Die von EU-Agrarkommissar Phil Hogan aktuell vorgeschlagenen Massnahmen zur Entlastung des Milchmarktes sind in den Niederlanden nicht nur auf Zustimmung gestossen.
So monierte der holländische Milchindustrieverband (NZO) vergangene Woche, dass die angestrebte freiwillige Produktionsbeschränkung auf der Ebene von Milcherzeugerorganisationen, Branchenvereinigungen und genossenschaftlichen Molkereien nur wenig effektiv sei.
Betriebe nicht zusätzlich unterstützen
Der EU-Milchpreis stehe in einem engen Zusammenhang mit dem Weltmarktpreis. Deshalb seien heftige Milchpreisschwankungen in der Gemeinschaft unvermeidlich. Positiv reagierte der NZO indes auf die geplante Ausweitung der Interventionsmengen für Butter und Magermilchpulver. Als weitere Massnahmen schlug die Organisation vor, die Transparenz auf dem EU-Milchmarkt zu erhöhen und die Exportmöglichkeiten durch Handelsvereinbarungen mit Drittländern zu verbessern.
Auch der niederländische Bauernverband (LTO) ist mit den Plänen des Agrarkommissars nicht durchweg zufrieden. Laut LTO sollten die Mitgliedstaaten die landwirtschaftlichen Betriebe nicht zusätzlich finanziell unterstützen dürfen, weil sich dadurch Wettbewerbsverzerrungen und Nachteile für holländische Bauern ergeben würden. Ausserdem sollten freiwillige Produktionsmengeneinschränkungen nicht aus dem Etat der Gemeinsamen Agrarpolitik
(GAP) finanziert werden.
Zustimmung für Erhöhung der Interventionsmengen
Zustimmung gab es dagegen für die Erhöhung der Interventionsmengen für Milchprodukte. „Damit wird ein Boden unter den Milchpreis gelegt“, sagte der Vorsitzende der Fachgruppe „Milch“, Kees Romijn. Gut kam auch der Kommissionsvorschlag an, mit Krediten der Europäischen Investitionsbank (EIB) Innovationen und Investitionen in den Betrieben anzuregen. Für solche Zwecke stünden Milliarden an Euros zur Verfügung.
Die Tilgung dieser Kredite sollte an die Marktpreise gekoppelt werden, schlug Romijn vor. So müsste bei niedrigen Preisen weniger und bei hohen Preisen mehr zurückgezahlt werden. „Das ist gut für den Cashflow der Betriebe“, erklärte er. Die niederländischen Molkereien erfassten laut EU-Kommission 2015 mehr als 11,2 Mio. t Milch und rangierten damit auf dem vierten Platz nach Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich.