Nicht alle SVP-Wählenden seien Bauern, sagte SVP-Bundesratskandidat Hans-Ueli Vogt gegenüber den «Tamedia»-Titeln. Städter mit höherer Ausbildung verkörperten die Partei ebenso.
«Nicht alle SVP-Wähler sind Bauern und haben Schwielen an den Händen. Menschen wie ich, Städter mit höherer Ausbildung, verkörpern die SVP genauso. Ich fände es gut, wenn jemand mit diesem Hintergrund im Bundesrat vertreten wäre», sagte der Stadtzürcher und Professor für Wirtschaftsrecht in einem am Dienstag veröffentlichten Interview.
Für gleichgeschlechtliche Ehe
Obwohl er ein urbaner Mensch sei, kenne er aber auch das Landleben, sein Vater habe neben seinem Beruf als Notar auch auf dem Bauernhof gearbeitet. Sich selbst bezeichnet er als «nicht nur krisenfest, sondern geradezu zäh». Das Essen und die direkte Art der Menschen dort sehr möge er sehr. «Mein jüngerer Bruder ist gelernter Bauer, mein Halbbruder arbeitet heute auf dem Hof meines Vaters», so Vogt weiter.
Von seinem Parteiinternen Konkurrenten Albert Rösti unterscheide er sich «in vielen Punkten», Menschen sollten sich frei entfalten können. So spricht sich Vogt für die gleichgeschlechtliche Ehe aus. Beim revidierten Sexualstrafrecht ist er für eine «Nein heisst Nein»-Lösung. Der «Ja heisst Ja»-Ansatz führe strafrechtlich dazu, dass Menschen ihre Unschuld beweisen müssten. Bei der Cannabislegalisierung sei er «nicht mehr offen wie früher».
Höheres Rentenalter, keine Weitergabe von Kriegsmaterial
Überdies sieht Vogt für die Sicherung der AHV eine Erhöhung des Rentenalters, gekoppelt an Lebenserwartung und AHV-Finanzierungsbedarf als nötig. Die Weitergabe von Schweizer Kriegsmaterial, wie das zurzeit Deutschland an die Ukraine tun möchte, lehnt er ab. Er ist für den Ausbau der Wasserkraft sowie der Solar- und die Windenergie. «Das Technologieverbot für neue AKW müsste aufgehoben werden», fordert Vogt. Der Zürcher will Lösungen bei den bilateralen Dossier finden. «Wir ordnen uns aber nicht dem Europäischen Gerichtshof unter. Und wir übernehmen kein EU-Recht ohne die Einhaltung unserer demokratischen Mitwirkungsmöglichkeiten», stellt er klar.
Würde Vogt am 7. Dezember gewählt, hätte die Schweiz zum ersten Mal einen offen homosexuell lebenden Bundesrat. Das würde «direkt nichts» ändern in der Schweiz: «Die sexuelle Orientierung eines Bundesrats ist privat, sie hat keinen Einfluss auf das Verhältnis des Landes zur EU oder die Sicherung der AHV», so Vogt. «Wichtig ist doch diese Botschaft: Man kann in der Schweiz als Schwuler Bundesrat werden – sogar in der SVP. Ich freue mich über diese Selbstverständlichkeit.» Die Schweiz sei in puncto Toleranz schon weit.
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