Arbos heisst die neue Traktorenmarke, die demnächst auch in Europa Fuss fassen will. Obwohl es bei der ersten Serie noch einiges zu verbessern gibt, sollte man das chinesische Produkt in Zukunft sehr ernst nehmen.
Zum Präsentieren einer landtechnischen Neuheit ist die Agritechnica als grösste Landtechnikausstellung der Welt genau der richtige Platz. Das findet auch die chinesische Firma Foton Lovol und zeigt erstmals ihre neue Traktorenmarke Arbos. Grundsätzlich handelt es sich um eine neue Serie mit vier Typen im Leistungsbereich von 102 bis 136 PS.
Motor von Kohler
Die Serie hört auf den schlichten Namen 5000, wobei die drei letzten Ziffern Aufschluss über die Leistung des jeweiligen Traktors geben. So hat das Topmodell mit einer Leistung von 136 PS die Bezeichnung Arbos 5130. Diese Serie ist nur ein erster Schritt, denn die Chinesen haben bereits weitere Modelle angekündigt. So soll nächstes Jahr die Serie 6000 mit einem Leistungsbereich von 140 bis 200 PS und in zwei Jahren die Serie 7000 mit 200 bis 260 PS folgen.
Grundsätzlich hat Foton Lovol eine sehr hohe Fertigungstiefe. So produzieren sie auch die Motoren für ihre Maschinen selbst. Leider entspricht dieser Motor nicht den aktuell geltenden Abgasnormen Europas. Aus diesem Grund hat sich Foton Lovol entschieden, die neue Serie für den europäischen Markt mit einem Motor von Kohler auszustatten.
Hierbei handelt es sich bei allen vier Modellen um einen Vierzylindermotor mit einem Hubraum von 3,4 Litern. Weiter verfügt dieser Motor auch über alle technischen Standards wie Common-Rail-Einspritzanlage oder Vierventiltechnik, und natürlich erfüllt er auch die Abgasstufe 4. Dafür setzt er auf SCR und einen Dieseloxidationsfilter DOC.
Powershift verfügbar
Beim Getriebe hat man die Wahl zwischen drei verschiedenen Ausführungen. In der Basisvariante hat das Getriebe zwei Gruppen und fünf mechanische Gänge. Der Fahrrichtungswechsel erfolgt ebenfalls mechanisch. Da es sich um eine Wendeschaltung handelt, stehen auch rückwärts alle Gänge zur Verfügung. Bei der Variante Global setzt Foton Lovol eine Lastschaltstufe ein. Somit können alle Gänge einmal gesplittet werden. Beide Varianten besitzen zwei Zapfwellengeschwindigkeiten, wobei man zwischen den Geschwindigkeiten 540/1000 und 540E/1000 U/ min wählen kann.
Die komfortabelste Modell-Ausführung heisst Advanced. Dabei besitzt das Basisgetriebe zusätzlich drei Lastschaltstufen, und der Wendevorgang erfolgt ebenfalls durch eine lastschaltbare Wendeschaltung. Aber auch bei der Zapfwelle legen die Chinesen noch einen drauf und rüsten diese Traktoren serienmässig mit vier Zapfwellengeschwindigkeiten aus.
Einfache Hydraulik
Bei der Hydraulik unterscheidet Foton Lovol nicht zwischen den verschiedenen Ausstattungslinien. Somit besitzen alle Traktoren eine Zahnradpumpe mit einer Förderleistung von 110 L/min. Davon stehen 70 Liter für externe Verbraucher zur Verfügung. Diese können über maximal zwei mechanische und ein elektrisches Steuergerät gespeist werden.
Die Hubkraft beziffert Foton Lovol mit 4,4 Tonnen im Heck. Grundsätzlich handelt es sich um einen mechanischen Kraftheber, wobei Foton Lovol zur Komfortsteigerung einen elektrischen Schnellaushub anbietet. Natürlich gibt es auf Wunsch auch eine Fronthydraulik. Hier liegt die Hubkraft bei zwei Tonnen.
Schmuckes Design
Ein Blick genügt und man sieht, dass es sich beim Arbos um ein attraktives Kerlchen handelt. Entsprechend offen sagen die Chinesen auch, dass sie sich beim Design professionelle Hilfe von einem Designer aus Italien geholt hätten. Das hat sich gelohnt, obwohl es hier und da noch einiges zu verbessern gibt. So sind zum Beispiel die grossen Seitenverkleidungen an der Motorhaube verschraubt.
Auch bei der Kabine hatten die Italiener ihre Finger im Spiel. Dies spiegelt sich in einer modernen Kabine mit guter Ergonomie wider. So besitzt der Arbos zum Beispiel eine sehr hochgezogene Frontscheibe für Arbeiten mit einem Frontlader. Trotz aller Schönheit wirkt die Verarbeitung der Kabine bei der Vorserienmaschine billig. Und auch die Lärmimmissionen für den Fahrer entsprechen noch nicht dem europäischen Standard. Eine Kabinenfederung ist bislang nicht verfügbar. Das gilt auch für eine Vorderachsfederung.
Der Radstand beträgt 2,4m. Somit kommt er in die Klasse eines New Holland T5 oder eines John Deere 5M. Das Leergewicht beziffert Foton Lovol für den Arbos mit 4,2t. Leider macht sie keine Angaben zum Gesamtgewicht. Dafür gibt Foton Lovol Auskunft über den Preis: Der Arbos 5130 Advanced soll 59'700 Euro (65'000 Frannken) kosten.
Foton Lovol
In China Marktführer mit 100'000 Traktoren pro Jahr
Foton Lovol wurde 1988 in China gegründet. Obwohl 20 Prozent des Unternehmens in Staatshand sind, gilt das durch Investoren finanzierte Unternehmen als privat. Foton Lovol machte 2014 einen Umsatz von 3,1 Milliarden Euro (3,38 Mrd. Fr.) und beschäftigte 16'000 Mitarbeiter. Neben Landtechnik, die in China unter dem Namen Lovol vertrieben wird, produziert die Firma auch Baumaschinen, Elektrofahrzeuge und Maschinenkomponenten wie Achsen und Motoren.
Der Hauptumsatzträger ist und bleibt jedoch die Landtechnik. So ist Lovol in China mit über 100'000 verkauften Traktoren pro Jahr und einem Marktanteil von 35 Prozent Marktführer. Das Gleiche gilt auch für Mähdrescher. Lovol produzierte letztes Jahr über 50'000 Mähdrescher und hatte einen Marktanteil von 32 Prozent in China. Mit diesem Marktanteil im eigenen Land ist Wachstum schwierig, darum hat Foton Lovol nun den Weltmarkt ins Visier genommen. Mit diesem Schritt plant das Unternehmen eine Verdoppelung des Umsatzes in den nächsten zehn Jahren, wobei sie als Erstes die Märkte Russland, Iran und Türkei bearbeiten wollen.
In Europa hat Foton Lovol in Bologna (I) ihren Hauptsitz. Letztes Jahr haben sie das traditionsreiche Sätechnikunternehmen Matermacc übernommen. Dabei wurde aber ihr Wachstumshunger nicht gestillt. So hat der Konzern eine weitere Übernahme zur Agritechnica angekündigt. schm