Eine 278 Kilometer lange Wasserstrasse soll Atlantik und Pazifik miteinander verbinden. Umweltschützer kritisieren die Streckenführung durch den Nicaragua-See. Gegner des Projekts bezweifeln zudem, dass der chinesische Investor das Grossprojekt überhaupt stemmen kann.
Das chinesische Unternehmen HKND hat die Route des geplanten Kanals durch Nicaragua bekanntgegeben. Die Wasserstrasse soll von der Flussmündung des Río Punta Gorda an der Karibikküste durch den Nicaragua-See im Landesinneren bis zur Mündung des Río Brito auf der Pazifikseite führen, sagte HKND-Ingenieur Dong Yunsong am Montag.
Streckenführung in der Kritik
Der Kanal wird demnach 278 Kilometer lang und zwischen 230 und 530 Meter breit. Zwei Schleusen sollen die Wasserstandsunterschiede ausgleichen. Die Fahrt durch die Wasserstrasse wird etwa 30 Stunden dauern. HKND rechnet damit, dass jährlich 5100 Schiffe den Kanal durchqueren. Der Baubeginn ist für Ende des Jahres geplant. An den beiden Küsten ist jeweils ein Hafen geplant.
Naturschützer kritisierten bereits im Vorfeld die Streckenführung durch den Nicaragua-See. Der See ist das grösste Trinkwasserreservoir Mittelamerikas. Die Havarie eines Öltankers könnte die Wasserversorgung der ganzen Region gefährden. Gegner des Kanals bezweifeln zudem, dass die bislang recht unbekannte HKND in der Lage ist, das rund 40 Mrd. US-Dollar teure Grossprojekt zu stemmen.
Nicaragua erhofft sich wirtschaftlichen Aufschwung
Mit der Wasserstrasse will Nicaragua dem Panama-Kanal Konkurrenz machen, der derzeit für eine neue Klasse von Frachtschiffen erweitert wird. Der Nicaragua-Kanal ist gleich für die derzeit grösste Schiffsklasse mit einer Ladekapazität von rund 400'000 Tonnen ausgelegt.
Als zweitärmstes Land Lateinamerikas verspricht sich Nicaragua von dem Kanal einen wirtschaftlichen Aufschwung. Fünf Prozent des Welthandels könnten künftig über die Wasserstrasse abgewickelt werden, prognostiziert HKND. Zudem entstünden 200'000 Arbeitsplätze.