Verpassten Chancen nicht nachtrauern, sondern sich bewusst auf Schönes konzentrieren: Das ist einer neuen Studie zufolge ein Schlüssel für gesundes Altern. Ältere Teilnehmer gingen im Glücksspiel-Versuch gelassener mit Verlusten um als jüngere - jedoch nur, wenn sie nicht depressiv waren.
Für die Studie spielten die Teilnehmer am Computer 80 Durchgänge eines Glücksspiels. Währenddessen wurden sie im Kernspintomo-graphen untersucht. Mit zunehm-endem Risikoverhalten erhöhte sich dabei der Gewinn, aber auch die Wahrscheinlichkeit zu verlieren. Nach jedem Gewinndurchgang wurde ihnen gesagt, wie viel mehr sie hätten gewinnen können, wenn sie mehr riskiert hätten.
Bei den jungen Teilnehmern löste das in der Regel Bedauern und Ärger aus. «Tatsächlich reagierten junge Probanden - aber auch ältere depressive Patienten - auf die verpasste Chance mit erhöhtem Risikoverhalten im nächsten Durchgang», sagte Studienleiterin Stefanie Brassen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Gelassener Umgang mit Chancen auslassen schützt vor Altersdepressionen
Entsprechend war auf den Kernspintomographie-Bildern zu sehen, dass das neuronale Belohnungssystem, das ventrales Striatum, so wenig aktiv war, als wenn sie verloren hätten.
Gesunde ältere Menschen reagierten dagegen auf Gewinndurchgänge immer mit einem Signalanstieg im Striatum - unabhängig davon, ob sie noch viel mehr hätten gewinnen können oder nicht, berichtete das Forschungsteam am Donnerstag im Fachjournal «Sciencexpress».
«Ein gelassener Umgang mit Chancen, die man im Laufe seines Lebens verpasst hat, spielt eine entscheidende Rolle für die Lebenszufriedenheit im Alter», sagte Brassen. Und er schützt möglicherweise auch vor Altersdepressionen.
«Auch wenn wir alt sind, können wir uns noch verändern»
Die Ergebnisse unterstreichen den Angaben zufolge die Notwendigkeit, sich an die veränderten Lebensumstände im Alter anzupassen, um emotional gesund zu bleiben. «Zukünftige Studien müssen nun prüfen, wie eine solche Anpassung beispielsweise durch den Einsatz verhaltenstherapeutischer Massnahmen frühzeitig gefördert werden kann», erklärte Brassen. Denn klar sei: «Auch wenn wir alt sind, können wir uns noch verändern.»


