Eindrücklich nicht nur für Technik-Freaks: die Kraftboliden mit den klingenden Namen Crazy Horse, Ghost Buster oder Green Monster. Der 6. Lauf zur Deutschen Meisterschaft in Krumbach liess manches Auge glänzen.
Die Augen weiten sich, wenn nach dem anfänglichen Knattern die drei 12-Zylinder-Motoren auf ihre volle Leistung hochgedreht werden. «Das ist Musik», schwärmt der Zuschauer neben mir. Dann bäumt sich das Ungetüm mit seinen 8000 Pferdestärken auf und schiesst wie eine Rakete über die 100 Meter lange Piste. Alles vibriert. «Full pull», ertönt es aus dem Lautsprecher.
Anton Keller gab alles
Anton Keller mit seinem Team von Pulling-Team Allgäu gab am letzten Wochenende alles. «Das sind alles Amateure, die tagsüber einem Beruf nachgehen und am Abend in der Werkstatt stehen.» Zum Beispiel Altmeister Robert Hofer, der zum dritten Mal souverän den Sieg bei der freien Klasse der Mini Puller holte. Sein Gefährt hatte er in den letzten zwei Wochen nochmals neu zusammengebaut. «Alles war vorher kaputt gegangen.» Oder die 20-jährige Kathrin Schwarz, die auf dem 3. Rang landete: «Das macht übel Spannung!»
Schweizer mit dabei
Guido Gahlinger aus Beggingen SH ist einer der Schweizer, die im Allgäu gemeldet sind. Mit seinem umgebauten IH East Beast holte er in der Sport-Klasse des Farm Pullings den dritten Rang. Er fahre eigentlich nur noch in Deutschland. Grund sei der veraltete Schweizer Bremswagen, der nicht den internationalen Normen entspreche. Auch Christian Ebner und Pascal Utz aus Subingen SO zieht es ins Nachbarland. Sie fahren für ein deutsches Team.
Die Bandbreite der Disziplinen ist ungleich grösser als hierzulande. Neben den Standard- und Sport-Klassen gibt es die Pro- und Super-Stock Klassen. hier darf schon mehr getunt werden. Pro Stock werden ausschliesslich mit Diesel betrieben, während bei Super Stock auch Methanol erlaubt ist.
Bei den freien Klassen stechen die Mini Puller heraus. diese dürfen max. 950 kg Gesamtgewicht aufweisen. Da wird alles weggelassen, was nicht notwendig ist, aber alles ergänzt, was Power gibt. So kommen sie auf über 2000 PS. Bei den freien Klassen 2,5, 3,5 und 4,5 Tonnen ist lediglich die maximale Länge und das Eigengewicht vorgeschrieben. Die meist jahrzehntealten grosshubigen Motoren werden auf Power getrimmt und verlangen auch dem Fahrer einiges ab.
Wie es begann
Der Tractor Pulling Sport kommt ursprünglich aus den USA. Dort wurden in den 1950er-Jahren Felsbrocken gezogen, um zu sehen, wer den stärksten Traktor hatte. Später wurden speziell konzipierte Bremswagen entwickelt, die die Leistungen unter gleichen Bedingungen vergleichbar machten. 1977 luden die Holländer anlässlich der Pflüger-Weltmeisterschaft ein amerikanisches Pulling-Team ein. Damit war der Virus in Europa angekommen. Den Eigenbaukreationen sind kaum Grenzen gesetzt. Die in Krumbach gezeigten freien Klassen waren letztmals 2005 in Niederbipp BE zu sehen.