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Nicht alle Ökonomen malen schwarz

Nach dem Ja zur Zuwanderungsinitiative der SVP ist die Reaktion der Wirtschaft geteilt. Unmittelbare Folgen hat der Volksentscheid, mit dem die Zuwanderung wieder kontingentiert werden soll, laut Experten nicht. Befürchtet werden aber in den nächsten Jahren eine Knappheit an Arbeitskräften, eine Verlagerung von Stellen und schwächeres Wachstum

 

 

Nach dem Ja zur Zuwanderungsinitiative der SVP ist die Reaktion der Wirtschaft geteilt. Unmittelbare Folgen hat der Volksentscheid, mit dem die Zuwanderung wieder kontingentiert werden soll, laut Experten nicht. Befürchtet werden aber in den nächsten Jahren eine Knappheit an Arbeitskräften, eine Verlagerung von Stellen und schwächeres Wachstum

Die Credit Suisse (CS) behält ihre Prognose, dass die Schweizer Wirtschaft dieses Jahr um 2 Prozent wachsen wird, vorerst bei. Die negativen Tendenzen gewichten die Ökonomen der Grossbank aber stärker.

80'000 Stellen werden nicht geschaffen

Verunsicherte Unternehmen würden in nächsten Jahren 80'000 neue Stellen weniger schaffen, lautet die CS-Einschätzung. Die Zuwanderung werde 2015 deswegen von 70'000 auf 50'000 Personen sinken. Dass es weniger Jobs gibt, habe auch negative Auswirkungen auf Schweizer Arbeitnehmer. Das Wachstum des Schweizer Bruttoinlandprodukts muss laut CS für spätere Jahre um 0,3 Prozentpunkte nach unten korrigiert werden.

Befürchtungen bestehen um die ausländischen Firmen, die einen Sitz in der Schweiz unterhalten, oder Pläne für eine Niederlassung in der Schweiz hätten: Für sie seien Kontingente zur Steuerung der Zuwanderung ein Hemmnis, sagte der Arbeitsökonom Pierre Kempeneers von der Universität Genf.

Appell an EU

Zur Unsicherheit trägt bei, dass die Unternehmen nicht wissen, wie die Bilateralen Verträge zwischen der Schweiz und der EU fortan ausgestaltet sein werden: «Unsicherheit ist Gift für die Konjunktur», schrieb Alexis Körber, Prognosechef des Basler Forschungsinstituts Bak Basel.

Die Handelskammer Deutschland-Schweiz zeigte sich ebenfalls besorgt. «Der bilaterale Weg ist für die Schweizer Wirtschaft sehr wichtig und ein Erfolgsfaktor in den letzten Jahren, den es nun zu sichern gilt», erklärte der Direktor der Handelskammer, Ralf Bopp.
Er fasst das Abstimmungsergebnis nicht als Urteil gegen die Teilnahme der Schweizer Wirtschaft am EU-Binnenmarkt auf.

Die Vereinigung Schweizerischer Unternehmen in Deutschland VSUD mit 250 Mitgliedern appellierte inzwischen an die EU und an Deutschland, dass die Wirtschaftsbeziehungen mit dem grössten Schweizer Handelspartner nicht «über Gebühr» belastet würden.

Weniger Pessimismus

Martin Neff, Chefökonom der Raiffeisenbanken, erwartet aber bei der Kontingentierung «vernünftige Lösungen». Weniger pessimistisch zeigt sich auch die UBS: Chefökonom Daniel Kalt erhöhte die Wachstumsprognose für 2014 von 2 auf 2,1 Prozent. Die Grossbank rechnet für 2015 gar mit 2,4 Prozent Wachstum. Die geplante Kontingentierung dürfte aber langfristig den Mangel an Fachkräften verschärfen, beispielsweise im Gesundheits- und im Sozialwesen, sagte UBS-Ökonomin Sibille Duss der Nachrichtenagentur awp.

Der Arbeitsmarktökonom George Sheldon erwartet indessen, dass Kontingente im Sinne der Wirtschaft ausgestaltet würden: «Wenn zum Beispiel ein grosser Pharmakonzern sagt, er brauche 50 ausländische Forscher, dann wird er diese bekommen», sagte er der Nachrichtenagentur sda. So könne es sein, dass die Einwanderung gar nicht gebremst würde.

Immobilienüberangebot

Aus der Wirtschaft kam aber auch die Rückmeldung, für detaillierte Einschätzungen sei es noch früh, da nicht bekannt sei, wie der Volksentscheid umgesetzt werde. Der Hauseigentümerverband rief dazu auf, noch keine Zahlen herumzureichen. Für die Bauwirtschaft und die Immobilienbranche könnte eine tiefere Zuwanderung aber grössere Folgen haben, denn Nachfrage nach Wohnungen ist stark von der Zuwanderung getrieben. Mit einem deutlich gedrosselten Zuzug von Ausländern könnte aus der Wohnungsknappheit ein Überangebot werden.

Negativ wäre laut einer Einschätzung der Immobilienberatungsfirma Jones Lang LaSalle, wenn dadurch die Mieten mehr als erhofft nachlassen und ein Wertverfall von Immobilien die Wirtschaftsentwicklung negativ beeinflussen würden.

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