Esther Siegenthaler, gebürtige Bauerntochter und ausgebildete Lehrerin aus Schangnau BE, lebt und arbeitet momentan als Praktikantin auf einer Milchviehfarm in Neuseeland. In ihrem Blog berichtet sie regelmässig über das, was sie dort erlebt.
Mit einem elektrischen Chip im Ohr werden die Kühe bein Melkkarusell erkannt. Den Chip einzudrücken und die 117 Kälber zu entwurmen dauerte länger als die Melkzeit der 550 Kühe, denn diese ist weniger als zwei Stunden!
Es ist Nachmittag kurz vor zwei Uhr, Zeit zum Aufbrechen, die Kühe müssen in den Melkstand gebracht werden. Die Kühe trotten los, vom Ton her könnte es in der Schweiz sein, denn rund 20 Tiere tragen Glocken oder Treicheln. Auf die Frage warum dies so ist, antwortet Paul: "I like it!". Als weit eren Grund gibt er seinen Stolz und das Heimatgefühl an, sein Vater ist im Kanton St. Gallen aufgewachsen. Er ist vor 60 Jahren ausgewandert, die Mutter vor 55. Das von mir mitgebrachte "Treicheli" trägt nun das Rind Nummer 96, sie hat eine besonders Leistungsstarke Mutter und wird in der kommenden Abkalbesaison ab August in die erste Lakt
ation starten. Auch bei den Kühen dürfen nur die besonders wertvollen Glocken tragen. So auch Nummer 246, sie heisst Rita, eine der wenigen die auch einen Namen hat.
Bemerkenswert ist, dass Paul von fast jeder Kuh den Jahrgang und die Mutter kennt. Zudem kann fast jede Kuh auf der Weide berührt und ihr gekretzt werden. Sind die Kühe im Melkstand angekommen, ist das Gedränge besonders gross, denn im 56er Karusell gibt es Kraftfutter, 2 Kilogramm pro Kuh und Tag. So erzielen die Tiere Bestleistungen für Neuseeländische Voraussetzungen.
Der Herdendurchschnitt, Stalldurchschnitt kann hier nicht gesagt werden, denn da gibt es keinen, beträgt 6500 Kilogramm. Dies ist eine beträchtliche Leistung, denn die Kühe marschieren weiteStrecken und wiegen nur etwa 450 Kilogramm. Momentan werden täglich rund 9600 Kilogramm Milch abgeholt. Die Milch wird während dem Absaugen auf deren Inhaktsstoffe getestet. In dieser Woche beträgt der durchschnittliche Fettgehalt 5,5 Prozent, der Eiweissgehalt liegt bei 4,2 Prozent. In Neuseeland sind solch hohe Gehalte besonders wichtig, denn hier wird nach den Milksolids, also dem Fett- und vor allem Eiweissgehalt,bezahlt. Der Milchpreis beträgt bei diesen Bedingungen umgerechnet 45 Rappen pro Liter. Ebenso wie in der Schweiz darf die Zellzahlgrenze von 350 000 nicht überschritten werden. Die Herde von Hardeggers weist einen Schnitt von unter 50 000 auf!
Sind die Kühe beim Karusell, werden sie durch einen elektronischen Chip erkannt. Der Computer meldet sofort, wenn etwas aussergewöhnlich ist. Nebst dem Chip sind drei weitere Marken angebracht. Die kleine metallerne wird direkt nach der Geburt angebracht. Der Jahrgang sowie eine fortlaufende Nummer sind eingraviert. Die anderen Marken können erst später angebracht werden, denn die Ohren sind noch zu klein. So haben wir zwei weitere am Dienstag eingedrückt. Zudem gab es für jedes Kalb eine Entwurmungsgabe in den Mund. Auf der gelben Marke steht die fortlaufende Nummer gross. Der Jahrgang und der Name der Farm sind kleiner. Das bedeutet, dass Rind Nummer 96, welches "mein Treicheli" trägt, das 96. Kuhkalb in der Abkalbesaison 2013 war.
Stierkälber sowie Kuhkälber von Rindern werden nach vier Tagen geschlachtet. 2014 gab es 117 Kuhkälber von Kühen die in die zweite Laktation starten oder älter sind. Diese alle zu entwurmen und die beiden korrekten Marken einzudrücken gibt eine Menge Arbeit! Beim Start in die erste Laktation wird eine grosse gelbe Markeeingedrückt. Auf ihr steht die Nummer welche die Kuh in der Herde trägt. Beispielsweise die 246 von Rita.
Der Melkstand steht häufig in der Mitte der Farm, so können die Wegstrecken am kleinsten gehalten werden. Auch die Melkzeit soll kurz gehalten werden. Bei Hardeggers beträgt die reine Melkzeit kanpp zwei Stunden. So wird alle sieben Sekunden eine Kuh angehängt. Zu beachten ist, dass der Melker verantwortlich ist, dass die Kühe das Karusell wieder verlassen und immer je der Platz besetzt ist. Zudem muss auch die Gruppe mit den "kranken" Kühen gemolken werden. Momemtan sind dies neun Stück. Einige lahmen, andere haben Mastitis. Nach maximal drei Mastitis-Behandlungen wird eine Kuh geschlachtet.
Nach dem Melken muss alles geputzt werden. Obwohl die Schwänze kahl geschoren sind, entsteht viel Schmutz, verständlich bei 550 Kühen. Das Putzen dauert halb so lange wie das Melken, also fast eine Stunde! Bis dies erledigt ist, sind die Kühe wieder auf die frische Weide marschiert und der Draht kann geschlossen werden. Natürlich müssen nur die Kühe gehen, wir nehmen das Motorrad
oder den Quad.