Viele Landwirte und Gartenbauer in den Niederlanden stehen unter einem hohen psychischen Druck. Das ist das Ergebnis einer Online-Umfrage des Bauernverbandes LTO Noord. Wie die Organisation mitteile, gaben von den insgesamt 300 Befragten 14% an, dass sie in hohem Masse unter Sorgen litten. Für weitere 33% treffe dies immerhin «einigermassen» zu. Nur 28% sahen sich «kaum» betroffen. «Unbelastet» zeigten sich lediglich 25%.
Der LTO Noord ermittelte vier Hauptstressfaktoren: An erster Stelle standen mit einem Anteil von 42% der Betroffenen Gesetze und Vorschriften. Ausserdem machten sich 31% der Befragten vor allem Sorgen wegen ihrer nach eigener Ansicht unsicheren Zukunft. Hohe Anforderungen des Marktes und die geringe Wertschätzung der Branche durch die Gesellschaft führten 28% als seelische Belastungen an. Ferner sahen sich 19% durch ihre finanzielle Situation gestresst.
Ergebnis nicht überraschend
Für den zuständigen Abteilungsleiter beim LTO Noord, Fije Visscher, sind die Umfrageergebnisse nicht überraschend. Die Verbandsmitglieder seien mit einer Lawine von Veränderungen konfrontiert, die Stress, Angst, Ärger und Unverständnis hervorriefen.
Besonders schwer machten es den Landwirten die Unklarheiten, die durch die Abschaffung des Nationalen Programms für den Ländlichen Raum (NPLG) und die Güllepolitik der Landwirtschaftsministerin Femke Wiersma entstanden seien, so Visscher.
Oft lange nicht erkannt
Problematisch seien auch der umweltpolitische Zwang zum Abbau der Viehbestände und die rückläufige Zahl zugelassener Pflanzenschutzmittel. Schwer auf den Schultern der Landwirte lasteten zudem der Verlust von Agrarflächen durch den Wohnungsbau, durch den Ausbau der Infrastruktur sowie durch die Ausweitung von Naturschutzgebiete und Verteidigungsanlagen.
«Die dadurch verursachten psychischen Beschwerden der Landwirte bleiben oft zu lange unter dem Radar, weil der Beruf häufig allein ausgeübt wird und Arbeit und Privatleben miteinander verwoben sind», stellte Visscher fest.
Unterdessen unterstützt der LTO Noord die Landwirte gemeinsam mit der Stiftung Care for Farmers and Market Gardeners und dem Südlichen Bauernverband ZLTO mit dem Sorgentelefon «Taboer» und einer entsprechenden Internetseite. Dieses Hilfsangebot wird nach eigenen Angaben fast täglich genutzt, und die Website verzeichne durchschnittlich 800 Besucher pro Woche.