.
Fischbesatz sichert Bestand
Die Population der Felchen im Neuenburgersee wird durch Fischbesatz unterstützt. 2023 wurden 7 Millionen Palée-Brütlinge und 1,3 Millionen Bondelles-Brütlinge ausgesetzt. Gemäss einer Studie wurde der Beitrag durch diesen Fischbesatz auf 20 % für die Bondelles-Population und auf 50 % für die Palée-Population geschätzt.
Was ist ein Fischbesatz?
Unter Fischbesatz versteht man das absichtliche Aussetzen einer grösseren Anzahl von Fischen in Gewässer. Fischbesatz ist eine gängige Praxis in der Schweiz, um Fischbestände zu unterstützen oder zu erhöhen. Die erste schweizerische Brutanstalt wurde 1854 vom Kanton Zürich in Meilen erbaut.
Eine Zusammenstellung von Schweizer Fallstudien zur Überwachung der Wirksamkeit des Fischbesatzes seit 1981 zeigt jedoch, dass diese Managementmethode nicht nachhaltig die Wildfischbestände unterstützt. Im besten Fall erhöht sie in einigen Fällen die Fänge der Fischer. Daher wird empfohlen, den Besatz so bald wie möglich einzustellen und der Wiederherstellung der Lebensräume Priorität einzuräumen. Quellen: Wikipedia, Bundesamt für Umwelt.
Angesichts der derzeit niedrigen Erträge spricht sich die Kommission dafür aus, die Besatzbemühungen fortzusetzen. Dazu gehören auch Sondermassnahmen beim Abfischen von Laichtieren. In der künftigen Fischzuchtanlage in Estavayer-le-Lac soll im Frühjahr 2025 eine erste Pilotproduktion von Bondelles-Brütlingen starten.
Kormorane regulieren
Eine andere Studie ermittelte die auf den Kormoran zurückzuführenden Schäden für die Berufsfischerei auf dem Neuenburgersee. Sie schätzt den jährliche Bruttoschaden auf durchschnittlich 217’000 Franken pro Jahr. Das entspricht 4,7 % des geschätzten jährlichen Bruttoertrags der Fischerei im Neuenburgersee.
Kormorane fressen täglich bis zu 500 Gramm Fisch, welchen sie mit einer ganz speziellen Jagdtechnik fangen.
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Diesbezüglich haben die drei Anliegerkantone im Rahmen des Vernehmlassungsverfahrens zur Revision der eidgenössischen Jagdverordnung eine Lockerung der Schutzbestimmungen für den Kormoran vorgeschlagen. Sie fordern die Verschiebung der Kormoran-Schutzzeit vom 1. März auf den 1. April, um die Ansiedlung neuer Brutkolonien einzudämmen, heisst es in der Mitteilung abschliessend. Auch solle der Abschuss von unreifen Kormoranen das ganze Jahr über erlaubt sein, um die Fanggeräte der Berufsfischer schützen zu können.