Es gibt immer weniger Tierärzte, die Notfalldienst leisten. Die Tierärztevereinigung warnt vor Engpässen. Der Bauernverband ist alarmiert. Er will Lösungen suchen, aber keine höheren Kosten für die Bauern.
Die Tierärzte schlagen Alarm. «Die Notfallversorgung ist heute insbesondere in ländlichen Regionen schwierig abzudecken und kaum kostendeckend», warnt die Gesellschaft Schweizer Tierärzte (GST).
Keine Nachfolger in Sicht
Peter Glauser, Geschäftsführer der GST, präzisiert: «Heute ist der Notfalldienst bei den Nutztieren zu 100 Prozent gewährleistet. Das ist den Tierärzten ein grosses Anliegen.» Allerdings sei es zunehmend schwieriger, ihn sicherzustellen – nicht nur in den Randregionen: «Wir merken, dass wir auch im Mittelland an Grenzen kommen, weil die Gebiete, die ein Tierarzt betreut, grösser werden. Damit steigen aber die Kosten für die Notfallversorgung.»
Problematisch könne sich im Einzelfall auch auswirken, wenn ein älterer Tierarzt keinen Nachfolger für seine Praxis finde: «Der Strukturwandel trifft auch uns.»
Notfalldienst sicherstellen
Im Januar trafen sich deshalb die Tierärzte, um mögliche Lösungsansätze zu diskutieren. An den Gesprächen dabei war auch der Schweizer Bauernverband (SBV). Martin Rufer vom SBV bestätigt: «Wir sind diesbezüglich im Austausch mit der GST. Die Frage, wie man den Notfalldienst und die tierärztliche Grundversorgung generell sicherstellen kann, ist für uns enorm wichtig. Es darf nicht so weit kommen, dass ein Bauer in einem Bergtal bei einem Notfall im Stall keinen Tierarzt alarmieren kann. Das müssen wir unbedingt verhindern.» Um das zu erreichen, müsse man alle Kreise einbeziehen.
Laut Glauser können Gruppenpraxen mit angestellten Tierärzten eine Lösung sein, um den Notfalldienst zu sichern: «So wird dieser auf mehrere Leute verteilt.» Allerdings würden angestellte Tierärzte dem Arbeitsgesetz unterstehen, damit sei geregelt, wie oft sie Notfalldienst leisten dürften.
Anreize schaffen
«Selbstständige Tierärzte unterstehen diesem Gesetz zwar nicht, aber es ist unmöglich, an 365 Tagen den Notfalldienst selber zu gewährleisten.» Man müsse deshalb auch die Kostenfrage stellen, findet er: «Wenn der Notfalldienst kostendeckend ist, wird er attraktiver – auch für junge Tierärzte.»
Von höheren Kosten für Notfallbesuche im Stall will Martin Rufer noch nichts wissen: «Zuerst müssen wir abschätzen, wie akut das Problem ist und dann mögliche Massnahmen diskutieren. Neben den Kosten gibt es viele andere Ansätze.»

